Ulyana aus Charkiw, ihr rechtes Hinterbein ist gebrochen.
Wir haben in letzter Zeit verschiedene Hundegruppen übernommen. Angefangen mit 12 Hunden aus Charkiw, relativ schnell nach Ausbruch des Krieges, als für kurze Zeit die Grenzen auch für Haustiere offen waren. Inzwischen wird für Hunde aus Tierheimen der Ukraine an der Grenze Rumäniens wieder der gesamte Papierkram verlangt inklusive Tollwuttiter. Wir hatten Kontakt zu einem Tierheim an der westlichen Grenze, deren Hunde ausreisebereit waren, doch leider erfolgte keine Rückmeldung mehr. Vielleicht war ihnen das nicht ganz geheuer ihre Hunde in ein rumänisches Tierheim zu geben. Wir versuchen weiter zu unterstützen, sind in Kontakt mit rumänischen Tierschützern, die wiederum Kontakte in der Ukraine haben.
Wir stellen in der Regel keine Bedingungen, jeder aus der Tierschutzszene weiß ja im Prinzip, was es bedeutet ein Tierheim mit Hunden zu betreuen. Ich mag es eigentlich nicht in dieser Weise über Hunde zu schreiben, doch ich habe den Eindruck, dass es nötig ist. Die Anforderungen, die an Hunde inzwischen gestellt werden können nur von einem Bruchteil der existierenden Hunde erfüllt werden.
Zu unserer großen Freude sind alle 12 aus Charkiw freundlich und dem Menschen zugewandt, das ist uns bisher noch nie passiert. 2 Hunde haben verletzte Knochen. Zu unserer Überraschung fanden wir beim Röntgen Metallimplantate, es hatte also bereits jemand versucht den Hunden zu helfen. Bei Ulyana muss der Oberschenkel nochmal neu versorgt werden, am Becken muss das Metall raus. Bei Rory sind wir gespannt, wie er läuft, wenn das Metall raus ist, er hatte beide Oberschenkel und das Becken gebrochen.
David, der hübsche schwarze Wuschel auf dem Foto rechts, ist leider mit Artgenossen unverträglich, zumindest hier und zum jetzigen Zeitpunkt. Das ist schon ein echtes Problem im Tierheim. David ist klug und sehr, sehr menschenbezogen. Er steht unter großem Stress im Tierheim, was die Arbeit an seinem Problem schwieriger macht. Besonders an dieser Hundegruppe ist zudem, dass es nur 2 ältere Hunde sind, mit 8 Jahren fast noch jung im Vergleich zu unserer sonstigen Tierheimbesetzung. Die Hälfte der Hunde brauchen eine Behandlung gegen Babesien. David aus Charkiw sucht seine Menschen, die es nicht stört, dass er auf Artgenossen gestresst und unfreundlich reagiert und Lust haben ihm viel beizubringen, er ist ein guter Schüler. Artgenossen auf Abstand werden ignoriert, der Besuch einer Hundeschule ist also auch drin 🙂
Wir hörten von einem Tierheim in Baraolt…
Sayo hatte sich bereits aufgegeben. Sayo heute ist das Beitragsbild
Das Tierheim in Baraolt wurde wegen erheblicher Mängel der Veterinärbehörde gemeldet, welche dann aktiv wurde. Die Zwinger entsprachen nicht den Anforderungen (und die sind schon haarstäubend), von der Verschmutzung mal abgesehen. Der Betreiber wollte innerhalb von 10 Tagen die Hunde einschläfern lassen, da der Betrieb nicht fortgeführt werden konnte. Wir hatten uns umgehend gemeldet um die Hunde zu übernehmen. Sie sollten nicht am Ende eines solchen Daseins sterben. Es waren 12 erwachsene Hunde und 3 Welpen.
Die Gruppe aus Baraolt beinhaltet unter anderem 4 Herdenschutzhunde, 2 von ihnen haben richtig den Kaffee auf mit uns Menschen. Dash lässt sich noch sehr wenig blicken, Hiro ist inzwischen präsent. Er ist nur betäubt in eine Box zu kriegen oder wie beim Einladen in Baraolt tobend an einer Fangstange. Er hat eine Lähmung am Unterschenkel rechts, wir haben es röntgen lassen. Das Röntgenbild sah einfach merkwürdig aus, deshalb hat unser Tierarzt ihn gestern erneut narkotisiert um sich den Knochen direkt anzusehen. Nach der Rasur des Beines zeigte sich, dass Hiro vermutlich Opfer einer Drahtschlingenfalle war. Eine erst kürzlich entfernte Schlinge, die über langen Zeitraum seinen Unterschenkel abschnürte führte zu der Lähmung und einer Knochenneubildung. Ein Wunder, dass das Bein dabei nicht abgestorben ist. Nun werden wir beobachten, ob das Bein für Hiro überhaupt noch einen Zweck erfüllt oder ob es eventuell sinnvoller ist es zu amputieren. Aktuell schwankt Hiro zwischen uns doof oder doch gut finden, ich glaube, dass er sich bald für gut entscheidet. In der Gruppe befindet sich auch Momo, ein junger Rüde, der erstmal riesen Angst hatte. Sein Problem ist eine ausgeprägte Durchtrittigkeit, die ggf. später auch noch orthopädische Unterstützung bedarf, er bekommt sämtliche Nahrungsergänzungsmittel und geht jetzt schon spazieren. Sayo schien sich bereits völlig aufgegeben zu haben, auch bei uns lag er die ersten Tage apathisch rum. Inzwischen freut er sich zaghaft und kommt an den Zaun. Leider erst nach dem Röntgen, denn er scheint Schmerzen in einem Hinterbein zu haben.
