Weihnachtsgeschichte

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Wenn ich als Kind die Weihnachtsgeschichte hörte, war oft von einem Esel die Rede, der Maria und Josef nach Bethlehem begleitete. Natürlich lauschte ich stets gespannt der ganzen Geschichte, doch ich muss gestehen – meine Gedanken blieben oft an eben diesem Eselchen hängen. Auch in den weihnachtlichen Kinderbüchern fand ich meinen Esel in vielerlei Darstellungen wieder. Geduldig trug das kleine friedliche Tier eine schwangere Frau auf seinem Rücken, sicher einen großen Teil des ganzen weiten Weges. Für mich hatte gerade der Esel immer besonders viel mit dem weihnachtlichen Gedanken gemeinsam, den mir die Erwachsenen um mich herum vermitteln wollten. Wie viele Strapazen hatte er wohl auf sich genommen, um den Menschen ein guter Wegbegleiter zu sein? Ich fragte mich: „Was wären Maria und Josef wohl ohne den Esel gewesen? Wie weit wären sie gekommen?“

Später erfuhr ich, dass in der Bibel gar nichts von einem Esel geschrieben steht. Dennoch hielt ich immer stur daran fest: wenn diese Geschichte wirklich so stattgefunden hat, wie es dort steht, dann ganz bestimmt nur mit Hilfe eines Esels! Sicher war seine Hilfe für die Menschen dieser Zeit einfach nur zu selbstverständlich, um ihn extra zu erwähnen! Der Gedanke an Weihnachten ohne Esel, niemals!

Sie blieben mir immer etwas besonderes – die Esel. Zwar gab es in meinem Leben lange Zeit keine persönlichen Eselbekanntschaften, doch los ließen sich mich nie und ich nahm ihr Dasein stets aufmerksam wahr. Wo das Leben für die Menschen hart ist, wo Entbehrungen und schwere körperliche Arbeit Alltag sind, wo Maschinen sich als ungeeignet oder unerschwinglicher Luxus erweisen – dort ist es nur allzu oft der Esel, der den Menschen zur Seite steht, die Ernte sichert, Transportwege möglich macht, Existenzen sichert. Geduldig arbeitet er bis zur Erschöpfung, erträgt Entbehrungen und Mühsal. Gedankt wird es ihm von den Menschen nur allzu selten…

Als sehr viel später die ersten realen Esel in mein Leben traten, war ich gerührt, wie viel das Wesen dieser wunderbaren Geschöpfe mit dem geheimnisvollen weihnachtlichen Gefühl gemeinsam hat, welches ich als Kind in meinem Herzen trug. Wenn ich mich leise zu ihnen setze und ihren warmen Atem an meiner Wange spüre, habe ich immer das Gefühl, die Seele von etwas ganz Wundervollem berühren zu dürfen. Nicht nur die Seele dieses einen Esels, sondern etwas, was darüber hinaus geht. Ich habe lange nach Worten gesucht, um es beschreiben zu können, aber es will mir nicht gelingen und vielleicht soll es das auch gar nicht.

Nun, es ist also wirklich nicht zu leugnen – Weihnachten und Esel gehören für mich auf irgendeine Weise ganz fest zusammen. Und so wollte es der Zufall?, dass auch an diesem Weihnachten ein Esel eine ganz besondere Rolle spielt.

Fleißige Forumsleser werden einen Teil der Geschichte von Paul bereits kennen. Das erste mal sahen wir ihn bei einem „Züchter“. Am Telefon hieß es zuvor, dass er sich nicht mehr so gut mit dem anderen Hengst in der Gruppe vertrug, dass man ein Ausweichquartier auf Zeit suche. Und so sollte Paul eigentlich nur ein temporärer Beistellesel für die Eselstute Emma werden, die leider aus einer Vermittlung zurückgekommen und nun ohne eselige Gesellschaft sehr einsam war. Bei besagtem „Züchter“ verschlug es allen die Sprache. Paulchen war ein kleiner, panischer Eselmann, über und über mit schweren Bisswunden übersät. Seine Hufe, wie auch die der anderen Esel dort, hatten seit Jahren keinen Schmied gesehen. Sie drehten sich bereits spiralförmig, an ein vernünftiges Laufen war damit nicht zu denken. Als wir Paul einpackten, ließ er sich vor Angst, was mit ihm geschehen würde, irgendwann einfach zitternd fallen, so dass wir ihn auf einer Decke in den Hänger tragen mussten. Weil Paul aber ein Esel und damit ein Meister im Aushalten und Erdulden von Umständen ist, dauerte es nach erfolgtem Umgebungswechsel nicht lange und aus dem traurigen Männlein wurde ein lustiges Eselchen, das schon bald mit Emma über die Wiesen tobte.
Klar war, dass man solche „Züchter“ nicht finanziell unterstützen sollte. Noch klarer aber war, dass es kein Mensch übers Herz bringen würde, den Paulemann in seine alte Umgebung zurück zu bringen. Doch jeder gute Geschäftsmann riecht sofort, wenn Gefühle im Spiel sind. Da kann man noch so vehement versuchen, unbeteiligt zu wirken. Und so waren die Preisvorstellungen für einen ausgemergelten, verletzten Esel mit furchtbaren Hufen recht hoch. Es folgten zähe Auseinandersetzungen, auch mit dem Veterinäramt. Ja, man kannte die Zustände dort. Man würde noch einmal hinfahren und Verbesserungen erwirken. Die Hufe waren dann auch wirklich irgendwann gemacht und es hieß, der „Züchter“ bliebe unter Beobachtung. Zwischendurch gab es sogar eine Weile den Hoffnungsschimmer, Paul nicht mehr herausgeben zu müssen, weil sein körperlicher Zustand gut dokumentiert war. Aber dann kam es doch, wie es kommen musste: Paul sei Eigentum des Züchters und eine Herausgabe unabdingbar. Um Paul dieses Schicksal zu ersparen, blieb tatsächlich nichts anderes mehr übrig, als zähneknirschend die 400 Euro auf den Tisch zu legen.

Damit ist Paul nun ganz offiziell ein Bpeselchen und darf auf dem Hof bleiben, wo auch seine Freundin Emma lebt.

Lieber Paul, ich freue mich so sehr, dass du nun bei deiner Emma bleiben darfst. Wenn man euch besucht und euch beide einträchtig nebeneinander euer Heu mümmeln hört, fühlt man nichts als Ruhe und Frieden. Ich bin überglücklich, dass das Damoklesschwert über dir nun verschwunden ist. Dich dort zu sehen, wo es dir gut geht, ist das schönste Weihnachtsgeschenk.

Constanze Haag

Frohe Weihnachten wünscht Ihnen Bpeselchen Paul und das ganze Bruno Pet Team!