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Ultimo

Gestern Nachmittag hat er den ersten längeren „Alleinbleib-Test“ gut bestanden. Wir waren 2 Stunden weg und er hat sich ganz ruhig verhalten und scheinbar friedlich auf dem Sofa gelegen. Heute werden es nun mindestens 4 Stunden. Obwohl ich eigentlich optimistisch bin, dass es klappt, habe ich doch ein ziemlich schlechtes Gewissen dabei. Muss mich da wohl selbst erst mal dran gewöhnen und ein bisschen abstumpfen.

Das Treppensteigen klappt nun schon besser – besonders wenn er will, z.B. von der regennassen Straße hoch in die warme Wohnung. Hätte ich gar nicht gedacht, dass es so schnell geht.

Die Spaziergänge sind eine Sache für sich. Zum einen scheint Ultimo total wasserscheu zu sein und flüchtet bei Regen unter den nächsten Unterstand (parkendes Auto etc.) bzw. direkt zurück ins Haus. Das muss er sich im regenreichen Norddeutschland schnell abgewöhnen. Zum anderen, was mir ein bisschen Sorge macht, markiert er bislang überhaupt nicht sein Revier. Er schnüffelt zwar überall, so dass man denkt, er müsste jederzeit sein Bein heben, tut es aber dann nicht. Bisher war es so, dass er unterwegs überhaupt nichts gemacht hat, sondern nur bei uns im Garten. Er sammelt regelrecht und lässt dort dann riesige Mengen auf einmal ab, so dass man sich wundert, wie er das vorher ausgehalten hat. Ich hoffe, das normalisiert sich bald. Vielleicht liegt es ja daran, dass unsere unmittelbare Umgebung wenig Grün bietet oder sie ist ihm einfach noch zu fremd.

Gestern haben wir Ultimo seine Ohrmarke entfernt. Zum Glück war darunter nichts entzündet. Wir haben ihn auch gewogen und er bringt aktuell stolze 16 kg auf die Waage. Da ist wohl eine recht konsequente Diät gefragt, was sicher nicht einfach wird, denn Ultimo ist total verfressen. Raschelt irgendetwas oder geht man in die Küche, ist er sofort auf den Plan gerufen. Und hält man selbst etwas Essbares in der Hand, muss man sich seiner schon ziemlich erwehren.

Eigentlich haben wir das Gefühl, Ultimo möchte momentan nur Fressen und Schmusen. Zum Spielen oder Laufen müssen wir ihn ziemlich motivieren.

Liebe Grüße und bald mehr,
Isabel (Dezember 2005)

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Die Fortschritte, die Ulti gemacht hat, sind immens und in manchem ist er damals und heute nicht mehr wiederzuerkennen. Es gibt aber auch Ängste, die er nicht ablegen konnte. Nach einer Phase rapider Fortschritte, wurde die Entwicklung langsamer, es gab auch mal Rückschläge (ein Spazierweg ist plötzlich tabu, weil es dort zweimal geknallt hat; um Kinder wird ein Bogen gemacht, nachdem man versehentlich von einem Fußball getroffen wurde etc...) und in manchen Dingen, glaube ich, wird man mit bestimmten Ängsten einfach leben müssen.
Ich kann Ultimo nicht in Relation zu anderen BP-Hunden einschätzen, ein richtiger „Angsthund“ war er im Vergleich wahrscheinlich nie; mit vielen Ängsten behaftet aber sehr wohl. Einen Vergleich habe ich nur zu der ehemaligen Streunerin meiner Eltern und sie ist völlig anders. Selbstbewusst und souverän, man kann sagen angstfrei. Insofern war Ultimo für mich schon ein ängstliches Tier und wird sicher auch nie ein Draufgänger werden. Um so mehr freut man sich über jeden kleinen Fortschritt, der die eigene Geduld belohnt.

Unser Fazit ist dabei klar und eindeutig, wir haben einen Glückstreffer gelandet und können es uns ohne den Kleinen nicht mehr vorstellen. Aber wie war es für Ultimo, welche Herausforderungen und gewaltigen Anpassungen hat der Kleine in so kurzer Zeit erfolgreich bewältigt. Eine Wahnsinnsleistung, in die man sich nie wird richtig hineinversetzen können. (November 2006)