Carols Reise nach Suceava

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Endlich bin ich so weit, Bilder sind an Swanie verschickt und ich bin ausgeschlafen.

 

Eigentlich müsste ich vor der Reise anfangen. Ihr habt mir so viele tolle Sachen geschickt und ich wollte sie nicht alle über die Transporte von Herrn Smith schicken, sondern selbst mitnehmen. So fing ich an, am Donnerstag zu sortieren und am Freitag den 25. Februar zu packen.

 

Ich habe mich schnell gegen normale Koffer entschieden – sie sind einfach zu schwer. Ich dachte mit 25 Kilo müsste ich durchkommen, vor allem wenn ich die Story erzähle. Ich habe zwei große Reisetaschen gehabt und sie waren voll gestopft – viele Medikamente, Vitaminpasten, Fäden, eine Tätowierzange, Klamotten und Stiefel für die Pfleger, Süßigkeiten für alle. Am Flughafen musste ich noch vor dem Check-In die Taschen durch ein „Röntgen-Gerät“ laufen lassen. Die zwei Herren waren wirklich nett und haben mich gefragt warum ich nach Rumänien wolle. Ich habe die Geschichte erzählt dann sagte einer „es ist aber nur eine Kiste Pralinen erlaubt“ – ich hatte für Liliana und Eugenia je einen großen Schachtel Merci im Koffer. Er wollte mich nur auf dem Arm nehmen, ich war aber so nervös wegen den ganzen Medikamenten.

 

Der Flug ging reibungslos und am Flughafen bin ich durch den Zoll ohne mit der Wimper zu zücken. Ein Bekannter von Eugenia, Oktav, holte mich ab und brachte mich zum Bahnhof. Mit den zwei Taschen war das gut so ….

 

Die Zugfahrt war auch sehr angenehm.  Es dauerte 5 ½ Stunden, und kostete ganze 20 €, erste Klasse. Gott sei dank war Suceava Endstation – die Bahnhöfe haben fast alle keine Namen und ich wusste nicht wo ich war !!

 

Eugenia holte mich vom Bahnhof ab und brachte mich zum Hotel. Da war ich nur für eine Nacht, ab Sonntag habe ich bei Eugenia gewohnt.

 

Die rollende Tierklinik von Robert Smith war am Samstag mit den Kastrationen fertig. Da waren zwei rumänische Tierärzte, der Fahrer und Robert’s Assistentin Antonia, die alle bei Eugenia gewohnt haben. Noch ein TA, aus der Türkei, musste ins Hotel, da Eugenia kein Platz mehr hatte. Ich habe sie alle am Sonntag Morgen kurz kennen gelernt, dann sind sie abgereist. Antonia ist bis Mittwoch morgen geblieben, was für mich ganz toll war, da Eugenia arbeiten musste.

 

Eugenia ist Direktorin einer rumänischer Niederlassung von einer spanische Firma, die Holz importiert. Sie ist sehr gebildet – spricht englisch, spanisch und französisch. Eine feine Dame. Sie war früher französisch Lehrerin. Sie hat ein schönes Haus und hatte schon ein Grundstück nebenan gekauft, um da ein Haus zu bauen, das sie vermieten könnte. Mit dem Bau von Bruno Pet, welcher Ende des Sommers 2004 anfing, ist ihr gespartes Geld jetzt verbraucht.

 

Eugenia Ies

 

 

Sie konnte das Leid der Hunde nicht mehr anschauen. Nach den Ereignissen von Heiligabend im städtischen Tierheim wurde die Anzahl der Hunde bei Bruno Pet drastisch erhöht und die Sache ist ihr über den Kopf gewachsen. Nach dem Besuch von Swanie und Ela im Februar kamen dann auch noch die Hunde von dem bankrotten Tierheim von Pro-Anima. Bruno Pet ist seit Anfang Januar ein anerkannter Verein, und so war es möglich einen Stromanschluss zu legen. Wasser wird aus einem Brunnen gepumpt.

 

Heute hat Eugenia 370 erwachsene Hunde bei Bruno Pet.

 

Bruno Pet ist ca 20 Minuten außerhalb der Stadt, auf einem Acker mitten auf dem Land.

 

Es gibt zwei kleine Gebäude, mit je zwei Räumen. In einem Raum sind momentan die Welpen, die keine Mütter haben (sie sind gefunden worden), es geht ihnen leider nicht so gut. In einem Raum „wohnt“ der Tierpfleger Cosmin. Dann gibt es die „Küche“. Da wird jeden Tag „Hühnersuppe“ für die Hunde gekocht – da kommt auch getrocknete Gemüse und Kartoffeln/Reis/Nudeln/Brot mit rein. (Nachmittags gibt’s dann Trockenfutter) Der vierte Raum ist momentan ein Lagerraum. Eugenia hat den Traum irgendwann ein Art Untersuchungsraum/Klinik da einzurichten.

 

 

Cosmins Zimmer – hier leben ein blinder und ein kranker Hund mit dem Pfleger Cosmin

 

 

Vor den Gebäuden ist Ajana’s Container. Das war die ganze Zeit voll „Käfige“ für die Hunde nach ihrer Kastrationen.

 

 

Antonia und zwei Helferinnen vor „Ajanas Kontainer“

 

 

Bruno Pet hat heute 12 Gehege. 9 sind betoniert und habe ein Windschutz aus gewelltem Kunststoff. 3 haben eine Art Plane auf dem Boden (geht jetzt langsam kaputt) und nur ein Zaun drum herum – hier haben die Hunde kein Windschutz außer von den Hundehäusern (siehe Bild). Es gäbe die Möglichkeit Bruno Pet von der Fläche her fast zu verdoppeln. Die Gehege werden jeden morgen sauber gemacht. Am Ende des Grundstückes gibt es eine unfertige Sickergrube.

