„Der Besitzer von Citrus verstarb und die Leute, die sich noch kümmerten zogen weg. In einer Kiste auf dem Gepäckträger des Autos landete Citrus am 26.01.2018 im Tierheim.“
Das steht in Citrus Eingangstext. Ich kann mich noch genau erinnern, es war ein alter weißer Dacia. Auf dem Dach die schwere Holzkiste, ein Spalt offen, eine Kette hing heraus und war um die Kiste gewickelt. Wütendes Grollen und Bellen tönte heraus. Es war später Nachmittag, nur Barni und ich waren im Tierheim. Der Mann trat vom Auto zurück und glaubte, wir zaubern Citrus aus der Kiste, ließen ihn irgendwie von da verschwinden. So einfach machten wir es ihm aber nicht. Zusammen mit Barni trug er die tobende Kiste in Zone 1 in einen leeren Zwinger, dann war der Mann auch schon selber verschwunden. Wir lösten das Problem, wie wir das immer machen, schnell den Deckel auf und in Sicherheit rennen. Zumindest war so der Plan, im Rückwärtsgehen sah ich Citrus also das erste Mal, sauer aus der Kiste stolpern, die schwere Kette um den Hals, irritiert in alle Richtungen bellend, bei jedem Laut immer etwas in die Luft springend, eine urkomische Situation.
Wir hatten schnell gemerkt, dass Citrus halt nicht viel kannte und ein grober Klotz war. Nach der Kastration wachte er nur langsam auf und blieb schläfrig einen Tag in der Praxis, das hatte einen großen positiven Einfluss auf ihn. Er zeigte sich schmusig und anhänglich und froh um jede nette Geste.
Also zog er in den Hausbereich. Für jeden Menschen bedurfte es ein Kennenlernen und Verstehen, sein aufgeregtes Bellen wurde häufig missgedeutet, war in der Regel einfach nur Ausdruck seiner Aufgeregtheit, im positiven Sinne. Hat sich Mensch einmal überwunden an der aufgeregten Stimme vorbei seinen Kopf zu tätscheln war alles gut. Dieses Verhalten führte dazu, dass wir von einer Vermittlung Abstand nahmen, das Risiko war uns zu groß, dass der arme Kerl falsch verstanden wird.
Citrus ging es gut am Haus, er war Zuhause, respektiert und lebte sein Leben. Es war das Größte für ihn immer dabei zu sein. Manchmal musste man ihn allerdings wegschieben, weil er es einfach nicht verstand, dass es ungünstig ist, wenn er sich direkt neben das Holzstück stellt, dass man gerade mit der Axt zerkleinern wollte.
Er wurde alt, ruhiger, gemütlicher. Er hatte seinen festen Platz im kleinen Haus und schaute dort von seinem Hundebett direkt aus dem bodentiefen Fenster. Zwei mal am Tag kam jemand extra zu ihm um ihm seine Tabletten zu bringen, was ne Aufregung und Freude. Citrus kam mit allen Hunden aus, er hatte keine speziellen Freunde, das war für ihn nicht so wichtig. Torben versuchte es eine Zeitlang, aber Citrus stand nicht so auf Kontaktliegen.
Seit einigen Monaten war klar, dass Citrus aufgrund vieler Arthrosen nicht mehr all zu lange leben würde. Mit Medikamenten haben wir das Maximum an Lebensqualität aufrecht erhalten, doch an Weihnachten versagten ihm die Beine. Er hatte einen großen Napf Leckereien vor sich, die er begeistert aufschlabberte ohne die Spritze zu bemerken. Er schlief daraufhin friedlich ein.