Auf der Suchen nach einem Bild von Wolf, welches es nicht auf die Website geschafft hat, wurde ich nicht fündig. Ich weiss, irgendwo habe ich sicher eins, aber wo? Dabei bin ich aber über dieses Bild gestolpert, aufgenommen habe ich es im Mai 2016.
Abschiedsworte, unglaublich viele Erinnerungen an dich. Vielen wirst du im Gedächtnis bleiben, deshalb übergeben ich jetzt das Wort an Conny.
Mein lieber Wolf. Wie viele Jahre ich dich einen alten Bekannten nennen durfte, habe ich vergessen und aus einem Grund, den ich selber nicht ganz verstehe, möchte sie auch nicht nachzählen. Es gibt Freundschaften zwischen Hunden und Menschen, die entstehen auch dann, wenn man sich nur hin und wieder sieht. Manchmal sind das die besten. Genau wie bei den Menschen. So ein Freund warst du mir, einfach so, ohne einen bestimmten Grund. Das Bild, als ich dich das erste Mal sah, habe ich noch im Kopf. Ein verdreckter Zwinger. Darin ein unscheinbarer, schmutziger, verängstigter Hund, der nicht verstand, wie er in diese Situation geraten sein konnte. Ich weiß es auch nicht mehr. Haben dich die Hundefänger erwischt oder hat ein anderes gemeines Schicksal dich damals in diesen schrecklichen Zwinger gebracht? Die Antwort darauf möchte ich gar nicht suchen. Dein verängstigter Blick huschte durch dein Gefängnis, bemühte sich, die Höhe der Wände abzuschätzen oder einen Schlupfwinkel nach draußen zu finden. Im geduckten Trab hast du versucht, meinem Blick zu entgehen. Und hattest keine Chance. Mit einem schrecklichen Gefühl im Bauch habe ich dir ein paar Leckerchen zugeworfen, die du erst später aufgesammelt hast und bin weitergezogen. Noch ein paar Mal habe ich während dieses Aufenthalts bei dir vorbeigeschaut und es war immer das gleiche Bild des Jammers, das sich mir bot. Doch am letzten Tag bist du stehengeblieben, hast mich direkt angeschaut, dabei nebenbei mein Herz getroffen und das mitgebrachte Stück Wurst diesmal in meinem Beisein sofort gefressen.
Von da an wurde alles Schlimme nach und nach ein wenig besser. Mit jedem Besuch im Tierheim traf ich dich entspannter an und immer hatten sich deine Lebensbedingungen ein wenig verbessert. Du bekamst Gesellschaft, einen schöneren Platz, irgendwann haben wir die Zwinger vergrößern können. Und schließlich strahlte Meli mich eines Tages an und verkündete, ich habe eine Überraschung: Wolf ist in den Freilauf von Zone 4 gezogen. Damals noch zusammen mit Harriet als deine Gefährtin, die wir leider schon lange vor dir in den Sternenhimmel verabschiedet haben. Von da an war alles gut, hat sich in meinem Herzen alles richtig angefühlt für dich.
Mensch Wolf, deine Freundschaft hat mich immer so sehr geehrt. Jedes Mal, auch wenn sehr lange Zeit zwischen unseren Begegnungen lag, hast du mich erkannt und begrüßt. Du hast gesagt: Hey Alte, cool dass du auch mal wieder vorbei schaust. Komm, lass uns in die Sonne setzen und kraule meinen Pelz! Tja und dann haben wir uns eine Weile in die Sonne gesetzt und ich hab deinen Pelz gekrault und ein wenig altes Fell und ein paar Kletten rausgezupft und wir waren einfach so da und haben das Leben gut gefunden. So war es oft. Und jedes Mal bist du ein kleines bisschen grauer und ein bisschen steifer gewesen. Daran musste ich schmerzlich erkennen, wie die Jahre ins Land ziehen. Aber du, mein Freund, bist einfach in Würde gealtert. Um sowas hat sich einer wie du keinen Kopf gemacht. Das könnt ihr einfach viel besser, als wir Menschen.
Nun sollte dein letzter Sommer zu Ende sein. Keine wärmenden Sonnenstrahlen mehr. Kalt, grau, feucht das Wetter und deine Kraft verbraucht. Wie hätten deine letzten Tage wohl ausgesehen, wenn niemand bei dir gewesen wäre und die Zeichen erkannt hätte? Darüber muss ich mir zum Glück keine Gedanken machen. Meli war da und ich weiß, dass sie den richtigen Moment gefunden hat, um dir deinen letzten Gang auf dieser Welt zu erleichtern.
Mach`s gut mein Freund, wohin deine Reise dich jetzt auch führen mag. Ich werde oft an dich denken und den Sonnenplatz neben mir in Ehren halten.
Conny