Das 3. Lichtlein brennt

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Die heutige Adventsgeschichte ist ein Bericht von Ingrid Weidig.

Wie mag es einer jungen läufigen Hündin ergehen, die auf frei zugänglichem Gelände an einer zwei Meter langen Kette angebunden ist. Ihr einziger Schutzraum ist ihre Hütte, die sie zwar vor Wind und Wetter schützt, aber ganz sicher nicht vor aufdringlichen Rüden. Sie wird bedrängt, vergewaltigt und kann sich nicht wehren. Ich will es mir nicht weiter ausmalen …

Rund zwei Monate später bekommt sie Welpen, natürlich auch an der Kette. Sie säugt sie, pflegt sie, so gut es an einer kurzen Kette eben geht. Die Kleinen wachsen, krabbeln aus der Hütte heraus, wollen die Welt erkunden, nur ihre Mutter kann sie nicht begleiten, die Kette begrenzt ihren Radius auf 2 Meter. Sie kann sie nicht vor Gefahren warnen, nicht mit ihnen spielen oder ihnen die Hundesprache beibringen. Nach weiteren zwei Monaten werden die Babies weggenommen, die Mutterhündin bleibt alleine zurück. Bis sie erneut läufig wird.

Die kleine zarte NINA OFELIA ist nur eine von vielen tausend Kettenhündinnen in Rumänien, die dieses Schicksal ein oder zweimal im Jahr durchleben.

Ende April 2011 haben die rumänische Tierschützerin Loredana M. und sie am Ende eines Weges „entdeckt“. Sie hatte zwei Welpen. Wir haben die Besitzerin ausfindig gemacht.

Krema, wie sie damals hieß, hatte eine freundliche Besitzerin von der sie gefüttert und sogar gestreichelt wurde. Sie hatte keine wirkliche Vorstellung davon, wie sehr die Hündin leidet. Das macht man seit Jahrhunderten schon so ….

Loredana redete eine Zeit lang auf sie ein, und wir durften Krema zur Kastration mitnehmen und versprachen, sie in wenigen Stunden wiederzubringen, damit die Welpen nicht sterben müssen. Die Frau war sogar bereit, die Babies warm einzuwickeln und mit ins Haus zu nehmen.

Die Hündin hatte Angst vor uns, aber wehrte sich nicht. Sobald wir im Tierheim ankamen, wurde sie narkotisiert und operiert. Ich habe ihr dann noch ein neues Halsband gesucht. Sobald sie einigermaßen wach war, haben wir sie zurückgebracht in ihre Hütte zu ihren Welpen.

Am nächsten Morgen sind wir wieder hingefahren, um nach der Hündin Krema zu sehen. Sie hatte sich einigermaßen erholt, aber leider wieder an der Kette.

Dabei hatten wir der Besitzerin versichert, dass Krema nicht weglaufen würde, solange sie die Babies hätte …

So saß sie nun in einer Hütte mit schöner Aussicht auf Wiesen, Berge und Felder, gefangen in einem Radius von zwei Metern.

Ende Juli haben wir Krema noch einmal besucht, sie war sehr verstört und scheu geworden.
Doch Loredana hat sich weiterhin für die Hündin eingesetzt und sie durfte sie mitnehmen. Seit dem 22. Oktober lebt sie bei mir und meinem freundlichen Rudel, wo sie ganz allmählich lernt, dass man Menschen und Hunden durchaus vertrauen kann. Nina-Ofelia, wie sie nun heisst, hat ihre Lebensfreude wiedergewonnen.
http://www.freundeskreis-bp.de/images/advent2011/Feli5.jpg
Doch wieviele Hündinnen müssen weiter an der Kette leiden und zwangsweise Welpen gebären?

Und was geschieht dann mit den überzähligen Welpen? Werden sie nicht zu Nachbarn oder Freunden gegeben, landen sie vermutlich auf der Straße und tragen dazu bei, das Elend der Streuner und den Unmut einiger Hundegegner zu vergrößern, die dann wieder eine grausame, Leben vernichtende Tötungsaktion, organisieren…

Nina-Ofelia lebt zur Pflege bei mir und sucht ganz schnell ein endgültiges Zuhause, wo sie ihre Traumata in Ruhe ganz überwinden kann.

Ihr Online Tagebuch: http://www.australian-shepherd.kunstvirus.de/strassenhunde/ofelia/ofelia01.html

Ingrid Weidig, 1. Dezember 2011
zum fiktiven 9. Geburtstag meiner zauberhaften ehemaligen Straßenhündin Incanju