Dezemberfahrt nach Miercurea Ciuc 2009

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Am 26.12. haben wir uns auf den Weg nach Miercurea Ciuc gemacht. Obwohl wir schon öfter dort waren, war uns dieses mal ein bisschen mulmig zumute, weil wir nicht wussten, welche Straßenverhältnisse auf uns warten würden.

Zunächst verstauten wir bei Conny, bei Anja, dann bei Carol und schließlich bei Melis Eltern viele viele Sachspenden und Pakete. Lauter nette Menschen hatten an die armen Hunde gedacht und viele nützliche Dinge für die kalte Jahreszeit gespendet. Um 20 Uhr war dann endlich alles eingepackt und wir konnten die 2000km nach Miercurea Ciuc in Angriff nehmen.
Durch Deutschland, Österreich und Ungarn kamen wir zügig. Es fing zwar irgendwann an zu regnen, aber die Straßenverhältnisse waren unproblematisch. In Rumänien wählten wir die südliche Route über Arad, Sibiu und Brasov. So mussten wir nicht so weit durch die Berge fahren.
Unterwegs fiel uns auf, dass eine ungewöhnliche hohe Anzahl an Hunden unterwegs war. Leider sahen wir auch extrem viele überfahrene Hunde an den Straßenrändern.

Etwa 35km vor Miercurea Ciuc wurde es schlagartig immer kälter. Eine wunderschöne Winterlandschaft breitete sich vor uns aus. Allerdings erschwerte dies auch das Fahren immens. Mit dem schwer beladenen Wagen fuhren wir auf den schneebedeckten Straßen teilweise wie auf rohen Eiern. Wir hatten wirklich Angst, mit diesem Gewicht auf den Rädern ins Rutschen zu geraten. Besonders anstrengend waren die letzten Kilometer, auf denen wir durch die Berge fahren mussten. Bergauf ging es noch einigermaßen zügig, aber bergab tasteten wir uns sicherheitshalber lieber im Schneckentempo an den nicht vorhandenen Leitplanken entlang.

In Miercurea Ciuc angekommen, waren wir hundemüde, aber völlig begeistert. Die Häuser, die Kirchen, der große Platz in der Stadt – alles präsentierte sich im wunderhübschen Winterkleid. Es war schon ziemlich spät und unsere Kräfte neigten sich dem Ende, aber wir freuten uns wie verrückt, endlich Meli wiederzusehen, die uns im Tierheim mit ihrer Haushundetruppe begrüßte. Wir waren sehr glücklich zu sehen, dass sie fröhlich und zufrieden ausschaut.

Den folgenden Tag luden wir die vielen Spenden aus dem Sprinter aus. Toll, was da wieder alles zusammengekommen ist.

Danach tummelten wir uns im Tierheim. Zusammen mit Meli und Tibi kontrollierten wir die Chips der Ausreisehunde. Tibi unterzog sie außerdem alle einer kleinen tierärztlichen Abschlusskontrolle. Bei einigen Hunden war die Kastration noch nicht so lange her und die Narbe noch zu sehen. Wir waren beeindruckt, wie klein und sauber die Narben waren. Als wir Tibi das sagten, erklärte er uns, dass die Arbeit des Tierärztepools ihn sehr beeindruckt hatte. Er hatte Ines genau über die Schulter geschaut und sich vieles erklären lassen. Man hat richtig gemerkt, dass er sehr motiviert ist, seine Sache wirklich ordentlich zu machen und sich weiterzubilden.

Auch sonst hatte sich viel getan im Tierheim. Man merkt ganz deutlich, dass Meli nun dort ist und die Dinge ganz stark positiv beeinflusst. Bei unseren vorherigen Besuchen hatten wir uns z.B. immer und immer wieder darüber geärgert, dass den Räudehunden trotz unserer Hinweise keine kontinuierliche Behandlung zukam. Und nun? Kein einziger Hund mehr ohne Fell. Das zu sehen war so schön! Auch sonst hat sich schon so vieles verbessert. Die Gruppenzusammenstellungen sind durchdachter, die Hütteneinstreu sauber und frisch. Hunde, die mager sind, weil sie überall gemobbt werden, nimmt Meli mit ans Haus und betreut sie dort intensiver. Auch die Pfleger reagieren gut auf Meli und sind bemüht, ihre Anweisungen zu befolgen. Sie hat es also geschafft, sich durchzusetzen :-). Natürlich gibt es noch immer viele viele Dinge, die dringend verbessert werden müssten. Leider liegt es wie immer am lieben Geld, dass vieles nur schleppend voran geht. Aber insgesamt ist die Stimmung im Tierheim seit Melis Anwesenheit eine ganz andere. Die Hoffnungslosigkeit, die uns bisher stets durch die Zwinger begleitet hatte, haben wir dieses mal nicht mehr spüren müssen.

Sehr gefreut hat uns auch die Stimmung zwischen Tibi (dem neuen Tierarzt) und Meli. Sie arbeiten richtig harmonisch zusammen. Es scheint so, als hätten wir tatsächlich endlich einen Tierarzt gefunden, der die gleichen Vorstellungen von Tierschutzarbeit hat wie wir.

Mit Hunde kontrollieren, Wagen entladen, Fotos machen, Wagen für die Hunde vorbereiten usw. war der Tag leider viel zu schnell vorbei. Wir versuchten früh ins Bett zu gehen, weil wir wussten, dass die Rückfahrt kein Zuckerschlecken sein würde. Aber letztendlich hatten wir noch tausend Dinge im Kopf und es fiel uns schwer, einzuschlafen.

Am nächsten Tag mussten wir warten, bis die Pässe vom Amtsveterinär zurück waren. Wir nutzten die Zeit, uns noch ein wenig mit den Hunden zu beschäftigen. Meli verwendete uns als Testpersonen und schob uns gezielt in einige Zwinger, um zu sehen, wie der ein oder andere Hund auf Menschen reagiert, die er nicht so gut kennt.

Als dann die Pässe da waren, begannen wir mit dem Einladen der Hunde. Die Pfleger brachten die Hunde im Minutentakt und wir versuchten im Wagen die passenden Konstellationen entstehen zu lassen.
Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn die Hunde in den Wagen steigen, um in eine bessere Zukunft zu reisen. Die Pfleger verabschiedeten sich von ihren Schützlingen. Joshka Sinca war ein wenig betrübt, denn wie meistens durften nur sehr wenige Hunde aus seiner Zone mitfahren. Er betreut Zone 4 und dort leben fast nur Hunde die eine Schulterhöhe von mehr als 50cm haben. Leider finden diese Hunde nur selten Plätze in Deutschland.

Dann ging es los. Wir waren sehr traurig, denn die Zeit in MC war dieses mal viel zu kurz. Wir wären gerne noch mit Meli und den Hunden zusammengeblieben. Das nächste mal müssen wir unbedingt wieder länger bleiben.

Wie gewohnt kamen wir in Rumänien nur langsam voran. Die Straßen aber waren geräumt und trocken. Doch ca. 150 km vor der Grenze wurde es schwierig. Die Strecke führte in der Dunkelheit durch die Berge. Schneemassen hatten die Bäume über die Straße gebogen. Es sah aus wie ein überdimensionales bedrohliches Spalier. Viele kleinere Bäume waren unter der Schneelast gebrochen und standen kopfüber im Straßengraben mit den Ästen nach unten. Es war eine gespenstische, irreale Atmosphäre, die uns stundenlang begleitete, da wir nur sehr sehr langsam vorankamen.

