Update vom 30.10.2012: Perle zieht demnächst auf eine Pflegestelle nach Radevormwald, Super!!
wir entdeckten sie in unseren ersten tagen hier im tierheim in einem kleinen zwinger in der eingangszone, wo frisch angekommene hunde untergebracht sind, bis sie durchgeimpft sind –
die offensichtlich alte hündin stand in einem kleinen zwinger – abgemagert, obeinig mit ganz großen, ungläubigen augen – um sie herum drei andere
hunde + im gesamten bereich gebell, gewusel + tumult – sowieso + dann noch verstärkt durch menschliche anwesenheit – endlich mal was los…
perle konnte kaum einen schritt vor den anderen setzen – altersarthrose sicherlich + ganz nach außen gedrehte ellbogen – wackelig + mit schmerzen behaftet suchte sie nach einem geeigneten platz, um sich etwas zur ruhe zu legen – sie fand aber keinen – alles zu hart oder zugekackt oder mitten im geschehen, also blieb sie weiterhin stehen + schaute aus eben diesen, damals noch viel größer wirkenden augen –
auf nachfrage wußte man hier im tierheim zu berichten: perle ist ihr name, sie wurde von ihren besitzern abgegeben, weil sie zu alt ist + einen tumor im milchleistenbereich hat – sie ist 18 jahre alt + die leute hatten perle von welpenalter an –
perle stand damals erst kurz vor ihrer zweiten impfung, trotzdem durfte sie auf meinen wunsch die eingangszone verlassen + zu uns ans tierheimhaus ziehen –
als erstes stellten wir sie auf schmerzmittel ein + fütterten sie ordentlich auf –
nahrungsergänzung für alte hunde + für die knochen bekommt sie täglich + wir haben ihr immunsystem homöopatisch gestärkt, weil sie sofort eine erkältungsbedingte kehlkopfentzündung bekam –
perle blühte erstaunlicherweise ganz schnell auf – nahm rege teil am sozialen leben – am hündischen wie auch am menschlichen + versuchte, uns auf schritt + tritt zu folgen, was für sie höchstleistung bedeutete – trotzdem blieb sie am ball – wollte einfach nur dabei sein + dazugehören + einen platz haben für sich –
alle, die perle kennenlernten, vermuteten, ihr skellettöses aussehen wäre durch den tumor begründet, wie es halt oftmals ist – ihre stetige gewichtszunahme jedoch zeigte deutlich, ihre früheren besitzer hatten sie schlichtweg halb verhungern lassen –
das tägliche training – laufen + reize für den kopf – stärkten sie immer mehr, die schmerzmittel halfen ihr, in angemessenem tempo mitzuhalten + sie hatte auch bald, die häuslichen abläufe verstanden –
zb die fütterungszeit:
dazu werden alle hunde angebunden, damit jeder seinen napf hat + genügend zeit, diesen in seinem tempo zu leeren – kein geschlinge + geklaue + nicht-ans-futter-lassen –
brauchte perle anfangs noch gute 5 minuten, bis sie sich mühsam zu ihrem platz vorgearbeitet hatte, ist sie jetzt schon aufgeregt + erwartungsvoll dabei, wenn das futter gemischt + in die näpfe verteilt wird + läuft eilig zu ihrem platz, um sich anbinden zu lassen – oftmals bellt sie noch mit ihrer dunklen, leicht heiseren, alten stimme, um mich anzutreiben – schneller, schneller!
Nachdem alle hunde irgendwann fertig sind, darf perle die restbestände der näpfe noch futtern oder sauberlecken…
Essen ist eindeutig ihre lieblingsbeschäftigung – sie kann zu jeder tages- und nachtzeit futtern + das reichlich – sie hat viel nachzuholen in dieser beziehung –
gibt man ihr was aus der hand, ist vorsicht geboten – ihr zweitname perle-alligator kommt nicht von irgendwo her – sie schnappt einem gleich die ganze hand mit + das mit großem appetit – gibt man ihr was aus einem kleinen schälchen (wie zb jeden tag ihre schmerzpillen), sollte das schälchen nicht aus porzellan sein, kann sein, sie schnappt es einem ein zwei teile…ist ja nicht ungefährlich – vor allem für sie…
will man ihr im vorbeigehen einfach mal so übers näschen streicheln, kann sein, sie denkt, man will ihr was zu futtern zustecken + schon so manches mal hab ich meine finger nur knapp wieder wegziehen können, als ich sah, wie sich das alligatormaul weit öffnete, um gierig zuzupacken – mißverständnis-mißverständnis!
