Nach der Fahrt ist vor der Fahrt – Melis Jahresrückblick

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Als ich am 13.12.2014 morgens in die Praxis ging war mein Ansinnen Johanna zu erzählen, dass die Hunde gut in Deutschland angekommen sind. Ich hielt kurz inne, dann sprach ich sie auf die terminlichen Schwierigkeiten für den nächsten Transport an. Der 26.12. soll es ja sein, doch muss das noch besser organisiert sein als sonst, die Weihnachtsfeiertage machen es kniffliger. Alles muss etwas früher stehen und erledigt sein, der Tierarzt muss an Weihnachten kommen, genügend Arbeiter anwesend sein und das Vet.Amt eine Extraschicht einlegen. Nach dem Gespräch ging ich los erste organisatorische Schritte einleiten.

Zu diesem Zeitpunkt waren noch nicht mal alle Hunde an ihren Zielen angekommen. Und wieder einmal fragte ich mich, was ich hier eigentlich treibe. Neulich sagte ich aber zu Sabine „Einen Segen haben die vielen Transporte, die Kleinen kommen baldmöglichst hier raus.“
Manchmal habe ich das Gefühl, wir setzen nur noch Welpen ins Auto. Doch dem ist nicht so, natürlich fahren auch erwachsene Hunde mit. Aber der Anteil ist meist sehr hoch.
Die jungen Hunde kommen in eine Phase, in der sie vieles gruselig finden und wenn man nicht aufpasst werden sie schüchtern, ängstlich und zu guter Letzt scheu. Bei der Menge an Hunden bleibt es nicht aus, dass die Zeit fehlt sich diesen Junghunden in entsprechendem Maße zu widmen.
Uns ist es dieses Jahr gelungen nahezu alle Welpen rechtzeitig auf die Reise zu schicken. Die Schwierigkeit hierbei ist es einen Platz zu finden, in dem dieser junge Hund ankommen kann und man darauf vorbereitet ist, dass der lustige, fröhliche Welpe eventuell das alles erstmal gar nicht lustig findet. Viele haben wenig Umstellungsschwierigkeiten und erobern die Welt schneller als man glauben mag. Doch immer wieder ist der eine oder andere dabei, der erstmal wieder Boden unter die Pfoten bekommen muss. Alles ist weg, die gewohnten Spielpartner, die Bezugspersonen, der gewohnte Lebensbereich. Plötzlich befinden sie sich in den Armen fremder Menschen in einem Haus mit komischen Böden, Gerüchen und Geräuschen. Es kleben Halsband und Geschirr am Körper und daran soll man sich Fortbewegen obwohl da noch eine Leine dran ist, die der fremde Mensch festhält. Also um ehrlich zu sein, ich wundere mich immer wieder, was Hunde so alles drauf haben und mitmachen.

Es gibt in diesem Tierheim einen hohen Anteil an Hunden, die im Welpenalter ins Tierheim kamen. Sie wurden schüchtern, ängstlich und schafften den Sprung nicht hinaus. Viele haben eine gute Portion Neugierde, sind lebensfroh und wären sicher mit entsprechender Hilfe davon zu überzeugen sich auf das Abenteuer Leben außerhalb des Tierheims einzulassen. Vorallem Hunde, die als junge Hunde gar nicht so ängstlich waren. Doch um einem solchen Hund eine Chance zu geben, bedarf es speziellen Bedingungen, räumlich, wie auch dem besonderen Feingefühl. Die Aussicht für diese Hunde einen solchen Platz zu bekommen ist eher gering.

Es war furchtbar anstrengend dieses Jahr mit den vielen Transporten. Aber ich bin so froh, dass wir es geschafft haben fast alle jungen Wilden in ein Leben zu entlassen, ein echtes Hundeleben in einer Familie. Nicht immer lief alles gleich glatt für sie, aber am Ende gabs für alle ein Zuhause oder sie sind auf dem Weg dorthin. Ein paar wenige möchten noch überzeugt werden, doch auch sie werden es schaffen.

