Abschied von Banjul
Banjul verbrachte den Großteil seines Lebens im Tierheim. Er kam 2011 zu uns und wurde auf 3 Jahre geschätzt. In seinen jungen Jahren musste Banjul die Härte eines typischen, rumänischen Tierheims aushalten, später wurde er ein fester Bestandteil der Hausgemeinschaft. Er hatte fürchterliche Angst vor uns Menschen. Sein erster Instinkt war es, sich zurückzuziehen, zu flüchten und Schutz in einem Versteck zu suchen. Seine Angst drückte sich oft in einem durchdringenden Schrei aus, wenn man ihm zu nahekam.
2013 begann ein neuer Lebensabschnitt für unseren Banjul. Nach einer Beißerei im Zwinger zog er zunächst in die Krankenstation und später zu uns ans Haus. Hier hatte er endlich die Chance, aufzutauen und sich in seinem eigenen Tempo zu entwickeln. Banjul war ein echt dufter Typ, der sich mit allen Hunden am Haus gut verstand und in dieser sehr langen Zeit hat er wirklich viele kennengelernt. Banjul war immer in allen Bereichen des Geländes zu finden, vorne, hinten und mit allen Cliquen, die sich je gebildet hatten.
Banjul hatte Angst vor Gewitter und vor Feuerwerk natürlich. Er gehörte zu den Hunden, die zum Jahreswechsel geimpft wurden, da man zu dem Zeitpunkt maximal mögliche Kooperation bei ihm erlangte. Wenn draußen bunte Raketen flogen war ihm der Piekser relativ egal. Im restlichen Jahr war es nahezu unmöglich, ihm eine Spritze zu geben, ohne bei ihm wilde Panik auszulösen.
Es dauerte, aber von Jahr zu Jahr entspannte er sich mehr. Der durchdringende Schrei, wenn man ihn berührte wurde zu einem Quieken. Wir hatten auch gar nicht mehr vor ihn wirklich anzufassen, es wurde mehr ein Spiel, ein Necken daraus ihn ganz kurz im Vorbeilaufen zu berühren. Er nahm Leckerchen ganz besonders vorsichtig und schnüffelte auch ausgiebig an den Fingern oder auch mal an der Schulter, am Bein. Er sprang nicht mehr auf, sondern blieb liegen, wenn man vorbei lief, machte Meidbewegungen gerade soweit wie nötig und irgendwann bin ich ihm doch glatt mal versehentlich auf die Pfote gelatscht.
Sein durchdringendes Glockenstimmchen hörten wir dennoch jeden Tag, nämlich zur Futterzeit. Da feuerte er uns immer an, meist zwischen anderen auf der hohen Terrasse stehend. Auf hohe Plätze zu springen war eine Spezialität von ihm, auf hohe Hütten und sogar auf das Dach des Wetterschutzes vorne. Ich weiß noch wie er das erste Mal mit der Brust gegen eine hohe Terrasse krachte, das ist noch gar nicht so lange her. Wir schauten uns tatsächlich beide ganz verdutzt an und während er mit den Hinterbeinen strampelte und sich auf die Plattform schob wurde mir bewusst, wie alt Banjul eigentlich schon ist und er war immer noch so agil.
Eine relativ häufige Erkrankung im Alter von Hunden ist das Geriatrische Vestibularsyndrom, eine Erkrankung, die gerne mal mit einem Schlaganfall verwechselt wird. Letztes Frühjahr war auch Banjul davon betroffen, er erholte sich gut davon, doch mit der Kletterei war dann endgültig Schluss. Er war nun ein Senior mit allem drum und dran, steifbeinig, etwas tüddelig und sagen wir mal bedächtig.
Banjul ist friedlich verstorben und lag am Morgen wie gewohnt in einem seiner Lieblingskörbe, als würde er einfach nur schlafen. Den Tag davor fühlte er sich nicht wohl, wollte nicht fressen und hatte keine Lust aufzustehen. Ich hielt ihn im Arm, um ihn ein Medikament zu geben. Da wusste ich, dass Banjul nicht mehr lange bei uns sein würde.
Ich denke, Banjul hatte ein erfülltes Leben in unserer Gemeinschaft. Er war präsent und respektiert, fand aber auch stets seinen Rückzugsort, um zur Ruhe zu kommen. Wir waren seine Familie, genauso wie er für uns. Er hat uns gelehrt, wie wertvoll Geduld und Respekt sind, und wie tief Vertrauen wachsen kann, wenn man einander Raum lässt.
4 thoughts on “Abschied von Banjul”
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Mein lieber Bonjul!
Nun bist Du nicht mehr Teil der Hausgemeinschaft und ich habe Dich nie wirklich kennen gelernt. Das wäre auch schwierig geworden. Von Köln aus konnte ich immer nur einmal im Monat etwas für Dein Futter und Deine Versorgung spenden. Ich habe mich aber damals, 2011, als wir unsere Hündin Moja von Bruno Pet bekamen, gleich in Dein Foto verliebt. Sicherlich warst Du ein besonderer Hund und ich wußte Dich bei Bruno Pet in guten Händen. Daß Du so alt geworden bist, spricht dafür, daß Du gut aufgehoben warst.
Ich schicke Dir einen Gruß in den Hundehimmel, wo Moja schon viel zu lange ist.
Deine Barbara
Ja, Ihr ward seine Familie und auf allen Fotos kann man sehen, dass er Teil dieser Familie und glücklich war.
Ich danke allen vor Ort, die das mit Fürsorge und Liebe immer wieder möglich machen
und allen, die diese wunderbare Gemeinschaft unterstützen.
Lieber Banjul ruhe in Frieden !
Gute Reise Banjul. Einmal mehr einer der so angenommen und geliebt wurde wie er war. Auch das ist Tierliebe: Akzeptieren das bei einigen nicht das möglich ist was wir wir Menschen so gern erwarten.
Danke denen, die ihn und all die anderen „besonderen“ Hunde lieben und umsorgen. Und um jeden von ihnen trauern wie es ihnen gebührt.
Gute Reise lieber Banjul, vielleicht triffst du ja Luno und Farrell, ihr seid dann bestimmt ein prima Team.
Danke an alle bei Bruno Pet die die Hunde einfach sein lassen wie sie sind. Einfach leben und ich glaube Banjul hatte ein gutes Leben bei euch.
Run free lieber Banjul auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke.