Ein Junghund aus Rumänien soll einziehen – Tipps vorab

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Ein Junghund aus Rumänien zieht ein.

Der Wunsch vieler ist es, sein Leben möglichst lange mit seinem Partner Hund zu teilen. Naheliegend ist es dann, sich einen jungen Hund anzuschaffen, ihm alles beizubringen und ihn auf seinem Lebensweg zu begleiten.

Ob das nun ein Junghund vom Züchter, von privat oder aus einem Tierheim ist, spielt grundsätzlich keine große Rolle. Sie sind nicht stubenrein, sie machen alles kaputt, können nix und bleiben erst recht nicht gern alleine. Das sind die Eigenschaften, die alle oben genannten Junghunde vereint. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Junghund nun aus Rumänien kommt oder eine deutsche Herkunft hat. Alles gleich (-;

Es gibt da allerdings – so zeigt die Erfahrung – so ein paar kleine Unterschiede, die bedacht werden müssen, wenn Du vorhast, einen unserer Hunde zu adoptieren. Damit das Zusammenleben mit unseren Hunden auch genauso wird, wie Du es dir wünscht, möchten wir Dir hier ein paar Infos und Tipps an die Hand geben. Sei Dir sicher, über die erwähnte Erfahrung verfügen wir zur Genüge. Denn wenn es eines in Rumänien leider gibt, dann sind es ungewollte Junghunde.

Unsere Beschreibungen der Hunde

Ein großes Glück ist es für uns, dass wir mit Meli und Sabine zwei Mädels im Tierheim haben, die über die Jahre einen sehr geschulten Blick erlangt haben und 24/7 mit und bei unseren Hunden leben. Natürlich nicht mit im Zwinger, aber sie haben unsere Hunde ständig im Blick. Somit können wir behaupten, dass die Beschreibungen der Hunde auf den Vermittlungsseiten immer auch dem status quo entsprechend ist. Wir beschönigen dabei nichts und wenn uns etwas auffällt im Verhalten, so geben wir diese Informationen auch ungefiltert weiter. Denn eines wollen wir auf gar keinen Fall: Unsere vermittelten Schützlinge zurück bekommen.

So ist es nun auch bei den Junghunden. Sie leben in der Regel zusammen mit ihren Geschwistern und anderen gleich alten und nach Möglichkeit gleich kräftigen Artgenossen in einem Zwinger, haben Spiel- und Versteckmöglichkeiten. Genug zu Futtern gibt es auch immer für alle.

Hier kommen wir schon zum ersten zu beschreibenden Punkt: Sie leben in einem Zwinger, sie leben in einem gewohnten Rudel und in gewohnter Umgebung. Die Beschreibung der Hunde resultiert genau aus dieser Situation heraus. Wenn sie sich als offen und fröhlich zeigen, so ist dies im Zwinger auch der Fall.

Auf nach Deutschland!

Nun haben unsere Junghunde eine Familie gefunden und dürfen ausreisen. Sie reisen in der Regel mit 4,5 Monaten aus, wenn alle Impfungen durch sind. Es sind keine Welpen mehr, es sind tatsächlich Junghunde. In Rumänien atmen meistens alle auf, wenn der Transporter rollt und die Hunde aus den Zwingern hinaus dürfen. Denn eines ist sicher, ein Hund von vier Monaten langweilt sich irgendwann. Die Spiele werden gröber und nicht selten auch ruppiger. Die Kräfte steigen, die Langeweile ebenso. Man muss sich nicht wundern, wenn der Junghund den man aus dem Transporter übernimmt, auch mal die ein oder andere kleine Schramme hat. Überhaupt nichts dramatisches aber die spitzen Milchzähne und die wilden Spiele im Zwinger hinterlassen auch mal Spuren. (-;

Wenn sie dann aus dem Auto steigen gibt es zwei mögliche Verhaltensweisen. Junghund eins guckt kurz, merkt alles lustig, beginnt zu wedeln und freut sich über die willkommene Abwechslung. Junghund zwei guckt und findet alles erstmal gruselig. Beides völlig normal. Auch den zunächst ängstlichen Hund bekommt man schnell abgeholt und lustig.

Eine völlig neue Welt

Nun ist der Junghund angekommen in der für ihn völlig neuen Welt. Alles ist neu. Keine bekannten Kumpel, kein Zwinger, eine Wohnung mit Dach, ein Geschirr um, fremde Menschen, alles fremd. Wir denken, nun hat Kerle endlich ein Zuhause. Man hat ein tolles Bettchen gekauft, das muss ihm doch gefallen.

Mitnichten muss es das. Diese ganzen Veränderungen muss solch ein kleiner Geist erst einmal verkraften.