Durch Sabines Blogeinträge können alle einen kleinen Einblick in das Tierheimgeschehen bekommen. Es wird mitgefiebert, mitgelacht und mitgeweint. Uns wird viel Mitgefühl und Dank für unsere Arbeit vor Ort entgegengebracht.
Diesen Dank möchte ich weiter- und zurückgeben. Ich wäre für die Vermittlungsarbeit nicht geeignet. Sich immer wieder auf einzelne, fremde Menschen oder ganze Familien einzulassen, in ihr Leben einzutauchen, sich auszutauschen um festzustellen, ob das die passenden Menschen für den jeweiligen Hund sind, sich den Ängsten und Sorgen anzunehmen und sie eine Zeit zu begleiten, ist eine große Aufgabe. Und gerade in diesem Jahr war dies sicher in besonderem Maße anstrengend.
Dieses Jahr war nicht nur durch die rumänischen Einflüsse sehr belastend, auch auf deutscher Seite gab es durch die neuen Bestimmungen viel zu bewältigen. Ich wäre nie in der Lage gewesen mich durch die ganzen Paragraphen zu arbeiten. Hier haben wir uns professionelle Hilfe bei kompetenten Anwälten geholt um alles in korrekte Bahnen zu lenken. Um diese neuen Pflichten zu erfüllen waren Seminare zu absolvieren und jede Menge Daten in entsprechende Systeme zu sortieren.
Wir haben feste Bande zu unseren befreundeten Tierheimen geknüpft, die sich ebenfalls mit den neuen Bestimmungen auseinandersetzen mussten. Wir freuen uns über den engen Kontakt, die Zusammenarbeit und den regen Austausch.

Wir haben dieses Jahr eine großartige Unterstützung erhalten. Wir haben so viel gebaut und renoviert wie noch nie. Und wir sind weiter dabei die Lebenssituation der Hunde im Tierheim zu verbessern.
Desweiteren haben wir viel Hilfe bei der medizinischen Versorgung der Hunde in Deutschland erhalten. Maile, Jovita, Diego, Ant, Flower, Kachina, Marten, Jam, Pinoli, Unene, Schirai, Madalenn, Kasper, Talita und vielen anderen Hunden konnte geholfen werden, von einer Herz-OP bis zur Rolli-Spezialanfertigung war alles dabei.
Wir haben unglaublich tolle Paten, die original nach einem Transport „Schlange stehen“, um den nächsten Patenhund zu bekommen. Leute, ihr seid wunderbar!
Obwohl wir sie bereits viele Monate haben, freue ich mich doch immer noch sehr über die beiden Lagercontainer. Schnell verscheuche ich die Gedanken wie es ohne war. Doch wir haben nicht nur endlich Platz für Sachspenden, wir haben inzwischen eine feste Möglichkeit diese Dinge in Deutschland zu sammeln und regelmäßig ins Tierheim zu bringen.
Alle diese positiven Entwicklungen beinhalten auch jede Menge Organisation und Verwaltung. 2 Worte die nicht widerspiegeln welche Arbeit dahinter steckt. Aber ich weiß es und daher gebe ich den Dank an jene weiter, die hinter den Kulissen all das möglich machen. An all die Menschen, die Vor- und Nachkontrollen machen, die alle 3 Wochen Hunde von A nach B fahren, die Sachen sammeln, sichten und sortieren, genauso wie Belege, Papiere, Daten, die Mails schreiben, sich mit Menschen, Fragen, Ängsten, Bedürfnissen und vielem mehr auseinandersetzen. Ich möchte mich bei allen bedanken, die an eine bessere Zukunft glauben, die uns in unserem Tun bestärken und unterstützen und uns durch finanzielle, materielle Mittel oder persönlichen Einsatz helfen.
2014 war ein anstrengendes Jahr, aber es war ein erfolgreiches Jahr. Viele Rädchen und Räder sind ins Laufen gekommen, viele Hindernisse sind genommen. So hoffe ich, dass wir vor Ort mehr Kapazitäten schaffen können um dem eigentlichen Problem stärker entgegenzuwirken. Wir beginnen das Jahr 2015 mit einer Kastrationsaktion Mitte Januar.

Ich wünsche allen eine schöne Weihnacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr.