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Sandy

Früh am Morgen.....sitze ich hier und hinter dem Sessel die kleine Belinda (Sandy),immer in Angst, es könnte gleich etwas Schlimmes passieren.
Allerdings erfreulicherweise hat sie schon entdeckt, dass weiche Steppdecken bequemer sind, als harter Fußboden.

Im Auto ist sie vor Angst erstarrt, aber langsam setzte sie sich dann hin und auf der Fahrt von Berlin nach Hamburg ist sie dann doch entspannt eingeschlafen. An Pinkeln war nicht zu denken. Draußen steht sie eingefroren und rührt sich nicht. Unser Cappuccino ist etwas beunruhigt, was die jetzt hier will, hat ein Auge auf seine Besitzstände... (der kleine verwöhnte Hund. Da hat ihn unsere Deva damals aber bereitwilliger aufgenommen).
Ich bin sehr berührt und gleichzeitig erschüttert, und von dem Geruch immer kurz davor, mich zu übergeben. Wir haben Belinda geduscht, mit dem warmen Wasser hat sie sich sogar einen Hauch entspannt, aber die ganze Wohnung und Hund stinken weiterhin. Sie hat erstaunlich dickes Unterfell. Walter ist gestern mit Cappuccino rausgegangen, damit sie essen konnte, einen Hundebuchweizenkeks und etwas Fleischwurst. Ins Wasser hab ich einen Schwupp Sahne gegossen, damit sie überhaupt dranging.
Wir lassen sie jetzt einfach in Ruhe, gehen gar nicht auf sie zu, sondern machen einfach so unseren Kram. Ein paar Mal ist sie schon aufgestanden, und hat um die Ecke geguckt, was wir machen. Manchmal bekommt sie im Vorbeigehen ein kleines Fleischstück hingelegt. Das geht schon ganz gut.
Das Einzige, das sie heute erdulden muß, ist, das wir sie öfter mal in den Vorgarten tragen wollen, aber das müssen wir mal sehen. Sie hat jetzt ein Halsband um, mit einem Band dran, weil sie ja sofort zurückweicht, und wenn man das Band anfaßt, tut sie das nicht. Ich befürchte, in dem Moment, wo diese Verbindung da ist, fügt sie sich einfach in ihr Schicksal. Ich bin im Grunde fasungslos, das ein so schöner kleiner Hund so angstvoll werden konnte. (Dezember 2005)

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Unsere kleine Belinda ist richtig lebensfroh geworden. Sie ist stubenrein, steigt problemlos Treppen, geht über schwankende, nach unten durchsichtige Brücken, entwickelt Kondition, ist schon ein bißchen abrufbar, ist bei Hunden selbstbewußt, zurückhaltend, freundlich, manchmal scheu, bei Menschen zutraulich, wenn ihr ein wenig Zeit gelassen wird, wir lassen sie jetzt immer kurz alleine, sie ist ruhig und bellt nicht. Ist unverdrossen freundlich zu Cappuccino, orientiert sich an ihm. Heute haben wir sie nach einem riesigen Spaziergang durch die ruhigen, sonnigen Parks in unserem Schrebergarten frei laufen lassen. Sie ist ein so sanfter, liebenwerter Hund. Wenn sie nicht diese Schreckreaktionen hätte, wäre es mit ihr total leicht. Aber wir sind sehr optimistisch, das sie viel sicherer werden kann.

