Abschied von Baptist

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Baptist wurde 2013 irgendwo da draußen geboren und kam gemeinsam mit This und Stinnes zu uns ins Tierheim. Die drei sind vermutlich Brüder, im gleichen Alter und teilen ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Menschen. 2013 war ein schweres Jahr für uns, da wir rund 20 solcher verängstigter Junghunde aufnahmen.

Gestern ist Baptist verstorben, und wir sind noch ganz vor den Kopf gestoßen. Vor wenigen Tagen bemerkte Sabine erstmals, dass Baptist irgendwie anders war. Er bewegte sich langsamer und wirkte merkwürdig gestimmt. Am Folgetag schien er wieder der Alte zu sein. Doch gestern ging es ihm dann richtig schlecht; offensichtlich hatte er Bauchschmerzen. Die Alarmglocken schrillten, als wir uns ihm nähern und sogar anfassen konnten, denn das war ungewöhnlich für ihn.

Wir brachten Baptist sofort in die Praxis und riefen den Tierarzt. Leider stellte sich heraus, dass er einen großen, gut tastbaren Tumor im Bauch hatte und es keine Aussicht auf Hilfe gab. Alle Mitarbeiter kamen, um sich von Baptist zu verabschieden. Überraschenderweise schien er keinerlei Stress damit zu haben, dass ihn alle streichelten und ein paar Worte zu ihm sagten bevor wir ihn einschläferten.

Baptist war sehr scheu. Es gab eine kurze Phase, in der er Vertrauen zu fassen schien, als er noch ein Junior war. Doch er kam nie näher als bis kurz vor die Fingerspitzen. Im Laufe seines Lebens im Tierheim erreichten wir immer wieder diesen Zustand einer ruhigen Neugierde, bei der er Nähe bis auf einen Meter zuließ, aber eben keinen Zentimeter weiter. Man konnte sich hinhocken und mit langem Arm ein Leckerchen hinhalten, sodass er mal an den Fingerspitzen schnüffeln konnte. Das war dann ein absoluter Vertrauensbeweis, mehr konnte man von ihm nicht erwarten.

Baptist hat in seinem Leben nur wenige  Freundschaften geschlossen. Nicht, dass er sich sonst unwohl gefühlt hätte, aber verbunden hatte man ihn selten gesehen. Justus war sein Held, sein Anker. Wo Justus hinging, dahin folgte ihm auch Baptist.  Nach Justus‘ Tod zog Baptist zu Iya und Gogu und als auch Gogu verstarb zog er versuchsweise in Zone 1/2, freilaufend mit Iya. Das ging leider nicht lange gut, da er dadurch sehr gestresst war und sich das auf die Hunde in den Zwingern übertrug.

Er zog vor 2 Jahren in den großen Freilauf der Zone 3 und kam dort erstaunlich gut zurecht. Er konnte seinem Bewegungsdrang freien Lauf lassen und fand seinen Platz in der Gruppe. Nach einer Zeit sah man ihn zusammen mit den anderen im Gras liegen. Er fühlte sich auf seine typische Art mit dem gewissen Abstand zugehörig und wohl.