>> zurück <<  
 
         
 

 

Hope

Wie Hope zu uns kam, war ja schon sehr speziell. Mit unseren zwei Hunden waren Christian und ich eigentlich "voll", ein dritter Hund war keine Option.

Dann fuhren wir im September 2005 nach Suceava, um fünf Hunde in ihre Familien hier in Deutschland zu bringen. "Bringt aber nicht noch nen Hund mit" neckten uns Freunde, wir winkten lachen ab. Nein, warum auch?

In Suceava angekommen bin ich sofort in den Zwinger, in dem wir Fotos machen sollten. Kaum betreten, schon war ich umringt von mittelgroßen Hunden, die an mir hochsprangen, wedelten, bellten, sich freuten.
Bis heute weiß ich nicht, wie ich durch diese Hundemeute hindurch auf das kleine, weiße Etwas hinten links im Eck aufmerksam geworden bin. Irgenwas an diesem Hund hat mich gefangen und mich gezwungen, hinzusehen. Diese Augen...

Ich hab mich hingekniet und "na komm doch mal" gerufen, woraufhin das kleine weiße Etwas aus seiner Ecke geschossen kam und wild wedelnd mir direkt auf den Schoß gesprungen ist. Tja, dann hatte ich sie den restlichen Tag über fast nur auf dem Arm, denn wollte ich sie absetzen, hat sie die Hinterbeine angezogen, wie ein kleines Kind, das getragen werden will. :-)

Die Gespräche zu Hause über diesen Hund, waren recht kurz und schnell war entschieden: sie kommt zu uns, als Pflegehund.

Conny, die mir den Hund im Oktober 2005 mitgebracht hat, hat von Rumänien aus angerufen, um mich zu fragen, ob ich diesen turbo-ängstlichen Hund WIRKLICH will. Wie bitte??? Ängstlich??? Neeee, Conny, such mal weiter, dann ist es nicht der richtige Hund.
Doch, doch, kein Zweifel möglich, es gab nur eine kleine weiße dreibeinige Hündin und die Zwingernummer stimmte auch.

Ein wenig irritiert war ich jetzt schon, aber diese Hündin mußte einfach hierher kommen, egal ob ängstlich oder nicht. Ihre Augen liessen mich einfach nicht mehr los.

Am 31. Oktober war es dann endlich soweit, Meli holte Hope und Buster, heute Oskar, in Frankfurt ab und brachte sie mir nach Stuttgart.

"Die ist aber arg ängstlich!" war auch das erste, was mir Meli über Hope zu berichten hatte.

Ich kriegte Hope aus dem Kofferraum raus in den Arm gelegt. Nun, in erster Linie war sie arg dreckig und fix und fertig von der Reise.

Zuhause ging alles total unkompliziert, Buster und Blaire fanden sie nett, umgekehrt auch und das ist bís heute so geblieben. Daß sie bei uns bleibt, war schnell klar, denn der Mensch hätte erst noch gebacken werden müssen, dem ich sie anvertraut hätte :-)

Was auch geblieben ist, ist ihre Scheu vor fremden Menschen. Mittlerweile ist es viel besser geworden, ausgesuchte Menschen dürfen sie heute sogar manchmal schon beim ersten Mal anfassen.

Daß wir weder Jogger noch Radfahrer anbellen müssen, konnten wir auch sehr schnell einsehen.

Überhaupt war Hope von Anfang an sehr schnell im Verstehen und Lernen von Tricks. Es hat kein halbes Jahr gedauert, da konnte sie bereits Sitz, Platz, Rolle, dreh dich, twist, Slalom durch die Beine, rückwärts einparken, Rückwärtsslamon, Männchen und durch die Arme springen.

Das schreit ja gradezu nach einer Choreographie, dachte ich, und so studierten wir eine Choreo ein und startete im Juni 2006, also 8 Monate nach ihrer Ankunft hier, auf unserem ersten Turnier.

Hope war zwar schwer beeindruckt von den vielen Menschen und Hunden, aber sie hat ihre Sache sehr gut gemacht.

Das hat mich natürlich tierisch angespornt und so hab ich die deutlichen Zeichen meines Hundes nicht wahrgenommen. Hope wollte einfach ne Pause, sie wollte Ruhe und Erholung von all den Jahren, in denen es ihr nicht gut ging.
Es tut mir heute noch leid, daß ich nicht früher gemerkt hab, was sie möchte und sie so in die Lage gebracht hab, es mir unmißverständlich klar zu machen.
Es war im Sommer 2006, wir waren mal wieder auf dem Hundeplatz zum Training und Hope hat dauernd versucht, Grashüpfer zu fangen. Weil sie nicht tranieren wollte und nur Quatsch gemacht hat, hab ich ganz streng gesagt: "jetzt komm aber SOFORT hierher"
Das war für Hope das Zeichen, "die Alte versteht nicht, ich muß wohl deutlicher werden" Sie hat ihren Schwanz eingeklemmt und ist vor mir weggelaufen. Das tat so weh und gleichzeitig sind mir die Augen aufgegangen.

Ich hab ihr versprochen, daß sie nie wieder etwas machen muß, worauf sie keine Lust hat.

Sie hat mir schnell verziehen und heute hat sie Spaß daran, ab und zu auf den Spaziergängen einen oder zwei Tricks zu machen, gegen klasse Leckerchen natürlich. Vor Publikum oder unter Druck, nein, das machen wir nicht mehr. Hope hat es so sehr verdient glücklich zu sein und ich tu alles, damit sie es ist.

Hope ist einfach nur zufrieden damit, einen warmen, weichen sauberen Platz für sich allein zu haben, Menschen, die sie lieben und täglich was feines zu fressen. Mehr braucht und will sie nicht.

Wenn wir spazieren gehen und das Wetter schön ist, kriegt sie meist ihre fünf Minuten und rast dann wie wild kreuz und quer über die Wiesen und alles an ihr schreit pure Lebensfreude hinaus!
Letzten Sommer, als es so heiß war, hat sie sich überwunden und ist mir in den See gefolgt. Seitdem schwimmt sie wie ein Fisch, aber es muß schon richtig warm sein draußen.

Sie ist der tollste Hund, den ich je kennengelernt hab, kein anderer Hund hat je so mein Herz berührt. Wir lieben uns sehr und sind beide froh, daß wir uns gefunden haben.


LG
Claudi