Die 3 K’s – Kinder, Katzen, Kleintiere

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„Könnt ihr sagen, ob sich der Hund mit Katzen versteht?“

„Meint ihr, er kann zu Kindern?“

Diese Fragen werden uns sehr häufig in der Vermittlungsarbeit gestellt. Vornehmlich natürlich, wenn es um eine Direktadoption aus Rumänien geht.

Erfahrungsbericht einer Pflegestelle

Ich möchte versuchen, mit diesem Text ein wenig Sicherheit zu vermitteln. Ein wenig Einblick geben, wie wir Pflegestellen, die häufig wechselnde Hunde aufnehmen, diese an die drei Ks gewöhnen. Vielleicht auch gerade euch die Sorge nehmen. Vorweg sei gesagt, wir sprechen hier über den Regelfall. Jede Regel hat Ausnahmen. Immer muss man den Hund und die Lebensumstände der Pflegestelle betrachten. Nicht jeder Hund passt überall hin, das ist uns natürlich bewusst. Im Regelfall ist es aber so, dass eine Gewöhnung möglich ist. Hiervon sei im Folgenden berichtet.

Junghund und Kind

Ich bin seit mittlerweile vielen Jahren Pflegestelle für Hunde von Brunopet. Hier gab es schon alte, junge, kranke, scheue, verrückte, lethargische, eigentlich die gesamte Bandbreite an möglichen Rumänen. Immer gab es hier auch Katzen und seit einigen Jahren auch Kinder. Witzigerweise ist die Anzahl der Pflegehunde seit der Anwesenheit der Kinder noch angestiegen. Es ist seitdem eigentlich dauerhaft ein zusätzlicher Hund da.
Aber der Reihe nach. Gerade unsere Junghunde sprechen oft auch junge Familien an. Es gibt ja auch eigentlich nichts Schöneres, wenn Filia oder Filius mit Tieren aufwachsen kann. Wenn die Eltern dann auch noch Lust auf einen Hund haben, steht dem eigentlich nichts im Weg. Bei der Adoption eines Junghundes ist eine Vergesellschaftung mit dem Kind tatsächlich kein Hexenwerk. Wenn es ein aufgeschlossenes, fröhliches Wesen ist, muss man höchstens aufpassen, dass er mit seinen spitzen Milchzähnchen nicht zu forsch wird und den Unterschied zwischen seinem und dem Spielzeug der Kinder lernt. Im Endeffekt nichts anderes als ein Welpe vom Züchter, nur schon ein bisschen älter und eben auch kräftiger. Hier sollte man darauf achten, dass man auch als Erwachsener nicht anfängt mit dem Hund körperlich zu raufen, möglich, dass er das dann auch mit den Kindern beginnt. Ebenso sollte man darauf achten, dass er durch die durch den Garten rennenden Kinder nicht so hochfährt, dass er bellend an ihnen hochspringt.

 

Erwachsener Hund und Kind

Anders ist es mit der Adoption eines erwachsenen Hundes. Bei mir ist es so, dass ich eigentlich nur eine Sache wichtig finde bei der Überlegung, welcher Hund zu mir in Pflege kommt. Nämlich: Was macht er in Bedrängung? Geht er nach vorne, ist das ein absolutes Ausschlusskriterium. Natürlich soll der Hund in meinem Haus nicht von den Kindern bedrängt werden, aber seien wir doch mal ehrlich, jede Situation 100 % ausschließen, wer kann das bei zwei Dreijährigen?