Beim Grenzübertritt nach Ungarn freuten wir uns auf zweispurige Straßen und die Autobahn. Doch weit gefehlt. Kaum hatten wir ungarischen Boden befahren, setzte Schneeregen ein und die Nässe auf dem Straßenbelag überfror. Da es richtig rutschig wurde, kamen wir erneut nur im Schneckentempo voran. So kämpften wir uns durch die Nacht und waren erleichtert, als es wenigstens irgendwann wieder hell wurde.
In Österreich regnete es dann nur noch und Frost gab es auch keinen mehr. Wir fuhren eine Raststätte an, um etwas zu frühstücken und alle Hundeboxen frisch zu machen. Während wir im Wagen standen und die verschmutzten Decken in Säcke stopften (ein Job, der nicht gerade stimmungsaufhellend wirkt), hielt neben uns ein Reisebus mit einer Gruppe alkoholisierter Jugendlicher. Sie fielen dauernd gegen den Wagen und amüsierten sich köstlich, als wir und auch die Hunde irgendwann ungehalten wurden. Als besonders lustige Zugabe rückten sie dann noch einen großen Müllcontainer hinter unseren Wagen, der uns am Ausparken hindern sollte. Abwechslung dieser Art war genau das, was uns noch fehlte…haha… Genervt fuhren wir weiter, nachdem wir den Container aus dem Weg geschoben hatten.
Aber die Stimmung sollte auch wieder besser werden. In Deutschland trafen wir uns bei Regensburg mit der Familie, die unserem alten blinden Sascha ein neues Zuhause gibt. Für einen solchen Hund ist man natürlich gleich mehrfach glücklich. Wer hätte gedacht, dass er auf seine alten Tage noch ein Zuhause finden würde. Auch Hans, der die Hunde für die Tierheime Landsberg und die Stiftung Gnadenhof – Zuflucht für Tiere in Kempten entgegennahm, wartete dort auf uns. Nina Hahn war dann so lieb, die Kandidaten für die Stiftung Gnadenhof – Zuflucht für Tiere in Kempten ab Landsberg zu übernehmen und an ihr Ziel zu bringen.
Der nächste Stop war Dreieich bei Carol. Dort erwartete uns wie gewohnt ein ganzer Helfertrupp. Hier stiegen die Hunde für die Tierherberge Egelsbach und Tiere in Not Odenwald und zwei Hunde für den Verein Hundeherzen aus. Batman kam in seine Pflegestelle und auch die Pflegeeltern von Sternchen waren da und nahmen das zitternde ängstliche Bündel liebevoll in Empfang. Sibillas neues Frauchen war fix und fertig vor Glück, dass sie ihre kleine Maus nun endlich in den Arm schließen konnte. Herbert kochte uns derweil einen starken Kaffee und rettete damit unser Leben ;-), denn wir waren inzwischen 34 Stunden unterwegs.
Um 22.45 kamen wir schließlich bei Anja in Leverkusen an. Hier war die Fahrt erstmal zu Ende. Obwohl es so spät war, warteten auch hier viele liebe Menschen. Ellen nahm ihre Pflegekinder Angel und Zandra in Empfang. Auch Aomoris Pflegeeltern waren vor Ort und die Familie von Yelena strahlte übers ganze Gesicht, als ihre kleine Hündin aus dem Wagen stieg.
Stefan machte sich dann noch mit den Hunden für die Tierfreunde Münster auf den Weg. Dort hatte man sich entschieden, im Tierheim zu übernachten, damit die Hunde auch nachts noch entgegengenommen werden konnten. Ist das nicht süß?

Am nächsten Morgen standen dann Michaela und Dino vor der Tür. Sie hatten sich bereit erklärt, die Schützlinge für das Tierheim Heinsberg zu fahren. Die kleine Mocca war sehr ungehalten, dass sie nun zusammen mit den anderen in einer Box schon wieder eine Fahrt antreten sollte. Sie knurrte wie eine Große, so dass Michaela und Dino sich schon darauf einstellten, unterwegs das ein oder andere Schlichtungsgespräch führen zu müssen. Aber Mocca wurden dann doch noch ruhiger und so trafen Dank Michaela und Dino auch diese Hunde endlich an ihrem Ziel ein.

Wenig später kam Manu und übernahm den Transporter mit den restlichen Hunden. Sie fuhr ins Tierheim Bottrop und ins Tierheim Dülmen, wo auch Indys neues Herrchen bereits sehnsüchtig auf sie wartete und kam dann mit dem Transporter wieder zurück. Conny trat mit Passadeena und Brasilia den Heimweg in den Hunsrück an. Passadeena wurde dort von ihrer Pflegestelle entgegengenommen. Auch Brasilias Frauchen traf mit ihrer Mutter und ihren beiden Hündinnen ein und nahm die Kleine, die nun den wunderschönen Namen Tani (Morgenröte) erhalten hat, in Empfang.

Damit hatte die Dezemberfahrt ihren Abschluss gefunden. Wir danken ganz herzlich allen Helfern, Spendern und guten Geistern, die diese Fahrt möglich gemacht und dazu beigetragen haben, dass 53 Hunde den Sprung in ein schönes Leben schaffen konnten.

Anja und Conny