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Mittelmeerkrankheiten – nur ein Thema für Hunde aus dem Ausland?

Es ist uns ein Anliegen, Dich über die sogenannten „Mittelmeerkrankheiten“ zu informieren, denn sie sind kein spezifisches Problem des Mittelmeerraumes. Sie können auch jeden Hund, der Deutschland nie verlassen hat betreffen.

Im Bereich des Auslandstierschutzes bist Du sicher schon einmal auf den Begriff „Mittelmeerkrankheiten“ gestoßen und vielleicht hast Du dich dann gefragt was damit wohl gemeint ist. Obwohl Rumänien kein Mittelmeerland ist, möchten wir an dieser Stelle kurz erläutern, was es damit auf sich hat.

Zu den „Mittelmeerkrankheiten“ zählen die Infektionskrankheiten Anaplasmose, Babesiose, Ehrlichiose und Leishmaniose. Die Wortgebung „Mittelmeerkrankheiten“ an sich lässt vermuten, dass es sich dabei um Krankheiten handelt, die ausschließlich im Mittelmeerraum auftreten. Dies ist aber gar nicht der Fall, der Begriff ist somit ziemlich irreführend. Es handelt sich bei den aufgezählten Infektionskrankheiten um Erkrankungen, die durch Ektoparasiten übertragen werden, die auch in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern vorkommen, die nicht mal in der Nähe des Mittelmeeres liegen.

Die verschiedenen Krankheiten

Die Babesiose des Hundes wird durch Zecken übertragen. Während die Babesiose bis in die 1970er-Jahre vor allem eine „Reisekrankheit“ war, kommt sie durch die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets der Auwaldzecke mittlerweile natürlich in Deutschland vor.

Überträger der Ehrlichiose ist die Braune Hundezecke. Sie stammt ursprünglich aus Afrika und hat sich von dort nahezu weltweit verbreitet. Unter natürlichen Bedingungen kommt sie zwischen dem 50. nördlichen und dem 35. südlichen Breitengrad vor. Unter besonderen mikroklimatischen Bedingungen kann sie auch in Mitteleuropa ganzjährig zu finden sein: In Wohnungen, beheizten Zwingern und Tierheimen können sich die Parasiten ganzjährig halten.

Zecken (der Holzbock), die die Anaplasmose übertragen, wurden in vielen europäischen Ländern gefunden (u. a. in Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, der Schweiz und Slowenien).

Gesondert zu betrachten ist die Leishmaniose, die sicherlich maßgeblich dazu beigetragen hat den Begriff „Mittelmeerkrankheiten“ zu erschaffen. Das Verbreitungsgebiet der Leishmaniose sind die Tropen, Asien und eben der Mittelmeerraum. Auch der Überträger der Leishmaniose, die Sandmücke, wurde schon in Deutschland entdeckt. Jedoch überträgt sie in Deutschland keine Leishmaniose. (Man kann dies in etwa mit der Malaria übertragenden Mücke vergleichen. Sie kommt an vielen Orten vor, überträgt aber nicht in allen Regionen).

Auch der häufig verwendete Begriff „Reisekrankheiten“ ist also nur wenig passend, denn diese Krankheiten kann sich ein deutscher Hund eben nicht nur auf einer Urlaubsreise holen, sondern genauso gut direkt vor der eigenen Haustüre! Deshalb nehmen wir von diesen Begriffen Abstand, denn „parasitär übertragbare Krankheiten“ oder „durch Zecken übertragbare Infektionen“ sind nach unserem Empfinden deutlich bessere Beschreibungen.

Warum wir keine „routinemässigen Mittelmeertests” vor Ort in Rumänien durchführen.

Es gibt die Möglichkeit sogenannte Schnelltests direkt vor Ort ohne Labor durchzuführen. Von diesen Tests raten wir jedoch ab, da sie in unseren Augen viel zu ungenau sind. Als weitere Möglichkeit kann mittels Blutprobe in einem Labor ein Test durchgeführt werden um festzustellen ob ein Hund von einer der genannten Krankheiten betroffen ist. Dafür muss dem Hund in Rumänien Blut abgenommen und dann in einem deutschen Labor untersucht werden. Zwischen der Blutabnahme und der Ausreise besteht unter Umständen ein Zeitraum von mehreren Monaten.

Gründe, die gegen diese äußerst kostenintensiven Routine-Bluttests vor der Ausreise aus Rumänien sprechen:

1. Man nimmt einem gesunden Hund heute eine Blutprobe ab und morgen steckt er sich an. Das Testergebnis zeigt einen gesunden Hund obwohl er jetzt infiziert ist.

2. Man nimmt einem Hund Blut ab, der sich kuz vor der Blutabnahme infiziert hat. Möglicherweise kann man die Infektion noch nicht nachweisen. Auch hier würde das Testergebnis negativ ausfallen, obwohl der Hund infiziert ist.