Meine Pflegehunde haben bei Ankunft immer zunächst die Möglichkeit, ihr neues Umfeld ohne Kinderlärm zu erkunden. Anschließend lernen sie ihren Rückzugsort kennen. Dafür eignet sich z.B. eine Hundehöhle, eine Hundebox, ein mit Hundegitter abgegrenzter Bereich oder evtl. ein Hundbett in einer wirklich ruhigen, für Kleinkinder nicht direkt zugänglichen Zimmerecke. Niemand unter 1,50 m darf an diesen Rückzugsort ran, keiner darf vor diesem Rückzugsort stehen bleiben. Der Hund soll sich sicher fühlen. Jeder Hund bekommt auch direkt erklärt, wann er in diesen Rückzugsort zu gehen hat. Wenn die Kinder dann in meinem Beisein mal im Wohnzimmer spielen, schließe ich in unserem Fall die Box für eine kurze Zeit und kann so in Ruhe beobachten, wie der Hund damit umgeht, mit der Sicherheit, dass nichts passieren kann. Fühlt er sich beunruhigt oder interessiert ihn das kindliche Treiben gar nicht? Wer kennt den Hund schon am Anfang, wer kann ihn schon sofort richtig einschätzen? Nach ein paar Minuten schicke ich die Kinder wieder in ihre Kinderzimmer zum weiter spielen und die Tür der Box wird wieder geöffnet.

Auch der nächtliche Schlafplatz ist so eingerichtet, dass nichts passieren kann, um zu vermeiden, dass ein mir noch unbekannter Hund nachts durchs Haus streift oder ein Kind auf dem Weg ins Elternbett ggf. eine falsche Abzweigung nimmt. So können wir alle – inklusive Hund – entspannt schlafen.

Zu Beginn locke ich den Hund gerne auch mal zu mir, wenn ich mit den Kindern ruhig spiele. Immer ist mein Körper zwischen Hund und Kind. Er kann sich entspannt neben mich legen und die Situation beobachten. Meine Kinder sind mit Hunden aufgewachsen, sie interessieren sich nicht wirklich für Hunde, das vereinfacht das Ganze natürlich. Je mehr ich den Hund kennengelernt habe, je mehr Freiheiten gebe ich ihm. Die Kinder geben ihm Leckerchen und dürfen ihn auch erstmals streicheln. IMMER habe ich dabei den Kopf des Hundes in meiner Nähe und beobachte ihn ganz genau. Gehen die Ohren nach hinten, der Kopf dreht sich weg, ist sofort vorbei. Hund und Kinder sollen ein gutes Gefühl haben. So entwickelt sich peu à peu Vertrauen. Dieses Vertrauen ist dann gewachsen und resultiert schlussendlich aus vielen einzelnen Situationen die Hund und Kind gemeinsam erlebt haben. Gewachsenes Vertrauen ist echtes Vertrauen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass ich NIEMALS Hund und Kind alleine in einem Raum lasse. Gerade am Anfang werden Hund und Kind von mir strikt voneinander getrennt. Ganz langsam lasse ich Nähe zu. Diese Art der Gewöhnung exerziere ich nicht nur mit aufgeschlossenen Hunden. Auch schüchterne bis ängstliche Hunde habe ich so problemlos an meine Kinder gewöhnen können. Und wer schon einmal Dreijährige hatte, weiß wie entspannt ein Hund sein muss, wenn er im gleichen Raum mit einem solch alten, spielenden Kind einschläft. 🙂

 

Gewöhnung an Katzen

Kommen wir zum nächsten K – der Katze. Es soll ja durchaus Hundehalter geben, die sogar Katzen mögen. Ich gehöre ebenfalls zu dieser Sorte. Ich bin mit Katzen aufgewachsen und kann nicht ohne diese zarten, anschmiegsamen Wesen leben. Da ich aber auch nicht ohne Hunde leben kann und möchte, dass jedes Tier in meinem Haushalt zufrieden und entspannt ist, muss man sich eben verstehen.
Die Gewöhnung der Pflegehunde an meine Katze ist immer so eine Sache. Es ginge durchaus einfacher, wenn meine Katze eine resolute an sich glaubende Katze wäre, die einfach sitzen bliebe und dann und wann Watschn verteilen würde. Solch eine Katze hatte ich auch mal, da war das alles kein Problem. 🙂
Nun lebt hier aber ein Kätzchen, das lieber sein Heil in der Flucht sucht. Keine idealen Voraussetzungen, ist doch alles was wegrennt ein gefundenes Fressen für den Sichtjäger Hund.

