mitte september wurde ole morgens von tierheimmitarbeitern hier am tor angebunden aufgefunden – ein zitternder „nur – haut + knochen – hund“ + komplett blind, das sieht man auf den ersten blick an seinen augen –
erster gesamteindruck: ein alter kranker hund – im zwinger angekommen legte ole sich platt auf den boden, von allen seiten bellte es – wie immer, wenn ein neuer hund kommt – und ole konnte in keinster weise einschätzen, wo er da gelandet war –
mit dem alter haben wir uns alle vertan; ole ist ein recht junger hund, laut gebiss zwischen 3 und 4 jahre alt – und nachdem er den ankunftsschock überwunden hatte, bewegte er sich + wirkte auch insgesamt ganz anders – jünger halt – weil er so dünn war – und weiterhin ist – wirken seine beine voll lang + er selbst dadurch irgendwie staksig – ole kommt mit seiner blindheit gut klar + findet sich in neuen umgebungen gut zurecht, doch na klar rennt er auch mal irgendwo gegen oder in irgendwen rein… wenn er erkundet, läuft er vorsichtig – man weiß ja nicht, was genau einen erwartet – und das sieht dann leicht skurril aus; staksig -tapsig- torkelig irgendwie –
hinter dem auf den ersten blick lustig- trottelig wirkendem ole verbirgt sich jedoch ein schlauer, lernfreudiger + sehr freundlicher junger rüde, den man floskellos als liebenswerten kerl bezeichnen kann – auf menschen reagiert ole komplett aufgeschlossen, freudig + neugierig – er mag gern schmusen + fett durchgekrault werden, schmiegt sich dann fest an einen + reibt seinen kopf – ebenso mag er ausgelassen rumtoben + kann sich auch bei drehungen + richtungswechsel gut orientieren – manchmal, wenn man dabei mal abrupt ganz still + ruhig stehenbleibt, weiß er spontan nicht ganz genau, wo man sich aufhält, findet einen dann aber doch bald wieder + die freude ist umso größer :)) – voll sweet –
wie viele blinde hunde hat auch ole diesen speziellen sinn entwickelt, der es ihm ermöglicht, wahrzunehmen, ohne zu sehen – selbst wenn man sich an seinen zwinger ranschleicht + auch die anderen hunde einen noch nicht entdeckt haben, hat ole meistens schon etwas bemerkt + seinen kopf in die richtige richtung gestreckt, leicht zur seite gedreht, mit erwartungsvollem ausdruck + hat einen bemerkt –
alle zwei bis drei tage drehen wir unsere „futterplus-runde“, in der wir hunde, die zu dünn sind, tüchtig nachfüttern – dabei haben wir für die einzelnen hunde rituale entwickelt, damit auch wirklich sie das meiste futter abkriegen + nicht ihre teilweise viel zu dicken mitbewohner…bei ole lief es so: wir warfen futter für die mitbewohner auf den boden + ole wurde abgeschirmt auf der rechten hütte des zwingers aus eine schale gefüttert – er lief dann jedesmal genau an die richtige stelle der hütte, von der aus er den napf am abgeschirmtesten erreichen konnte + verschlang ihn förmlich –
mit anderen hunden hat ole es manchmal schwer; nicht weil er sie nicht mag – im gegenteil ist er grundsätzlich sogar freundich – interessiert – doch andere hunde sind oft sehr irritiert von ihm, weil sie seine blindheit erstmal nicht einschätzen können – wenn ole sie zur begrüßung überschwängich + direkt umrennt, ist der erste eindruck halt befremdlich + befremdliche sachen sind für hunde ja oft gefährliche sachen, denen sie besser fern bleiben bzw. die sie nicht in ihrer nähe haben wollen – so kriegt ole schnell eins über den deckel, läßt sich das auch gefallen bzw. wehrt sich nicht adäquat + ist so nun schon in mehreren gruppen nicht erwünscht gewesen bzw. wurde gemobbt – so traute er sich irgendwann gar nicht mehr aus der hütte oder von der hütte weg, wenn kein mensch in der nähe war – und das ist ja die meiste zeit so…
er nahm nicht zu, sondern sogar weiter ab, weil er auch vom futternapf vertrieben wurde + war zu jeder zeit auf der hut vor seinen mitbewohnern – nicht schön… zz coachen wir ole in einer temporären dreiergruppe im spezialzwinger am haus – zusammen mit dem dünnen grisoux, den wir dort aufgepäppeln + genauer beobachten + hangya, die ebenfalls mobbingopfer + dauerhüttenhockerin war + für die wir zz zeit keine passende gruppe haben – die drei tolerieren sich, sind aber wahrlich keine besten kumpel…
selbst wenn sich doch noch eine passende gruppe oder zweierkombination für ihn finden würde, wäre das nur eine frage der zeit, bis diese sich wieder verändert – hunde reisen ab, kommen dazu, zwinger werden umgebaut + hunde wieder versetzt – so wird es für ole wohl schwer sein, hier einen platz für sich zu etablieren – für ole ist es noch wichtiger als für andere hunde, verläßliche abläufe + rituale zu haben, die ihm sicherheit geben in einer welt, die so sehr auf visuellen fähigkeiten beruht – es wäre so toll, ole könnte in naher zukunft einen platz finden, in dem er sich eben nicht ständig auf wen oder was neues einstellen + seinen platz immer wieder suchen muß – ole möchte + wird sicher ein toller freund + begleiter für jemanden sein –