Um ehrlich zu sein, ich schaue auch schon vage. Ich merke natürlich, dass es noch viel zu früh ist, aber es lenkt mich zeitweise etwas ab und hilft mir auch, mich damit zu beschäftigen welchem armen Wutzelchen ich vielleicht helfen könnte. Wenn mich nicht wieder wie bei Morle spontan der Blitz trifft bei einer total schmusigen, umgänglichen Katze die gute Adoptionschancen hat wird es wohl eher wieder ein Scheuchen werden oder ein Oldie, oder ein Langzeitinsasse... Aber ich lasse mir Zeit damit, noch bin ich nicht wirklich offen für ein neues Katzi....
Vergangene Woche, als ich noch nicht wusste, was auf mich zu kommt, hatte ich einen Kater gesehen, der mich sehr, sehr berührt hat. Aber ehrlich gesagt, das traue ich mir nicht zu, nicht nach alledem... der Kater hat Hämobartonellen, als er gefunden wurde hatte er eine Anämie. Ich kann momentan nicht von einer komplizierten und schwerwiegenden Krankengeschichte in die nächste fallen, auch wenn man natürlich nie drin steckt... aber so gute Nerven hab ich gerade nicht...
Zudem kann Katzi nach den gefundenen Infos dazu die auslösenden Mycobakterien zwar besiegen, aber trägt sie zeitlebens in sich und kann andere damit infizieren. Das würde ich dem gesunden Umfeld (zumindest muss ich davon ausgehen, dass es gesund ist) nicht verantworten wollen.
Ich hab auch schon überlegt, ob es vielleicht Zeit wäre für einen Hundi... wüsste da schon einen BP'chen-Kandidaten
aber meine Familie spielt nicht mit und ich brauche ja für Zeiten, wo ich mal nicht so kann wie ich möchte, jemanden der sich darum kümmern würde.
Und der andere Haken ist: Ich werd wohl, nach alledem, erst mal wieder bei meinen Eltern wohnen und mir in Ruhe überlegen, wie und wo ich leben möchte. In dem Haus meiner Oma, mit all seinen Baustellen und Unsicherheiten, kann ich nicht mehr wohnen, nicht nach alledem.. das wollte ich eigentlich für Morle, die den Garten so geliebt hat.
Versteht mich bitte nicht falsch, all das kann und wird mir Morle nie ersetzen und ich finde es auch noch viel zu früh. Wirklich konkret werden könnte ich jetzt noch nicht, dafür sitzt vieles noch zu tief und will erst mal verarbeitet werden... aber es hilft mir trotzdem ein bisschen, zu schauen, welchem armen Mutzelchen ich eventuell helfen kann.
Zur anonymen Euthanasie kann ich nur sagen: Das war ich Morle und auch mir schuldig. Ich hätte mich ewig gefragt, ob ich richtig gehandelt habe, wenn ich sie nicht selbst noch gesehen hätte, und mir auch Vorwürfe gemacht, dass ich nicht bei ihr war als sie ging...
Die Chefin der Tierklinik, mit der ich den Großteil der Zeit telefoniert habe, weil sie das unbedingt persönlich tun wollte, fand ich eigentlich ziemlich unempathisch. Morle war für sie "die Katze", sie wollte meine Zusage, dass sie sie nach ihrem Ermessen erlösen kann. Aber sie gab mir nur die Info, es geht ihr schlecht und sie ist in einer Sauerstoffbox, die nächsten Tage sind kritisch und die Prognose denkbar ungünstig. Lunge stark angegriffen, wenn Morle es schafft gehört sie eigentlich an die See (an dem Punkt hab ich dann recht spontan mal an euch denken müssen, Sonja... oder liebe Menschen in eurer Gegend... damit es der Maus gut geht...
).
Sie sagte aber kein Wort davon, dass sie neurologische Ausfälle hat, dass es zu einer Sauerstoff-Unterversorgung im Gehirn kam... das habe ich alles erst erfahren, als ich in der Tierklinik war und gott sei dank eine unheimlich liebe Assistenzärztin das Vorgespräch mit mir und Morle machte und sie später auch erlöste. In meinem Arm.
Als ich der Chefin sagte, ich sehe Morle nicht und tue mich schwer, das so zu entscheiden, weil ich vor meinem Auge immer noch die starke Kämpferin sehe, die immer wieder auf die Beine kommt, meinte sie "aber ich sehe sie"... ganz ehrlich, wäre es nicht so traurig, könnte ich mittlerweile eine Tierarzt-Kuriositätensammlung verfassen. :/