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Belinda hat wieder ganz viel Licht und Freude hier reingebracht. Durch ihre eher ruhige Art hat sie auch einen guten Einfluß auf Cappuccino. Eine Befürchtung von mir war, das sie ihn wieder anstecken könnte, falls sie ein hektischer, lauter Hund gewesen wäre. Cappuccino ist nämlich in den Tiefen seiner Seele ein Nervenbündel, und so ist es sehr wichtig, das er durch eine sichere, geborgene Situation von außen gehalten wird. Das hat unsere Schäferhündin Deva in seinen ersten Jahren auch gemacht. Jetzt ist er hier der Boss, und Belinda akzeptiert das (er darf richtig das Sagen haben. Anders kann ich es gar nicht ausdrücken, denn eingeschüchtert ist sie von ihm nicht.). Sie ist nur manchmal etwas grob tapsig, dann staucht er sie zusammen. Aber sie wird noch lernen, etwas zarter mit ihm umzugehen. Und wir hofieren ihn auch im Moment. Das tut ihm ganz gut. Er ist so klein und zart, das rührt mich jedesmal wieder, wenn ich ihn sehe. (Januar 2006)

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Heute sind Belinda und ich Fahrstuhl in den 11.Stock gefahren und haben bei einem Freund eingehütet. Da ist Belinda mit Cappuccinos Bruder Caramel zusammen gewesen. Der war ganz süß zu ihr (so ohne Cappuccino waren sie ungestörter), sie haben gekuschelt und sind dann Beide auf meinem Schoß eingeschlafen. Ich hatte eigentlich Papiere zum Arbeiten mitgenommen, aber es war so schön. Ich habe über die Dächer von Hamburg geguckt und hatte die Beiden im Arm. Das war so eine glückliche Stunde, wie sie das Leben nur manchmal schenkt.

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Belinda läuft mittlerweile oft frei, sie reagiert super auf Halt und Hey, komm her. Auch Nein kennt sie sehr gut. Es war nicht so einfach, ihr a k t i v Dinge beizubringen. Bei direkter Ansprache ist sie zu schnell eingeschüchtert. Aber ihre eigenen Vorstöße in die weite Welt haben wir sehr gelobt, so das sie mutiger wurde. Und bei Unternehmungen wie "Nase in den Mülleimer" oder "Dinge einsammeln" reagiert sie sofort auf Nein. Wenn sie draußen irgendwas fressen wollte bin ich ziemlich schnell und unwillig mit "Aus". Sie läßt es problemlos fallen. Allerdings ist Cappuccino bei jedem Aus von mir sofort zur Stelle, weil er auch Fleischwurst als Belohnung möchte. So ist das mit dem Konditionieren. "Bei Aus gibts Fleischwurst" Jede neue Situation muß geübt werden. Wenn sie etwas kennt, wird sie sicherer. Heute bin ich mit ihr zum ersten Mal im Schrebergarten für eine längere Zeit geblieben und habe dort gearbeitet. Sie bekommt dann etwas zum Knabbern und zwischendurch huscht sie hin und her und befürchtet das Schlimmste. Wir werden es noch ein paar mal üben müssen, damit sie sich zuhause fühlt. Was mich besonders freut:Sie lernt es, aufdringliche Rüden wegzubeißen. Jahrelang hatte ich in Deva eine Hündin, bei der die Rüden noch nicht einmal daran denken durften, an ihr zu riechen und dann Belinda, bei der jeder Rüde an ihrem Hintern hängt. Sie hat Muskeln bekommen und hat Kondition ohne Ende. Das ist toll. Nachdem sie Walter angeknurrt hatte, macht er mehr mit ihr. Am Anfang hatte er sich zurückgehalten, um sie nicht zu verschrecken. Komischerweise ist sie morgens sehr vertraut mit ihm, aber abends immer noch vorsichtig. Sie kommt sogar schon vorsichtig unter die Bettdecke. Wenn ich mit Cappuccino "Kampf in der Höhle" spiele, will sie auch mitmachen (April 2006)

 

Belinda ist so genußfähig. Sie ist ein absoluter gute Laune Hund. Sie staunt, wie groß die Welt ist, ist freundlich, lernt es aber sich auch zu behaupten. Sie ruht in ihrer Mitte. Ein wenig wird sie beschützt, aber das tue ich sehr gerne. Wenn ich sie sehe, geht mir das Herz auf.

Aja Juli 2006