Hiro mit den Welpen Heaven und Honey
Duke
Connor
Hailey mit ihrem Welpen Herbie
Djamila
Dash
Duke heute
Djamila heute
So kann Tierschutz auch aussehen
selbst Dash zeigt sich, es ist nur PLATZ nötig, als hätten Städte und Gemeinden keinen Platz, lächerlich.
Bei unserem letzten Röntgentermin wurde auch Georgio durchleuchtet. Georgio wurde in der Nähe von Slatina im Straßengraben gefunden. Sein Finder und Namensgeber Georgio hatte Schwierigkeiten ihn überhaupt an dem Straßenabschnitt bergen zu können. Sabine befand sich kurz vor der Abfahrt von Rovinari zurück nach Miercurea Ciuc und brachte ihn kurzerhand mit. Georgio konnte sich praktisch nur robbend bewegen, nur das rechte Hinterbein schien intakt zu sein. Das Ergebnis des Röntgen war unbefriedigend, der Arzt pochte darauf, dass Georgio eine Wirbelsäulenerkrankung und keine Verletzungen durch einen Unfall erlitten hätte. Auf ausdrücklichen Wunsch machte er weitere Röntgenbilder, die neben einem stark arthrotischen Ellbogen links auch ein mehrfach gebrochenes Becken zeigte. Am rechten Ellbogen hat er eine Verletzung, offenbar aber ohne Knochenbeteiligung. Inzwischen schafft Georgio das Kunststück unter reichlich Schmerzmittel auf 2 Beinen 2-3 Meter zu laufen. Für einen 10 Jahre alten Hund eine mehr als reife Leistung. Wir haben Georgio einen 4 rädrigen, geländegängigen Rollstuhl bestellt, Lieferzeit 2 Wochen.
Ebenfalls den Weg aus dem Süden haben 9 erwachsene Hunde und ein Welpe gefunden. Sie stammen bis auf den Welpen alle aus dem Tierheim in Rovinari. Andrea, der Welpe wurde von Kindern vor einer Mülltonne gefunden und zu Nina gebracht. Sie beherbergte sie bis zur Abfahrt nach Miercurea Ciuc. Die erwachsenen Hunde sind alt, verängstigt und/oder schon länger in dem Tierheim, welches einfach zu klein ist für die dort herrschenden Bedürfnisse.
Ich denke, es ist aufgefallen, dass sich was verändert hat. Wir haben seit Corona nicht mehr die Möglichkeit Hunde in der Anzahl wie vor Ausbruch der Pandemie in deutschen Tierheimen unterzubringen. Zwar haben sich dafür die Direktadoptionen vermehrt, aber es gleicht nicht den Verlust der Tierheimplätze aus. Ein weiteres Problem ist, dass wir nicht mehr Leute in der Vermittlungsarbeit geworden sind. Wir möchten unsere Pflegestellen und unsere Reichweite erweitern. Vor allem im Norden Deutschland und Berliner Raum suchen wir Pflegestellen, die dauerhaft mit uns arbeiten möchten.
Wir haben uns bewusst entschieden diesen 3 Hundegruppen zu helfen. Für uns ist es elementar wichtig die Möglichkeit zu haben anderen unter die Arme greifen zu können und auszuhelfen. Nie werden wir unsere Anfänge vergessen, nie werden wir vergessen wie erlösend uns eine helfende Hand erschien und wie dankbar wir dafür waren. Nie werden wir müde zurückzugeben, was wir erhalten haben. Einmal mehr möchte ich unseren Dank aussprechen für all die Hilfe, die wir in egal welcher Form von euch allen erhalten.
One thought on “Tierheim News 21.04.2022”
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Wieder mal ein Bericht, der mir einen dicken Kloß in den Hals macht. Ich möchte euch eigentlich immerzu umarmen für alles, was ihr da leistet. Wir sehen ja immer nur einen kleinen Teil eurer Arbeit! Ein von ganzem Herzen kommendes „DANKE“ also mal wieder!!!
Mit Georgio ging es mir ja wie mit Klein-Maggie (bei euch als Matthea, für die muss ich euch auch täglich danken: sie ist wirklich wunderbar!): gesehen und verknallt… Da ich aber weder einen Zweit- noch einen Pflegehund aufnehmen kann, bleibt mir nur, ihm kräftig die Daumen zu drücken und finanziell ein bisschen dazuhelfen zu können.