Am Donnerstag haben wir AlmÖhi schweren Herzens auf seinen letzten Weg geholfen – er war so dement geworden, daß er trotz engen Coachings nicht mehr zurecht kam + man sich immer Sorgen machen mußte, in welcher Ecke er sich wohl grad verlaufen hatte – er war auch nicht mehr der unternehmungslustige alte Herr, als der er hier eingezogen ist, sondern wirkte immer mehr verloren in einer Welt, in der er sich nicht mehr auskannte –
AlmÖhi, bei uns Öhi genannt, zog im Oktober letzten Jahres bei uns ein – er lief vor einem Schulhof rum + wirkte verloren, was er auch sicherlich war, denn er war blind, laut Registrierung schon 18 Jahre alt + sein ehemaliges Zuhause war über eine Stunde entfernt von hier – leider haben wir zu den registrierten Menschen nie einen Kontakt aufnehmen können – so blieb Öhi bei uns + zog in den Praxiseingang ein, in dem er sich schnell orientieren + einfinden konnte –
Öhi war ein kauziger alter Kerl, dem direkter Kontakt zu Menschen nicht ganz geheuer schien – er murrte rum, wenn man ihn anfassen wollte + traute uns nicht so ganz über den Weg – trotzdem hat er sich uns auf seine Art schnell angeschlossen + zum Schluß konnte er Streicheleinheiten auch richtig genießen 🙂
Öhi war erstaunlich fit + interessiert an seiner Umgebung – er war oft der Aktivste von allen seinen MitbewohnerInnen, hatte aber auch eigene Vorstellungen davon, was er so tun wollte – wir haben ihn machen lassen, solange er sich nicht in Gefahr begab durch seine Blindheit –
Weil er nicht immer gut auf sich aufgepasst hat, gab es im Winter ein Mäntelchen – oftmals hat er einfach so im Kies gelegen + war dabei im Tiefschlaf, bei Wind + Wetter –
Das hat er gut angenommen + im Laufe der Zeit hatten wir eine ganze Batterie kleiner Mäntel in der Futterküche hängen, weil die ja auch oft nass wurden über den Tag + man sie wechseln mußte –
Öhi war ein richtig sweeter Kerl, nicht nur, weil er immer so putzig da lag, sondern weil er einfach so arglos war gegenüber allen + allem – solange man ihm nix wollte, wollte er auch niemandem etwas, vermutlich auch seinem hohen Alter geschuldet –
Dieses Jahr im Spätsommer fing es langsam an, daß Öhi geistig abbaute, sich verlief, dann in irgendwelchen Ecken stand + nicht wußte, wohin – so haben wir damit angefangen, ihn in die Futterküche zu holen, die er eigentständig nicht betreten wollte – dort aber in ein gemütliche Bett gelegt, fand er es dann doch sehr schick + hat da täglich viele Stunden schlafend verbracht – ein kleiner Safespace für ihn –
Kleiner süßer ÖsenÖsi, es war uns eine Freude, dir noch ein angenehmes Jahr verschafft + eine Ehre, deine Freundschaft gewonnen zu haben –
Obwohl ich mich sehr gefreut hätte, im April mit dir deinen 20. Geburtstag zu feiern, ist es irgendwann auch einfach gut gewesen…
rest in peace now! :*