Bianca und Jill wrote:Huhu,
sehr schönes Thema und vor allem umfang- und facettenreich
.
Ich habe hier ja nun auch die unterschiedlichsten Hunde. Durch Jason bin ich u. a. auch zu Cumcane gekommen, wovon ich Vieles gut umsetzen konnte, wenngleich es auch viele Tiefs zwischendurch gegeben hat. Dies war aber letztendlich der Durchbruch, um sein Erregungslevel unten zu halten oder ihn in der Folge sehr schnell wieder runter zu bekommen in Hundebegegnungen. Heute läuft er frei, auch in Hundebegegnungen und er ist ja nur Einer von Vielen, die bei mir sind und mittlerweile der Verlässlichste. Wenn läufige Hündinnen unterwegs sind, ist er allerdings etwas intoleranter und ich muss ihn ein bisschen mehr im Auge haben als sonst. Er hat einen einzigen Erzfeind, den er und ich nicht riechen können und unser Aggreement ist, dass er da auch gerne mal toben und sich aufregen darf, aber mich bitte nicht durch die Gegend zerrt. So what! Das klappt sehr gut, weil ich er sich selber auch soweit unter Kontrolle hat, dass er sich an unsere Abmachung hält, was er früher gar nicht leisten konnte
. Ich arbeite zudem mit dem Markerwort. Jeder hat sein Eigenes, deshalb kein Clicker mit vielen Hunden.
Auch in puncto Jagdtrieb ist er durchaus kontrollierbar, auch wenn ich mal zu spät bin
, zudem er es mir auch oft sehr schön anzeigt. Alles jetzt aufzudröseln an Training und vor Allem am Aufbau und Übungen, würde ins Unendliche führen. Gerade das Thema Jagdverhalten ist so immens facettenreich und es gibt so viele Übungen, die einem zum Ziel führen, vor allem die erst einmal ohne Auslöser geübt werden müssen, damit es der Hund überhaupt in Situation xy umsetzen kann. Das heißt Training, Training, Training und ich glaube, das wird meist vergessen oder bekommt zu wenig Beachtung, ist aber so wichtig.
Bei den Angsthäschen, sei es das ehemals eigene oder die Pflegis passiert erst einmal gar nichts, außer, dass wir uns gegenseitig kennenlernen. Dann fange ich an, alle möglichen Dinge wie Anleinen, ins Auto einsteigen und, und, und, zu benennen im VORFELD, damit der Hund in der Folge lernt, was passiert und das hinter der entsprechenden Handlung nichts Schlimmes steht. Ich merke gerade, auch dieses Thema ist unendlos ....
Auch draußen versuche ich recht schnell einen Rahmen zu geben, was die Orientierung zu mir und das Folgen meinerseits betrifft. Auch da werden Schlagworte etabliert erst einmal ohne Angstauslöser, damit auch da der Hund in Situation xy darauf zurückgreifen kann. Mehr lernen diese Hunde erst einmal nicht! Nur eben das „Fundament“.
Bedrängt oder angefasst werden die Hunde dabei nie, weil es ihnen meist noch gar nicht behagt, was ich aber so oft sehe. Außer beim Anleinen mithilfe Hausleine oder ins Auto packen lasse ich sie erst einmal völligst in Ruhe, was das Anfassen betrifft. Zuhause ist das ebenfalls so, dass ich in vielen Situationen erst einmal einen Rahmen gebe und nicht, weil ich ein Kontrollfreak bin, sondern weil ich der Meinung bin, dass gerade das für den Hund zu Sicherheit führt und der Hund aus seinem ehemaligen Konstrukt herauskommen kann und lernt, sich auf uns zu verlassen. Heißt, ich nehme mir durchaus mittels Hausleine den Hund zu mir ans Sofa, damit er lediglich meine Nähe ertragen lernt unter Berücksichtigung des Nichtbedrängens von mir. Entspannt er, darf er dafür wieder in seine "Höhle". Alles dosiert je nach Hund, wie er es verdauen kann, damit auch ein Lernen stattfindet.
Auch in der Hundeschule bekommen diese Hunde dosiert Auslöser, um aber immer wieder den Rückzugsort Hundeschulhütte antreten zu dürfen oder auch Rückzugsort bei mir zu bekommen. Ist klar, dass ich alle Auslöser erst einmal von dem Hund fernhalte und mich demonstrativ vor diesen stelle, manchmal auch schon fast übertrieben. Es ist mir wichtig, dass die Hunde sehr schnell die Sicherheit bei mir lernen und nicht in Form von Flucht. DAS war früher! Heute ist das anders und das kann nur Einer ändern: Ich! Der Hund wird es nicht tun, denn der hat ja bereits seine Lösung gefunden.
Dennoch gibt es bei mir auch das Thema, das Verbotenes etwas Verbotenes bedeutet und ich finde es durchaus in Ordnung, auch da dem Hund mitzuteilen, dass dies nicht ok ist. Zudem kennen das auch die meisten Hunde, die in Gruppen lebten und im Gegensatz dazu, dass ich immer höre, der Hund verliere dann das Vertrauen, frage ich mich dann schon, warum diese Hunde dann trotzdem das Vertrauen zu mir haben oder wie sie überhaupt in einer Gruppe bestehen konnten? Auch in freilebenden Hundegruppen am Strand in Thailand gibt es so etwas von viele Regeln für die Hunde untereinander und trotzdem läuft es meist harmonisch – oder eher deshalb.