Wenn bereits ein Hund in eurer Familie lebt, ist es – so unsere Erfahrungen – für den neuen Junghund DEUTLICH leichter, sich zu akklimatisieren. Wir erfahren wesentlich seltener von Problemen in der Eingewöhnung von Stellen, wo Junghund als Zweithund eingezogen ist. Die Hunde orientieren sich schnell an bereits vorhandenen Hunden. Der Kumpel freut sich? Dann freu ich mich auch. Der Kumpel hat Spaß? Dann mach ich mit. So läuft es in der Regel ab schon kurz nach Einzug.

Wir möchten mit diesem Text denjenigen eine Hilfestellung geben, die einen unserer Junghunde als Einzelhund adoptieren. Die Eingewöhnung ist normalerweise ungleich schwieriger. Natürlich klappt es auch dann aus diesen Hunden einen wunderbaren Begleiter zu machen, es dauert aber meist etwas länger und bedarf einfach einigen Dingen, die zu beachten sind.

In der Wohnung …

… ist meist alles ziemlich schnell schick. Die Umgebung ist übersichtlich, die schon bekannten Menschen sind alle nett. Es gibt gutes Futter und man traut sich auch schnell, mal mit einem Socken durch die Gegend zu rennen.

Im Garten …

… fängt es dann meistens schon an. Der Garten kann zunächst gruselig sein. Fremde Geräusche, fremder Wind, ein Nachbarshund bellt in der Ferne. Sich lösen? Hier? Um Gottes willen. Versteh Deinen Hund, versetz Dich in seine Lage. Wer nichts „hinterlässt“ war auch nicht da. Normales Verhalten in unsicheren Situationen. Hab Geduld, bleib länger im Garten stehen und gib dem Hund die Möglichkeit, sich an alles zu gewöhnen. Irgendwann merkt er, dass ihm keine Gefahr droht und er hockt sich hin. Ganz sicher (-:

Eine Bitte: Lass Deinen Junghund zu Beginn nicht ohne Leine in den Garten. Selbst wenn Dein Zaun sicher ist, es ist mehr als kontraproduktiv für eure zarte, neue Beziehung, wenn sich Hund erschrickt, nicht mehr einfangen lässt und beginnt, vor Dir zu fliehen. Lass ihn solange an der Leine bis er von selber und gerne (!) zu Dir kommt.

Erste Spaziergänge …

Nun möchtest Du mit deinem Junghund spazieren gehen. Du freust Dich auf eine schöne kleine erste Runde um den Block. Unter Garantie wird die erste Reaktion eures Junghundes sein: OHJE und auf gar keinen Fall! Die sichere Wohnung verlassen? Nein, geht nicht. Er wird sich hinsetzen, hinlegen oder wieder nach innen ziehen.

Alles völlig normal. Und auch wenn er jetzt Angst hat und Du zum ersten Mal an der Beschreibung eines „offenen und lustigen Welpenkind“ zweifelst…Nein, es ist normal und die Beschreibung stimmte ganz sicher.

Wieder, versetz Dich in seine Lage. Er kennt Dich seit wenigen Stunden, das reicht nicht aus, um die Verantwortung für das eigene Leben in Deine Hände zu geben. Noch ist der Junghund gehalten, selber Verantwortung für sich zu übernehmen. Und diese Verantwortung sagt ihm ganz klar: bleib in Sicherheit.

Es gibt zwei Tipps, die wir Dir in dieser Situation an die Hand geben möchten.

  • Such Dir von Anfang an einen Nachbarn, einen Bekannten mit einem freundlichen, unaufgeregten Hund und gestalte die ersten Runden gemeinsam. Auch diesen neuen erwachsenen Hund wird euer Hund sicherlich erstmal etwas gruselig finden. Gib ihm Zeit, warte einfach ab und lass Deinem Hund die Zeit, den Fremden zu begutachten. Schnell wird er merken, dass von dem Fremden keine Gefahr ausgeht und er sogar die gleiche Sprache spricht. Der Junghund wird sich an dem erwachsenen Hund orientieren und mit Glück schon beim ersten Aufeinandertreffen mit ihm zusammen etwas laufen.
  • Du kennst keine souveränen, ruhigen erwachsenen Hunde? Dann liegt es an Dir, dem Hund die Sicherheit zu geben, die er braucht. Sei entspannt, setz Dich vielleicht mit dem Hund zusammen vors Haus und lass ihn seine Umgebung kennenlernen. Wenn Du merkst, dass er sich etwas entspannt, geh einfach los. Wenn er zurückzieht, sei einfach hartnäckiger, nimm ihn mit, hock Dich hin, lasst ihn zu Dir kommen, geh wieder ein paar Schritte … immer wieder.

