Es scheint jedes Jahr schlimmer zu werden. So ist es nicht, aber es wird auch kein bisschen besser. Welpen, Welpen und noch mehr Welpen.

Ich erzähle vom 02.12.2014 stellvertretend für das Jahr. Es war ein Tag voller Verzweiflung. Absprachen zählen hier ja nichts und so versuchen wir immer durch Gegenmaßnahmen zu ein bewältigbarem Ergebnis zu kommen. Es ist ja nicht so, dass wir es begrüßen, dass Hunde auf der Straße rumrennen. Anfang März wurden neue Aufnahmeregelungen mit der Stadt und somit den Hundefängern vereinbart, in dieser Regelung sollten auch die Privatabgaben, Notfälle und Findelkinder berücksichtigt werden. Ganz krass ist die Tatsache, dass man ständig versucht Welpen von der Aufnahmezahl auszugrenzen, als würden sie schlicht nicht existieren. Dieses Verhalten spiegelt umfassend wider, dass kein Einziger der Verantwortlichen die Gesamtproblematik auch nur im Ansatz verstanden hat. Und das bringt mich so richtig zur Raserei.

Aber zurück zu den Absprachen. Erst gab es Gezänke, dann lief es kurzfristig und dann wurde stumpf ignoriert. Dann gab es eine neue Regelung, die die Privatabgaben umschiffte. 30 im Monat als fixe Zahl, wer das mit wem ausgemacht hat bleibt offen, mit uns jedenfalls nicht. Nun denn, so einfach fressen wir das nicht, dann werden die Privatabgaben halt als eingefangene Hunde geführt und den Hundefängern auf die Liste geschrieben. Die Hundefänger hingegen haben auch ihre Tricks und fangen nun am Monatsanfang direkt „ihre“ 30 Hunde ein und so kamen wir im November auf satte 65 Hunde. Super, ein tolles Miteinander und kostet uns mehr Kraft als wir haben. Falls hier an dieser Stelle jemand nicht folgen kann und nicht versteht, macht nichts, so wirklich gibt es nichts zu verstehen. Es brodelt gerade einfach aus mir heraus, wie zermürbend und anstrengend es ist, wenn man ständig gegen die hohe Anzahl an neuen Hunden ankämpft. Es ist immer wieder nötig, dass ich einen mega Zornanfall bekomme und wirklich mit Dichtmachen drohe, damit man wieder neu verhandelt und wenigstens für den Moment sich auf irgendwas einigt. So wurde ausgemacht, dass für den Dezember nur 14 Hunde gebracht werden. Für meinen Geschmack 14 zuviel, aber gut.

Und somit zum 02.12.2014, es hielt der Pastor mit seinem Schulkinderbus, drin keine Schulkinder sondern 5 Welpen. Die habe er gefunden, die Mutter konnte er nicht fangen. Ich bin ausgeflippt… wir hatten die 2 Tage davor schon wieder 12 neue Welpen bekommen und da stand er mit 5 weiteren, ca. 5 Wochen alt und keine Mutter dabei. Das war so niederschmetternd, noch mehr Welpen… dann so kleine Fürze ohne Mutter. Auch das beinhaltet so viel, die Kleinen plötzlich „schutzlos“, die Mutter die rumrennt und ihre Kleinen sucht und kreisch… wieder nur die Welpen „abgeschöpft“, aber das Problem besteht weiterhin – sprich die Hündin läuft weiterhin unkastriert auf der Straße rum und in einem halben Jahr ist die Situation die gleiche. Ich hab den Mann richtig fett angemeckert und stehen lassen. Attilla zog mit dem Pastor nochmal los um die Hündin zu fangen, erfolglos. Da er mit dem Schulbus unterwegs war kam er mehrfach an den Welpen vorbei und hielt jedesmal an um sie von der Straße zu holen. Klar, ich verstehe schon warum er sie eingesammelt hat, frostiger Winter, dann tummeln sie sich auf der Straße, ihr Überleben sicher mehr als ungewiss, ich hätte sie auch eingepackt, keine Frage. Da er schon viele Hunde bei sich beherbergt und somit seine Kapazitäten ausgereizt sind brachte er sie hierher, wohin auch sonst. Reiner Selbsterhaltungstrieb. Da ich diese Möglichkeit nicht habe hilft mir nur eins, rummeckern und den nächst besten strammstehen lassen. Am nächsten Tag kam der Pastor nochmal, er hatte es geschafft und die Mutter ist jetzt hier.
Als nächstes hielt ein Auto, ein Welpe wurde gefunden, was sonst. Diese Leute hatten für Bethy die Schachtel ganz niedlich eingerichtet, extra ein Dach darauf gebastelt, obwohl sie die ganze Zeit im trockenen saß. Es war schon spät, am dunkel werden, also richteten wir den OP-Raum her, damit sie dort übernachten konnte.

