Abschied von Torben

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Obwohl es schon so lange her ist kann ich mich noch genau an die Szenerie erinnern, Es war 2009, ich war selber erst einen Monat da, hatte von nichts ne Ahnung und war mit der vorherrschenden Situation völlig überfordert. Zu dem Zeitpunkt gab es doppelt so viele Hunde in nicht mal halb so großen Zwingern, in Zone 1, dem Eingangsbereich, hing ein verrückter Dobermann an einer Laufkette und biss in alles, was in seine Reichweite lief. Ich kam gerade dazu als Torben an einer Kette durch Zone eins bis zum ersten Zwinger in Zone 2 geschleift wurde. Ich hatte bereits gelernt, dass es besser ist, das Geschehen nicht mehr zu stoppen, denn die Diskussion inmitten des Getöses und das unter Kontrolle bringen des bereits völlig panischen Hundes, um ihn anderweitig in den Zwinger zu bringen, ist mindestens genauso stressig und dauert ungleich länger.

Während sich seine Schwester etwas erholte blieb Torben ein durch und durch ängstlicher Hund. Wenke konnte ausreisen, Torben zog mit ein paar anderen Hunden ans Haus. Im hinteren Hausbereich fühlte er sich wohl und sicher, immer mit ein paar Kumpels zum spielen lebte er sein Leben in dem sehr ruhigen Eck. Nikki war von Beginn an eine Begleiterin (inzwischen taub und halb blind). Torben entwickelte eine Vorliebe für alte Hunde, knorrig, kauzig war voll sein Typ. Zudem kamen sie immer irgendwann in eine Päppelphase, wo auch immer was für ihn abfiel.

Im Alter, aber auch mit abnehmender Anzahl an Hunden im Hausbereich, wurde Torben mutiger, erkundete plötzlich den vorderen Hausbereich. In den letzten Jahren war er dort regelmäßig beim Füttern anzutreffen und auch sonst schaute er gerne vorbei, mal gucken was abgeht sozusagen.

Seit 1-2 Jahren, ich hab einfach kein Zeitgefühl, jedenfalls seit einer längeren Zeit schon hatte er auch das kleine Haus für sich entdeckt, eine Gartenlaube, wo ich koche und Hunde in zahlreichen Betten einen Platz finden. Es war Citrus, der Torben praktisch mit ins Haus nahm, sein letzter wunderlicher Freund. Citrus lebte praktisch in dem Häuschen. Gerade das Kochen fand Torben doch sehr spannend und mehr als einmal erwischte ich ihn, wie er neugierig versuchte in die Töpfe zu schauen. Der Herd war natürlich abgeschaltet und kann auch nicht versehentlich durch einen Hund eingeschaltet werden. Torben war aber nie auf einen Platz fixiert. Es gibt ja Hunde, die liegen nur in dieser einen Bude und wehe, man verrückt sie ein bisschen. Nicht so Torben, er konnte an viele Plätzen gefallen finden, in einer Kudde im Häuschen, auf einem dicken Kissen auf der Terrasse, auf der alten Matratze auf der anderen Terrasse. Nur in einer Hütte sah man ihn selten.

Torben legte viel seiner Ängstlichkeit ab, wenn man langsam tat konnte man sogar über den schlafenden oder auch nur dösenden Torben hinweggehen ohne dass er aufsprang. Anfassen, das war halt nicht sein Wunsch und etwas Abstand, sonst war er doch recht unbefangen. Wir hatten ein Ritual, ein Napf stand an einer bestimmten Stelle, an einem engen Durchgang, wo er unbehelligt eine Sondermahlzeit zu sich nehmen konnte. Hilfreich, als es Zeit war, dass auch er gepäppelt werden musste. Er nahm ab, wurde sichtlich klapprig, bekam Wahrnehmungsstörungen, die genauso plötzlich verschwanden. Die letzten Tage saß ich neben ihm und gab ihm gekochtes Huhn aus der Hand. Es war Zeit loszulassen und ihn gehen zu lassen. Torben wurde 16 Jahre alt.

Gute Reise mein Freund!