Bedenke auf jeden Fall: Von Nicht-Erleben lernt euer Junghund nicht. Sei nicht zu vorsichtig. Hilf ihm, Situationen zu durchleben. Überforder ihn natürlich nicht, aber gib ihm die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln.

Fremder Hund vorraus!

Alarm, Alarm. Auf einem der ersten Spaziergänge erscheint ein fremder Hund am Horizont. In 99 % der Fällle wird Dein neuer Freund nun den Rückwärtsgang einlegen. Komme was wolle.

Wieder: Versetz Dich in seine Lage. Im bekannten Zwinger tauchen nicht einfach fremde erwachsene Hunde auf. Da lebt man in der bekannten Gemeinschaft. Sowas lernen unsere Hunde nicht.

Nun ist der fremde Hund an der Leine, total nett und eher ruhigen Gemütes. Ein Glück. Bleib stehen, hock Dich hin, wenn Dein Hund nicht von sich aus bei Dir andockt, nimm ihn und drück ihn an Deine Seite, Körperkontakt. Nun lässt Du den fremden Hund einfach passieren. Möglich, dass Dein Junghund das zu Beginn kommentiert, einfach weil er nicht fliehen kann und Dir noch nicht vertraut. Das ist völlig normal.

Im zweiten möglichen Szenario ist der kommende Hund unangeleint und prescht ungebremst auf euch zu. Ehrlich, in solch einer Situation nehm ich meinen Junghund auf den Arm. Es gibt für neu eingezogene Junghunde nichts schlimmeres als solch eine Situation. Das macht einfach ANGST. Und Angst ist kein guter Lehrer. Wenn der andere Hund sich beruhigt hat, kannst Du deinen Hund vorsichtig Kontakt aufnehmen lassen. Vielleicht gewöhnt er sich schnell an den fremden ungestümen Hund und findet es doch lustig, in der Regel brauchen sie aber dafür Zeit.

Hier in Deutschland kommen viele Hunde leider sehr häufig auf solch eine unhöfliche Weise einfach angerannt, daran müssen sich unsere hochsozialen Rumänen gewöhnen. Sie schaffen das auch, brauchen dafür aber etwas Hilfe.

Es ist für diese Junghunde übrigens deutlich förderlicher mit den beschriebenen netten bekannten Hunden oft spazieren zu gehen als den Hund auf Hundewiesen oder zu anderen Ansammlungen fremder Hunde mitzunehmen. Qualität geht hier vor Quantität!

Alleine bleiben?

Noch so ein Punkt, der den Einzelhundhalter zunächst vor große Schwierigkeiten stellen wird. Du planst, den Junghund nach wenigen Monaten alleine zu lassen, ggf. über 2 und mehr Stunden? Ehrlich …? Vergiss es. Man kann durchaus ein toller Hundehalter sein und dennoch berufstätig sein. Aber, bedenke, dass es sehr lange dauern kann bis der junge Hund zuverlässig alleine bleiben kann. Eher ist bis dahin aus dem jungen Hund ein junger, erwachsener Hund geworden. Bevor Du also wieder deiner Arbeit nachgehen musst, kümmere Dich um Plan B. Plan A, sprich Alleineblieben wird nicht funktionieren. Sicherlich nicht unter acht/neun Monaten. Der Hund ist ein Rudeltier, er kennt es nicht anders als nicht alleine zu sein.

Beginne sorgsam mit dem Alleinebleiben lernen. Bring den Müll raus, schließ die Badezimmertür, wenn du duschen gehst. Step by step ist der richtige Weg.

WAS MÖCHTEN WIR DIR ALSO VORNEHMLICH MIT AUF DEN WEG GEBEN?

Versetz Dich in die Lage deines Hundes. Zweifel nicht an unseren Beschreibungen. Die Hunde sind lustig und fröhlich. Du musst ihm aber dabei helfen, dies auch hier in ihrer neuen und fremden Umgebung sein zu können.

Verlass Dich in den meisten Situationen auf deinen Bauch und beobachte deinen Hund. Wenn Du merkst, dass ihn Situationen überfordern, hilf ihm. Er muss „nirgendwo durch“, er muss lernen, dass er die Verantwortung an Dich abgeben kann. Und das lernt er nur, wenn Du souverän vorangehst und ihn nicht in für ihn brenzlige Sitatutionen sich selber überlasst.

Und ganz wichtig vorab! Überleg Dir, ob Ihr über die Souveränität, die Geduld und die Konsequenz verfügt, einen rumänischen Junghund anzulernen. Wenn Du nun zweifelst, überleg lieber, ob der Hund nicht ggf. auch schon ein oder zwei Jahre alt sein kann. Auch wenn der Hund schon erwachsen ist, ist es kein Problem ein Team zu werden!