3. Junghunde hingegen können ein positives Testergebnis aufweisen ohne selbst infiziert zu sein. In diesen Fällen handelt es sich um Antikörper, die sie durch die Muttermilch aufgenommen haben. Ihr Blut sagt also, sie sind krank, aber in Wirklichkeit sind sie es gar nicht.

Desweiteren können viele Faktoren eine Blutuntersuchung beeinflussen und es ist äußerst schwierig einen aussagekräftigen Wert zu erhalten, wenn man die Situation in einem rumänischen Tierheim und den ordnungsgemäßen Transport der Blutproben berücksichtigt.

Wir sagen deshalb ganz offen: Auch mittels einer Blutabnahme vor Ort könnten wir nicht garantieren, dass ein Hund nicht doch von einer infizierten Zecke gestochen wurde. Es wäre schlicht und ergreifend nicht ehrlich. Der Hund könnte sich theoretisch selbst dann noch infizieren, wenn er bereits im Transporter nach Deutschland sitzt und sich dort eine infizierte Zecke mit „an Board geschlichen“ hat. Und es sei nochmal erwähnt: Ein Hund kann jederzeit auch in Deutschland an einer dieser Infektionen erkranken.

Wir möchten daher unsere zukünftigen „Hundeeltern“ nicht durch einen Routinetest in vermeintlicher Sicherheit wiegen, sondern vielmehr darüber aufklären, dass es bestimmte Krankheiten gibt. Ein obligatorisches Testen ALLER Hunde vor Ihrer Einreise betrachten wir aus oben genannten Gründen als unzweckmäßig.

Unsere Hunde werden vor ihrer Ausreise tierärztlich untersucht und nur bei gutem gesundheitlichem Allgemeinzustand nach Deutschland gebracht. Sie befinden sich anschließend in einer Pflegestelle oder in der Obhut eines mit uns zusammen arbeitenden Tierheims wo sie beobachtet und weiterhin tierärztlich betreut werden. Bei Vermittlungen direkt aus Rumänien stehen wir Ihnen bei Gesundheits- oder Verhaltensfragen gerne zur Seite.

Wir möchten uns nicht gegen Blutuntersuchungen auf Anaplasmose, Babesiose uns Ehrlichiose aussprechen, im Gegenteil, wir möchten darauf hinweisen, bei entsprechendem Krankheitszustand Ihres Hundes, an diese Erkrankungen zu denken und bei Ihrem Tierarzt zur Sprache bringen – auch wenn er Deutschland nie verlassen hat!

Was wir tun können ist das Infektionsrisiko gering zu halten. Das Tierheim ist aufgrund seiner geringen Vegetation innerhalb des Lebensraumes der Hunde wenig attraktiv für Zecken. Die Hunde werden in regelmäßigen Abständen gegen Flöhe behandelt, was gleichzeitig eine Zeckenprophylaxe beinhaltet. Wir testen auf parasitär übertragebare Erkrankungen, wenn ein Hund entsprechende Krankheitssymptome zeigt.

Krankheitssymptome:

Ehrlichiose
Die Tiere zeigen häufig ständig wiederkehrendes Fieber, Nasenbluten, schleimig-eitrigen Nasenausfluss, Erbrechen, Blutungen und Ödeme in der Unterhaut, Abgeschlagenheit, Abmagerung, Blutarmut, Milzvergrößerung, Gelenkerkrankungen, Erkrankungen der Lymphknoten sowie Meningoenzephalitis mit Krämpfen und Paralysen.

Anaplasmose
Der Befall der Granulozyten durch Anaplasma phagocytophilum verläuft meist milder mit Fressunlust, Muskelverhärtungen, Polyarthritis, Lahmheit und Gewichtsverlust.

Babesiose
Krankheitszeichen sind ein gestörtes Allgemeinbefinden und Fieber, gefolgt von Fressunlust, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit. Ein bis zwei Tage später kommt es aufgrund des Zerfalls der roten Blutkörperchen zu Blutarmut, ggf. Blut im Urin. Bei schweren Verläufen treten Wasseransammlungen sowie Haut- und Schleimhautblutungen auf. Entzündungen der Maul- und Magenschleimhaut sowie der Muskulatur sind häufig. Auch eine zentralnervöse Form mit epilepsieähnlichen Anfällen, Bewegungsstörungen und Lähmungen ist möglich. Die akute Form endet unbehandelt binnen weniger Tage mit dem Tod durch Atemnot, Anämie und Nierenversagen, welches eine gefürchtete Komplikation einer Babesiose ist.

Quellen: Wikipedia – Canine Ehrlichiose
Quellen: Wikipedia – Babesiose des Hundes