Mein Herr Jason zeigt Regeln auf, gerade anfangs, er ignoriert größtenteils, forciert aber auch Situationen, der Erste, dem diese Hunde IMMER bedingungslos folgen! Warum? Es ist falsch, es gibt eine Ansage und gut ist! Den interessiert die Vergangenheit nicht! Ich finde es fair! Wenn Jonela etwas draußen aufnehmen möchte, dann warte ich nicht erst darauf, bis es der Giftköder ist. Natürlich habe ich mir jetzt die Stelle gemerkt und bin beim nächsten Mal schon im Vorfeld schlauer!
Wenn Jonela auf einen Menschen losschiesst, warte ich nicht erst, bis sich das etabliert, sondern ich sage ihr fair in dem Moment, dass ich das nicht dulde und bin auch dann beim nächsten Kontakt schlauer und lasse es erst gar nicht zu oder ich lasse mir Dinge einfallen, dass sie halt Menschen toll findet, BEVOR Situation xy wieder stattfindet. Sicherlich ist es immer besser, zu agieren anstatt zu reagieren. Klappt aber nicht immer, weil ja die Situation erst einmal da sein muss, die man meist erst einmal nicht kennt, weil man erst in der Phase des Kennenlernens ist.
Manche Dinge hat man im Laufe der Zeit gelernt, beispielsweise, dass Hunde, die in Gruppen lebten, um ihr Futter kämpfen mussten, somit durchaus bereit sind, diese Ressource zu verteidigen. Völlig normal! Ich könnte natürlich erst einmal abwarten, bis es scheppert in einem beengten Raum wie meiner Küche. Und das wird es in den meisten Fällen. Ich mag keine unnötigen Spannungen, auch gerade nicht für meine eigenen Hunde, die ja jedes Mal die Karten neu mischen müssten.
Heißt, der Newcomer ist bei Futterherstellung und Fütterung bei mir IMMER angeleint im Wohnzimmer, weil ich erst einmal sehen möchte, wie sich dieser verhält. Und dieser verhält sich immer so wie erlernt. Sobald meine Hunde das Wohnzimmer betreten – und zwar nur den Raum – gibt es meist zumindest eine Warnung von dem Newcomer, wenn nicht sogar ein Drauflosschießen auf meine Hunde. Geht immer ins Leere, weil angeleint. Und meine Hunde gehen dort in keinster Weise hin, somit lernt dann auch der Newcomer sehr schnell, dass es nicht Not tut, Attacken zu fahren. Alle dürfen hier in Ruhe fressen, das ist mir wichtig! Die dürfen sich draußen gerne um einen Stock oder jedwede Ressurce kloppen und da irgendwelche Stati ausmachen, aber hier im Haushalt definitiv nicht. Gerade auch bei Kauartikeln sind alle Neuen angeleint und sie können noch so jung sein, sie verteidigen es verständlicherweise ALLE, DAS haben sie gelernt.
Heißt, so wäre der Idealfall, richtig handeln und managen, so dass für alle entspannt auch ein Lernen stattfinden kann und man nicht reagieren muss, sondern agiert. Klappt nicht in jeder Lebenssituation, einig, aber so lange die grundsätzliche Struktur geregelt ist, darfs auch mal in anderen Belangen scheppern innerartlich oder man muss auch mal REagieren dürfen als Mensch, weil mans nicht geblickt hat vorzeitig.
Ich würde auch nie einen Newcomer beengt zu meinen Hunden packen, jedwede Engpässe vermeide ich anfangs immer. Würden wir auch selber nicht wollen, mit Fremden eingepfercht sein zu müssen wie z. B. im Auto oder an der Türe oder in der Küche oder, oder, oder.
Heißt, es gibt Regeln und einen Rahmen gerade für die Angsthündchen, aber gerade auch in der Form, dass sie recht schnell lernen, hier ist Sicherheit und hier passiert dir nichts und dann kann man weiter aufbauen.
Ich versuche in erster Linie, die Hunde so wenig wie möglich zu überfordern, gehe auch meist reizarm und nur gewohnte Strecken, die ersten Tage meist gar nicht, sondern ich pendle lediglich zwischen Garten und Hundegelände, notfalls per Transport mit der Box, die ich trage anstatt den Hund.
Die Leinenführigkeit trainiere ich auch meist erst auf dem Gelände und mit der 5-Meter-Leine, die ich dann in der Folge auch draußen anwende. Ich habe ja nun das Glück mit dem Gelände und ich kann einen Angsthund mit einer 5-Meter-Leine nach Eingewöhnung wesentlich besser handeln mit Sicherheitsgeschirr als an einer 2-Meter-Leine mit doppelter Absicherung, zudem ich es für den Hund auch angenehmer finde mit etwas mehr Distanz und vor allem mehr „Spielraum“. Aber eben nur, weil ich die Gegebenheiten hier habe und es ist bis dato immer gut gegangen und dadurch ging das „Folgen“ dann auch recht schnell. Ist sicherlich alles eine Frage der Technik und der Erfahrung. Denn man sollte schon wissen, dass man anfangs schön mittig auf dem Weg gehen sollte, damit der Hund sich nicht ins Gebüsch schlägt oder sich um einen Baum wickelt, um sich dann aus dem Geschirr herauszuziehen. Da bin ich in den ersten Tagen mehr wie vorprogrammiert und vorausschauend.
Ganz schön lang geworden … man könnte Bücher füllen ….
Viele Grüße
Bianca