Was bedeutet das nun für die Gewöhnung des Pflegehundes? Genau: Aufpassen! Und zwar von Sekunde 0 an. Der Transportstress und die neue Umgebung spielt uns bei der Gewöhnung des Hundes an die Katze in die Hände. Was der Hund in den ersten Stunden in seinem neuen (Pflege-)Zuhause erfährt, manifestiert sich wesentlich schneller als alles Folgende.
So kommt also der Hund zu mir nach Hause. Da ich eine ängstliche Katze habe und kein Hund hier das Recht hat, diese zu jagen, hat jeder Hund vom Einzugsmoment an eine Hausleine dran und zwar konstant bis das Kommando „Decke“ zuverlässig und immer funktioniert oder ich einschätzen kann, was er mit der Katze vorhat bzw. nicht vorhat. Der Hund wird solange keinen Schritt im Haus machen, den ich nicht kontrolliere. Ich biete ihm keine einzige Möglichkeit meiner Katze hinterher zu jagen. Ist er sehr interessiert an ihr, mache ich ihm das mit Hausleine und Decke so madig, dass er das Interesse verliert. Ist er weniger interessiert, lasse ich ihn auch schon mal Kontakt aufnehmen. Oft ist es eher so, dass die Hunde von sich aus einen Bogen um die Katze machen. Ist dieser Bogen freiwillig und aus eigenem Antrieb, kommt die Hausleine ab. Merke ich, dass dieser Bogen noch aus meiner Anwesenheit resultiert, bleibt sie dran. Und wenn sie noch Wochen dran bleibt – meine Tiere werden nicht gejagt. Noch mal: nutzt die ersten Minuten/Stunden bei euch zu Hause. Was der Hund hier lernt, sitzt. Und je vehementer der Hund hinter der Katze her möchte, desto vehementer seid ihr mit Leine und der Erklärung wo sein Platz ist. Jeder meiner Pflegehunde hat so eine friedliche Koexistenz mit meiner Katze (früher: mit meinen Katzen) gelernt. Selbst der anstrengendste Jagdhund.

Kleintiere

Das letzte K – die Kleintiere – gab es nur in meinen Anfangszeiten als Pflegestelle. Je nachdem wie die Tiere gehalten werden, ist eine Gewöhnung mal leichter, mal schwerer. Habe ich zum Beispiel einen Hamster in einem Terrarium sollte dem Hund von Anfang an verboten werden, davor zu sitzen und zu beobachten. Wer kann schon sagen ob aus dem anfänglich nur beobachtenden Hund nach einer Eingewöhnung keine geifernde Hüpfdohle wird?!
Bei in der Wohnung oder im Garten freilaufenden Kaninchen bin ich damals verfahren wie mit der Katze. Fast noch etwas eindringlicher, die Katze kann sich in äußerster Not noch wehren. Das Kaninchen zieht definitiv den Kürzeren.

Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen. Natürlich können wir keinerlei Aussage über das Verhalten unserer Tierheimhunde zu KindKatzeKleintier machen. Hier wäre jede Aussage Kaffeesatzleserei. Es liegt zu 99 % an Ihnen und Ihrer Eingewöhnung. Fragt euch ob ihr so selbstbewusst und resolut seid, dem Hund zu erklären, was er darf und was nicht. Seid Sie von Anfang an konsequent. Erlaubt dem Hund von Anbeginn nur das, was er auch nach acht Wochen noch darf. Die ersten Stunden im neuen Zuhause sind der Wegbereiter für ein friedvolles Zusammenleben.
Lasst euch also nicht verunsichern. Unsere Hunde können wundervolle Begleiter – auch für die Kleinsten – sein. Nahezu jeder unserer Schützlinge lässt sich an die drei Ks gewöhnen. Zeigt ihm den Weg. 🙂