sie meint es in keinster weise böse – sie hat nur einfach einen RIESENHUNGER, der sich in 18 jahren angestaut hat –
ebenso ist sie zärtlich + verschmust + läßt einen an ihrem wohlbefinden + genuß auch ganz direkt teilhaben durch ungehemmtes lautes, tiefes grunzen + stöhnen – sie ist dann entspannung pur – und so zufrieden, das ist echt schön mitzuerleben – überhaupt ist sie sehr unverblümt – sie schnarcht, furzt, rülpst – sie hat keine tischmanieren, schlabbert exzessiv – dafür kann man den napf oder teller aber dann auch wieder ungespült ins regal stellen 😉 –
wenn sie müde ist, macht sie sich eiligst auf den weg in ihren korb + läßt sich kopfüber hinein fallen – da ist dann auch nix mehr mit wieder rausbekommen, sie ist dann ein riesiger nasser sack, den man nicht mehr zu packen kriegt – es sei denn, man stemmt knappe 30 kg aus der sitzposition – wenn sie liegt, liegt sie – komme, was wolle –
und – perle steht auf knackige junge rüden…da wird sie echt ganz wild + läßt sich auch nicht so leicht abweisen – und wenn es nur beim schnuppern bleibt, ist auch okay – immerhin was für die nase –
perle ist einfach perle – sie ist eine abenteuerliche, alte lady, die nix auf etikette gibt –
sie ist supersaufroh, jetzt hier dabei zu sein – wo sie mit anderen hunden sein kann, wo was los ist, sie mit menschen sein + in der küche liegen kann –
sie ist entsprechend ihres alters + ihrer körperlichen beschwerden echt fit geworden, hat gute 5kg zugenommen + ist so, wie sie ist, in guter verfassung –
das superdumme ist nur….es wird hier bald winter…minus 30 oder mehr grade + im haus gibt’s keine heizung + wir wohnen in einem bus mit steilen stufen + sind den ganzen tag lang im tierheim unterwegs – da wirds für perle nicht mehr so schön werden –
schon jetzt ziehen wir ihr für die nacht einen mantel über, weil es doch empfindlich kühl wird nach sonnenuntergang – und noch sind wir nurl im leichten minusbereich –
ich finde, sie sieht mit dem mantel irgendwie aus , als würde sie gleich ihre harley aus der garage holen… der mantel übrigens ist eine spende – er sitzt wie angegossen, wie gut, daß er zu uns kam!
Abends, wenns dann ans schlafen geht, haben wir ein ritual; perle geht aus der küche raus, trinkt noch was aus dem eimer draußen, macht vielleicht nochmal pipi (vielleicht aber auch nicht – sie hat eine echt starke blase) + dann geht’s ab in ihren korb, schnurstracks – er steht in an der hauswand unter einem tisch, sie wirft sich rein + ich komme, um sie schön zuzudecken mit der dicken, großen braunen teddydecke + sie räkelt sich + grunzt + schmatzt + findet es so richtig gemütlich –
daß sie eine kräftige blase hat, weiß ich, weil sie oft morgens noch genauso zugedeckt daliegt + darunter nix nass ist…
wir suchen für perle einen gemütlichen platz, an dem sie ihren vielleicht letzten winter muckelig warm vor dem ofen oder an der heizung verbringen kann – mit menschen, die die eigenschaften eines sehr alten hundes schätzen – keine langen spaziergänge, viel schlafen, nette gesellschaft + gemütliche schmuseeinheiten, lecker essen + übersichtliche außenreize wären sowohl für perle als auch für uns das schönste geschenk, das man grad machen könnte –