
Am letzten Donnerstag mußten wir uns schweren Herzens von Dervis verabschieden – er war schon lange auf unserer speziellen Watchlist, da er schwerfällig lief + zwischenzeitlich kleinere Episoden undefinierter Krankheit zeigte – all das war jedoch glücklicherweise immer im Rahmen, wurde besser unter Medikation oder verschwand auch ganz –
Nun verschwand es leider nicht mehr, daß Dervis lustlos an feinstem Essen herummümmelte + auch lustlos in die Welt schaute – er machte uns deutlich klar, daß er nicht mehr konnte + auch nicht mehr wollte – eine stark vergrößerte Milz war zu ertasten + so verhalfen wir ihm in Absprache mit unserem Tierarzt auf eine Abkürzung seines letzten Weges + ersparten ihm kommendes Leiden, das vorprogrammiert gewesen wäre –
Dervis wurde 15 Jahre + 3 Monate alt –

Dervis kam Anfang 2011 im zarten Alter von 4 Monaten in dieses Tierheim + war kein Hund, der einem freudestrahlend in die Arme sprang, sondern einer, der Abstand zu Menschen suchte + sich gut verstecken konnnte – so war sein Schicksal damals fast vorprogrammiert, da es einfach an Leuten fehlte, die sich scheuer Hunde hätten annehmen können –
Dervis wurde somit einer der Hunde aus dieser Zeit, für die unser Tierheim ihr Zuhause wurde –

Dervis war immer fein mit anderen Hunden + legte großen Wert auf Gesellschaft – leider wurde er durch seine defensive Art oftmals Mobbingopfer, so daß wir viel rumprobieren mußten, um für ihn eine passende Gruppe zu finden, in der er sich wohlfühlen konnte + durch Ausreise seiner MitbewohnerInnen nicht immer wieder von Neuem anfangen mußte –

Richtig gut wurde es für ihn mit der deutlich älteren Sukey + dem fast gleichaltrigen Bruno – dieses Trio ergänzte sich sehr schön; Sukey war die weise Matriachin, Bruno der verrückte Draufgänger + ausgelassene Spieler, Dervis der zurückhaltende Skeptiker – oftmals sah man sie einträchtig + manchmal lustig + ausgelassen, niemals doof zueinander –
Als Bruno überraschend ausreisen konnte, versuchten wir, Dervis + Sukey aus ihrem Zwinger in den angrenzenden Freilauf umzusiedeln, um ihnen mehr Raum + Gras unter den Pfoten zu geben – Sukey nahm dies umgehend an, Dervis war ein Langzeitprojekt, da er seinen Zwinger einfach nicht verlassen wollte –
So stand für Dervis wochenlang die Tür offen, bis er sich langsam ein paar Schritte raustraute –
Sukey war ihm dabei eine große Hilfe + sie war es auch, der Dervis dann in der Anfangszeit auf Schritt + Tritt folgte, bis er sich weitere Wochen später endlich soweit einleben konnte, um auch eigene Wege zu gehen –

Als Sukey dann altersbedingt irgendwann weniger präsent war + letztendlich auch verstarb, schloß Dervis sich Tabea an, hier im Hintergrund zu sehen – ebenfalls ein scheues, betagtes Wesen, damals schon erblindet + die Beiden waren auf einmal wie Pat + Patachon, überall im Doppelpack zu sehen, immer weit entfernt vom Geschehen –
Als auch Tabea verstarb, Dervis mittlerweile auch in die Jahre gekommen + nun wieder ohne Bezugshund war, entschieden wir uns, Dervis aus dem Freilauf in einen geschützteren, übersichtlichen Bereich umzuziehen + holten ihn in den Hauszwinger/die Futterküche, wo er mit weiteren älteren Hunden leben + wir ihn gut im Blick haben konnten –

Hier lebte Dervis jetzt in den letzten fast zwei Jahren – wie immer hat es etwas gedauert, bis er sich zurechtfand, doch er fand es auf Anhieb akzeptabel + gemütlich –
Dervis hatte hier die Möglichkeit, alleine zu sein oder sich anderen Hunden anzuschließen – je länger er dort war, desto unternehmungslustiger wurde er, was wir von ihm so gar nicht kannten + uns sehr darüber gefreut haben –
Ab + an wurde die Tür vom Hauszwinger in den großen Hausbereich geöffnet + siehe da, Dervis stapfte gemütlich heraus + drehte ein gemütliches Ründchen, um dann ebenso gemütlich wieder in seinen Zwinger zurück zu gehen –





Dervis ist sein Leben lang sehr auf Distanz zu uns Menschen bedacht gewesen, auch wenn wir uns zeitweise sehr um ihn bemüht + viel Zeit mit ihm verbracht haben –
Zwar trat ein gewisser Gewöhnungsprozess bei ihm ein, so daß er weniger panisch/skeptisch wurde, doch näheren Kontakt hat er lange nur erdultet, wenn nicht sogar sehr deutlich verneint –
In den letzten zwei Jahren nun wurde Dervis für seine Verhältnisse richtig aufgeschlossen – Altersmilde sei gegrüßt – so kam er manchmal einfach so dazu, wenn wir Menschen uns länger in seinem Bereich aufhielten oder mit anderen Hunden etwas unternahmen – zwar nicht auf Armlänge zum Anfassen, aber er wollte dabei sein 🙂
Nicht schlecht gestaunt habe ich, als er eines Tages seinen Kopf durch den Fliegenvorhang zur Futterküche herein steckte, um zu schauen, wie lange es noch mit der Futterzubereitung dauert 😀
Das war Dervis` Zuhause, in dem er nun die letzten zwei Jahre gelebt hat –
Konstante MitbewohnerInnen waren für ihn Jonah, Knob + Andi, der Rest hat oft gewechselt – Dervis ist, wie immer wenn eine Kamera im Spiel ist, nur in Ausharrposition zu sehen –

Dervis` Leben hätte natürlich ganz anders verlaufen können – mit mehr Frühförderung in einem gemütlichen Zuhause, doch alles Hadern hilft ja am Ende nix, denn es war, wie es war + es war sein Leben, das Leben, in dem er sich auskannte + sicher gefühlt hat –
Lieber Dervis, es war mir eine Ehre, dich noch so gut kennen- + schätzen gelernt zu haben – rest in peace, alter Freund! :*
One thought on “Abschied von Dervis”
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Lieber süßer Dervis !
Ich bin sehr traurig 😢.
Wenn man doch nur könnte wie man wollte !
Aber du hattest liebe Menschen um dich , die dich so genommen haben wie du warst!
Auch hier gab es jemanden, der oft an dich gedacht hat 💔
Ruhe in Frieden Dervis du hübsche Seele 😘😪