 

Die Hunde vom Pro-Anima Tierheim in Simca – jetzt bei Bruno Pet

 

 

Die erwachsenen Hunde sind jetzt ALLE kastriert. Ich habe von keinen Komplikationen gehört. Die TÄs waren sehr professionell und haben eine Wahnsinnsarbeit geleistet. Von den Hündinnen waren 80% trächtig.  Hätte es keine Kastrationen gegeben, hätte Bruno Pet bis Ende April über 1000 Hunde gehabt.

 

 

Die mobile Klinik von FPCC

 

 

Meine Hauptaufgabe war natürlich Bilder für die Paten zu machen. Ich habe es mir viel einfacher vorgestellt. Die ersten drei Tage hat Antonia mir geholfen und dann Doina, eine Freundin von Eugenia.

 

Am ersten Tag hat Antonia vorgeschlagen, die Hunde einzeln in Cosmin’s Häuschen zu bringen. So machen sie’s in den Tierheimen von Robert Smith. Ich glaube ich wäre noch heute dort gewesen, und Cosmin hätte vor Schmerzen nicht mehr laufen können. Er hatte schon für die Kastrationen alle Hunde hin und her schleppen müssen – er ist zwar jung und fit aber trotzdem . . . . Bei Robert Smith haben sie einfach mehr Zeit und müssen nicht 350 Hunde in 5 Tage fotografieren. (Naja nicht ganz 350, Swanie hat ja schon einige geknipst).

 

In den Gehegen waren immer Rabauken, die mich nicht in Ruhe lassen wollten. Sie haben an meinen Stiefeln, Jacke, Hose, Mütze (!) gezogen und gezerrt. Sie hatte mich einfach alle lieb ….  Da waren auch die Spezialisten, die nicht gefangen werden wollten – da habe ich so viele Fotos von verschwindenden Schwänzen gemacht.

 

Dann gab es die ängstlichen Hunde, die nicht aus ihren Häuschen kommen wollten. Ich habe einfach mein Kamera rein gehalten und gehofft, dass die Fotos was werden. Ein Paar waren OK.

 

Ein weiteres Problem war die Kälte. Sowohl für meine Hände als auch meine Digicam. Der Fotoapparat wird bei Kälte immer langsamer. Da musste ich leider **gg** immer wieder in die Wärme gehen, um mich und Foto erholen zu lassen. Da habe ich immer meine kleine Prinzessin mitgenommen zum knuddeln. Sie durfte freilaufen, da sämtliche Zäune für sie kein Hindernis waren. Sie wird natürlich mein zweiter Patenhund.

 

Am Montag Nachmittag war ich die „Vorzeigedame“ aus Deutschland. Ich bin mit Antonia zum Rathaus, wo wir den Bürgermeister und Kollegen kennen lernen durften. Sie hatten an dem Tag die Stadtsrats-Sitzung, wo eigentlich Robert Smith seinen Vortrag über sein „Castrate and Release Policy“ hätte halten sollen. Wir haben gedacht, wir gehen trotzdem hin, und versuchen mindestens einige Info-Pakete zu verteilen. Wir sind ohne Probleme rein gekommen und dachten die ganze Zeit, da würde jemand kommen und uns rauswerfen. Nichts dergleichen. Sie waren alle recht nett und höflich und wir durften unsere Informationen aushändigen. Wir glauben aber trotzdem, dass es nix wird. Leider.

 

In der Stadt sieht man schon viele Hunde frei rumlaufen. Es hat mich gewundert, dass es nicht mehr Unfälle gibt. Ich glaube die Hunde sind recht clever. Sie haben viele Unterschlüpfe und wissen ganz genau wo sie Futter kriegen – in der Nähe von Restaurants und Kneipen oder Lebensmittelgeschäften. Viele Leute füttern die Hunde.

 

Es ist dort normal, dass Privathunde draußen gehalten werden, sogar im Winter. So etwas wie Gassi gehen kennt man kaum. Kettenhunde sind auch keine Seltenheit. So gesehen haben es einige Straßenhunde besser als private Hunde !

 

Am Donnerstag habe ich mich mit ein paar Tränen von Eugenia’s Hunden verabschiedet und am Freitag morgen um 6 Uhr ging mein Zug Richtung Bukarest.

 

Ich hatte nur eine Tasche, die nur halbvoll war. Oktav hat mich am Bahnhof abgeholt, und war sehr erleichtert meine Tasche zu sehen. Um 17.00 Uhr war ich zu Hause.

 

Wie soll es weiter gehen ?? Es wird einiges an Bauarbeiten unternommen werden. Die Patenschaften werden (hoffentlich) mehr, und damit hoffen wir mindestens die Futterkosten zu decken.

 

Die Hunde werden kaum in Rumänien vermittelt. Sie nach Deutschland zu bringen ist schwierig aber möglich. Der Hund muss gechippt oder tätowiert sein. Er muss gegen Tollwut geimpft sein (sie müssten mittlerweile alle geimpft sein). Mindestens 30 Tage nach der Impfung muss eine Blutprobe genommen werden und nach Deutschland zur Titerbestimmung geschickt werden. Angenommen der Titer ist i.O., muss man noch mindestens 3 Monate nach der Blutabnahme noch warten. Wir untersuchen wie man das alles am besten machen kann. Der Transport ist auch so eine Sache. Entweder mindestens 2 Tage im Auto, oder mit dem Flieger was teuer sein wird. (Ich erkundige mich genau wie viel)

 

So, Leute. Das war’s erstmal.

 

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© Carol Schäfer 2005