Ich weiß nicht wie es ohne wäre… – Melis Jahresrückblick

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2013 – ein rabenschwarzes Jahr für die Straßenhunde Rumäniens. Es war schon auffallend wie sich dieses Jahr plötzlich mehrere Städte darum bemühten sich Tierheime, die von Tierschutzvereinen geleitet wurden anzueignen… ich lass das mal einfach so stehen. In Miercurea Ciuc gab es immer eine Zeit im Jahr, in der die Hundefänger verstärkt Hunde ins Tierheim der Fundatia Pro Animalia brachten, immer eine schwierige Zeit, die aber vorüber ging. Meist wurden bei solchen „Säuberungsaktionen“ 30-40% der gesamten Aufnahmezahl im Jahr gebracht und hielt max. 2 Monate an. Ich hab das in Zahlen jetzt nicht konkret nachgeschaut, aber so ungefähr war es die letzten Jahre. Im Juni fing es dann an und wollte nicht mehr aufhören. Ende August war die Kapazität des Tierheims ausgereizt, wir gingen auf die Barrikaden und nahmen keine Hunde mehr an. Aber im Gegensatz zu den letzten Jahren wurde einfach weitergefangen. Ich stand mit dem Verantwortlichen des Bürgermeisteramtes vor den Toren des Tierheims und predigte zum 1000 Mal, dass ohne Kastrationen der Privathunde es nie ein Ende hätte, er sein Geld zu Fenster rauswerfe und wir unter der Last zusammenbrächen etc blablabla wie immer halt und beharrte stur darauf unter den jetzigen Bedingungen keine weiteren Hunde aufzunehmen. Und dann geschah es in Bukarest, ein Junge wurde angeblich von Straßenhunden getötet. Es wurde direkt die Anordnung verhängt, dass ohne wenn und aber alle Hunde von der Fundatia aufgenommen werden müssen. Es wurde anlässlich dieses Ereignisses am 12.09.2013 ein Gesetz beschlossen, welches die Tötung von Straßenhunden 14 Tage nach Einfangen legalisiert… Jede Stadt kann selbst entscheiden, welchen Weg sie einschlagen will.
In Miercurea Ciuc ist es bei diesem Zustand geblieben, Hunde ohne Ende, doch in anderen Teilen des Landes wurde und wird wilde Jagd auf Straßenhunde gemacht.
Es gab massive Proteste in Form von Demonstrationen, Petitionen, Email-Aktionen aus ganz Europa und es wurde auf vielen Kanälen von den schrecklichen Ereignissen berichtet. Es scheint als hätte das alles nicht gefruchtet … aber ich weiß nicht, wie es in diesem Land zu gänge, wenn ihr da draußen nicht protestiert hättet, wenn wir nicht unermüdlich einen besseren Weg aufgezeigt hätten, wenn wir alle uns nicht dafür einsetzen würden, den Hunden zu helfen, egal ob aktiv oder in Form von Spenden.
Der Freundeskreis BrunoPet e.V. reagierte auf die Situation im Tierheim vorrangig durch verstärkte Transporte, es wurden 2013 deutlich mehr Hunde nach Deutschland gebracht als die Jahre davor. Ich wurde gefragt, ob man denn die Transporte merken würde und ich sagte erstmal nein. Doch dann fügte ich ein „ich weiß nicht wie es ohne wäre“ hinzu.

Im Februar hatten wir fast meinen lang ersehnten Traum erfüllt. Der Tierheimbestand war auf 268 Hunde gesunken – jetzt halten wir die Zahl bei ungefähr 400 Hunden. Würde der Freundeskreis BrunoPet e.V. die Transporte nicht fahren wäre das Tierheim wohl am Ende des Jahres bei 900 Hunden.
Wir haben das Glück mit engagierten Tierschützern in deutschen Tierheimen zusammenarbeiten zu können, die den Hunden aus MC zur Seite standen und bereit waren die eine oder andere Hürde zu nehmen, um den Hunden einen Platz bieten zu können. Ich möchte mich ganz herzlich für diese Unterstützung bedanken, ohne euch wäre es nicht möglich gewesen so vielen Hunden eine Ausreise zu ermöglichen, was gleichzeitig bedeutet den verbliebenen Hunden in Rumänien einen angemessenen Platz im Tierheim zu geben.

