Tierheim-News vom 2017-04-06

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vorgestern war ein bitter-finsterer tag...anatol wurde auf der straße vor dem tierheim von einem auto überfahren + war sofort tot...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

immer mal wieder schaffte es anatol, hier vom gelände auszubüchsen - er wollte gar nicht groß weglaufen, einfach etwas durch die gegend chillen -

in vielen fällen kam er von allein wieder zurück, meistens haben wir ihn aber durch den alarm der haushunde entdeckt + sofort zurück geholt, was oftmals echt schade war, wenn man ihn + ma-mu so strahlend zusammen durch die gegend ziehen sah; ma-mu, die erfahrene + sich bestens auskennende alte schwedin voran, sich immer wieder nach anatol umschauend, für mich sah es so unternehmungslustig + auffordernd aus, so nach dem motto, komm, ich zeig dir coole plätze + da chillen wir dann zusammen...

wir haben immer wieder aufs neue versucht, das für ihn unmöglich zu machen, wollten aber auch zulassen, daß ma-mu den weg rein + raus findet - ich habe mich oft gefragt, ob ich anatol unterschätze, wenn ich denke, er ist nicht besonders geschickt, was das überqueren der straße angeht...nun weiß ich sicher, daß dem nicht so war...

 

 

 

 

 

anatol lebte seit november 2015 bei uns - er lag eines tages am rande der alten müllkippe + das wohl schon seit ein paar tagen - ich weiß noch genau, wie csilla + ich dort hingingen, um zu schauen, ob alles okay ist mit ihm, er gehörte sicher zu den herdis, die zum herbst hin von den farmern vor die tür gesetzt werden, da sie bis zum frühling keine verwendung für solche hunde haben + sie nicht durchfüttern wollen -

anatol betrachtete uns damals ohne jegliche regung, blieb einfach liegen + schaute uns an - als wir ihm die leine um den hals legten, stand er auf + folgte uns, wohin wir gingen -

da wir zu dem zeitpunkt keinen freien zwinger hatten, zog er ´vorrübergehend´ auf den platz am arbeiterhaus, der noch aus vasilys zeiten für hunde augestattet ist - letztendlich passte es für alle so gut, daß anatol blieb + sogar ma-mu wieder zurückkam, die aus mangel an gesellschaft schon fast abgewandert war -

 

 

 

 

es gab immer wieder zeiten, in denen anatol mindestens über nacht an einer 30-meter-leine leben mußte, weil das abzäunen des platzes schwierig war, dann kam die renaturierung + es war gar nix mehr abzäunbar, jetzt seit einem monat ungefähr haben wir es ziemlich dicht + die leine ist geschichte - allerdings muß das tierheimauto immer wieder rein + raus, so daß das tor zeitweise aufsteht - ma-mu ist noch ein weiterer faktor, sie hat anatol immer wieder gezeigt, wo es schlupflöcher gibt oder solche erschaffen -

https://youtu.be/V_V_7kY8wgw

 

 

 

 

 

 

 

 

 

anatol war immer da, wenn ich kam + das ist jeden tag sehr oft - immer haben wir uns kurz oder länger begrüßt, oft saß ich abends noch bei ihm + wir haben den sonnenuntergang angeschaut oder einfach in die ferne -

anatol wurde von allen menschen sofort gemocht; er hatte ein extrem freundliches wesen, war wirklich immer gut drauf + hat sich über jeden menschlichen besuch mega gefreut, er war superverschmust, total lustig + manchmal so übermütig, daß man staunte, wie schnell er hin + herflitzen konnte - der gemütliche, gemächliche typ -

https://youtu.be/hIWL65KE1dw

 

 

 

 

 

 

 

einzig zwei dinge konnte er nicht leiden + die hat er sich auch aus- wie nachdrücklich verboten - das waren, an seiner frisur rumpfuschen zu wollen + nähere untersuchungen oder behandlungen - sowas ging dann nicht ohne maulkorb, aber selbst damit hat er sich dann einfach abgefunden + so konnte man auch das alles machen -

https://youtu.be/VSZb9wX3mEc

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

einer von anatols +  ma-mus lieblingsplätzen -

hier ist anatol nun begraben...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

anatol vorm arbeiterhaus, ein weiterer lieblingsplatz, da aus der tür täglich essensreste für ihn abfielen + auch, weil er ein geselliger typ war - sind die arbeiter im haus, steht meistens auch die tür auf + anatol war auf jeden fall in ihrer nähe zu finden -

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

mit ma-mu verband anatol mittlerweile eine wirklich gute freundschaft; die beiden haben eine zeit gebraucht, um sich aneinander zu gewöhnen + ergaben dann ein echt gutes match - einzig der freiheitsdrang ma-mus passte nicht so ganz zu dem gemächlichen naturell anatols + wurde ihm nun vielleicht auch zum verhängnis...

ma-mu ist seit dem tag, an dem anatol starb praktisch konstant hier, was sehr außergewöhnlich ist - ich glaube, anatol kam auf einem gemeinsamen ausflug ums leben + sie kam allein zurück - wir haben anatol dann mit einer schubkarre von der straße hierher geholt, ma-mu hat ihn noch gesehen + an ihm geschnuppert, bevor er begraben wurde -

es fällt mir sooooo schwer, nun durch diesen bereich zu gehen...keinen anatol zu sehen, der mir freudig entgegen kommt oder verschlafen seinen kopf in meine richtung hebt - stattdessen aber das kleine grab + eine ma-mu, die da nun allein liegt...

 

 

 

 

ich habe sehr viel geweint an diesem tag + muß es immer wieder tun, wenn ich es zulasse, länger an anatol zu denken - ich weiß um den preis der freiheit + des abenteuers + ich habe ihm die kleinen ausflüge immer sehr gegönnt - nun mußte er dafür mit dem leben bezahlen + ich mit meinem schmerz darüber -

würde ich es anders machen + den bereich so dicht, daß auch ma-mu nicht mehr rauskommt? ich glaube nicht...

wir sehen uns, anatol! :*