So, Bethy war natürlich nicht ganz glücklich alleine in der Fremde und weinte etwas. Es war 22 Uhr, ich geh auf mein Zimmer und denke besorgt, was ist denn das für ein Gemaunze? Böses ahnend zog ich mir die dicke Jacke an und lief direkt zur Straße. Diesen Anblick werde ich so schnell nicht vergessen. Im leichten Schneetreiben stand direkt an der Straße eine flache Kiste und quer darauf eine kleine, flache Holzschachtel. 6 waren in die untere Kiste rein gequetscht und weil die restlichen 2 wohl nicht mehr reingepasst haben saßen oben 2 komplett vereiste 3 Wochen alte Welpen, schutzlos der Kälte und dem Schnee ausgesetzt, apathisch ihrem Schicksal ausgeliefert. Direkt an der Straße und mehrere Autos sind einfach an ihnen vorbei gefahren. An dieser Stelle, lieber Pastor, es tut mir leid, dass ich so rumgemeckert habe. Ich hab die Kistchen schnell genommen und habe wilde, bösartige Flüche ausgestoßen. Siechtum und Einsamkeit haben mir in diesem Moment als Verwünschungen für diese Menschen nicht mehr gereicht.

5 + 1 + 8 = 14 am 02.12.2014

Wenn es einer wagt in diesem Monat mal wieder die Welpen als aufgenommene Hunde nicht zählen zu wollen, der sollte sich in acht nehmen und mir besser nicht über den Weg laufen.
Was tun wir also? Seit 2008 gab es jedes Jahr zwischen 2 und 3 Kastrationsaktionen. Jeder konnte seinen Hund kostenlos im Tierheim kastrieren lassen, Tierfreunde brachten Straßenhunde, die sie betreuten. Inzwischen sind wir dazu übergegangen durchgängig das kostenlose Kastrieren anzubieten. Arpi wie auch Tibi kastrieren für einen Mini-Lohn in ihrer Praxis + die Materialkosten, bezahlt durch BrunoPet bzw durch euch Spender. Dem nicht genug werden inzwischen sogar die Privathunde kostenlos durch BrunoPet gechippt. Jeder hier sieht eine Welle an ausgesetzten Hunden auf uns zukommen, da der Stichtag naht, an dem dies per Gesetz erfüllt sein muss. Im Dezember findet die alljährliche Tollwut-Impfrunde statt, das heißt die Veterinäre suchen die Hundebesitzer auf um die Impfung durchzuführen. Dieses Jahr ist die Auflage noch nicht gechippte Hunde eben mit dem Chip zu versehen, die Daten werden im nationalen Register aufgenommen. Natürlich ist dies mit Kosten verbunden, Kosten, die die Hundehalter nicht tragen können oder wollen. Vielleicht kommt es mir ja nur so vor, doch in letzter Zeit waren viele Hunde der Hundefänger mit Halsbandspuren, sprich kein Straßenhund, sondern ein ausgesetzter oder vielleicht einfach ein abgeholter Hund, was weiß denn ich. Diese Aktion mit dem kostenlosen Chippen der Hunde läuft jetzt Anfang November, Arpi hat uns freudestrahlend berichtet 310 Hunde im November gechippt zu haben. Pro Hund belaufen sich die Kosten auf 35 Lei und hierfür suchen wir auch dringend Spender.
Doch das scheint einfach nicht zu reichen, also was können wir noch tun? Wie machen wir es besser, wie erreichen wir die Leute? Eine Zusammenarbeit mit der Stadt scheint einfach nicht fruchtbar, wir müssen uns selbst was überlegen. Momentan sammeln wir noch unsere Ideen, doch wir werden eine eigene Einsatzgruppe bilden, von Ort zu Ort gehen und kastrieren was das Zeug hält. Wir werden nochmal ganz offensiv unser Programm der Bevölkerung zugänglich machen. Es fehlen uns noch einige Dinge um ein strafferes Kastrationsprogramm durchführen zu können, aber wir sind dran, wir sind guter Dinge und ich freue mich schon davon zu berichten.

Ich glaube, dass ist die eigentliche Stärke von BP. Wir haben hier echt bei Null angefangen, ein typisches rumänisches Tierheim und Unmengen von Hunden. Wir haben egal was passierte, egal welche Felsbrocken auf uns einprasselten nie aufgegeben, auch wenn wir es echt oft wollten. Wir sind nach jedem Sturz wieder aufgestanden und haben weitergemacht.

Für unser kostenloses Chip- und Kastrationsprogramm suchen wir Spender, gerne auch in Form einer Patenschaft. Die Hunde werden von Arpi und Tibi kastriert, beide haben eine junge Veterinärin an ihrer Seite, die die OP-Technik von ihnen erlernen. Johanna hat letzte Woche ihren ersten Hund komplett alleine kastriert – Herzlichen Glückwunsch!!!