Durch die Geschehnisse wurden viele Menschen aufmerksam, auf die Straßenhunde Rumäniens und auch auf BrunoPet und das Tierheim in Miercurea Ciuc. Viele Menschen waren bereit in irgendeiner Form zu helfen, sei es um einem Hund ein Zuhause zu geben, eine Pflegestelle anzubieten, sei es durch finanzielle Mittel um Transporte und Kastrationsaktionen zu finanzieren oder Gehege zu errichten bzw zu verbessern. Ebenso wurden sehr fleißig Sachspenden gesammelt. Die von Sara toll organisierte Sachspendentransporte haben uns und den Hunden sehr geholfen und uns auch viel Freude bereitet. Gleichzeitig haben wir auch das Gefühl erhalten, dass sich in Deutschland Menschen näher gekommen sind, um gemeinsam aktiv zu werden. Auch hier ein ganz dickes Dankeschön 🙂

Es wurden viele neue Zwinger errichtet, wir haben all unsere Erfahrungswerte einfließen lassen und sind bisher mit dem Ergebnis recht zufrieden. Endgültig was sagen kann man dann doch erst was, wenn ein Jahr um ist und man somit alle Witterungsperioden erlebt hat. Diese neuen Zwinger wurden aber nicht errichtet um mehr Platz zu schaffen! Die Zwinger der Zone 4 sind abbruchreif und mit jedem neu errichteten Zwinger fällt ein Zwinger in Zone 4. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich es überhaupt nicht einsehe durch Erhöhung der Aufnahmekapazität dieses Tierheims das Treiben zu unterstützen, einfach die Straßenhunde einzufangen und wegzusperren ohne endlich was dagegen zu unternehmen, dass die Hunde sich schneller vermehren als das Müllauto fahren kann. Ich fange an dieser Stelle nicht meine immerwährende Predigt an, dass es vor allem um die Privathunde geht, es dürfte jedem der diesen Text liest klar sein was ich meine. Extrem frustrierend gerade in dieser Situation war die letzte Kastrationsaktion im Oktober, kaum merklicher Einsatz auf Seiten der Tierschützer hier vor Ort und ein deutlicher Rückgang der Beteiligung der Bevölkerung. Ich könnte mir die Haare rauf. Bis heute wurden 364 Welpen 2013 geboren von der Fundatia aufgenommen und das Jahr ist noch nicht um.

Auch wenn es uns spontan nicht so vor kommt, es wurden auch dieses Jahr weiter Verbesserungen vorgenommen. Verbesserungen aufgrund von Erkenntnissen, Überlegungen und dem inneren Bestreben, es gab keine Zwänge oder äußere Umstände dafür. Solange man noch in der Lage ist Verbesserungen aus einem Bedürfnis heraus umzusetzen ist man noch am richtigen Ort und handelt mit Herz und hoffentlich Verstand 🙂

Ich weiß nicht wie es ohne wäre… oftmals mecker ich rum, weil dies nicht funktioniert, das nicht läuft, weil das Tierheim so voll ist, mein Kopf so voll ist, das noch nicht umgesetzt ist und so weiter. Wir laufen alle am Limit, ob das Team in Deutschland oder das Team im Tierheim. Ich möchte mir nicht vorstellen wie es wäre wenn es die Leute nicht gäbe, egal ob hier oder dort. Und genauso wenig möchte ich mir vorstellen wie es wäre wenn wir eure Unterstützung nicht hätten, egal in welchem Bereich. Wir alle zusammen haben so viel geschafft!

Nachdem uns 2013 alles abforderte, damit das Tierheim im Gleichgewicht bleibt und durch äußere Zwänge unser Augenmerk im letzten Drittel des Jahres auf Transporte gerichtet war wünsche ich mir, dass wir unseren Blick wieder auf den wirklich wichtigen Aspekt im Tierschutz richten, Verhinderung von Leid durch Kastrationen. Wir brauchen alle etwas Luft und Erholung um den Kopf klar zu kriegen für neue Ansätze und Ideen und Kraft um alte durchaus taugliche Ideen weiter voranzutreiben. In diesem Sinne wünsche ich allen erholsame Feiertage.