Der Hund muss wieder weg – jetzt! (18.08.2020)

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Texte mit erhobenem Zeigefinger mag ich nicht so gerne lesen, deshalb versuche ich es auch zu vermeiden, welche zu schreiben. Wenn man sich ärgert, möchte man schnell in die Tasten hauen. Dann schlafe ich eine Nacht drüber oder zwei oder drei und der Unmut verraucht.

Es gibt aber Themen und Ärgernisse, die immer wieder auftauchen und irgendwann darauf bestehen, einmal deutlich ausgesprochen zu werden.

Ausreichende und umfassende Beratung

Wenn wir einen Hund vermitteln, ist das keine Sache, die von heute auf morgen über die Bühne geht.Zunächst wird ein Vorgespräch am Telefon geführt, verlief das erfolgreich, findet ein Vorbesuch bei den Interessenten statt, der Vermittlungsvertrag wird besprochen, offene Fragen werden geklärt. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass wir die Menschen vor einer Adoption einer unserer Hunde umfassend und kompetent beraten. Wir weisen darauf hin, dass ein Hund aus dem Tierschutz immer eine Vergangenheit mitbringt, die man meist nicht lückenlos kennt, dass ihm das Leben in einem Haushalt noch nicht bekannt ist und er sich entsprechend verhalten wird, dass einige Dinge in unserem Alltag, die uns gar nicht auffallen, ihn vielleicht überfordern werden und man ihn geduldig heranführen muss. Wir werden nicht müde, zu erklären, dass ein Junghund noch nicht alleine bleiben kann, dass er noch viele Flausen im Kopf hat und es einer liebevollen aber auch konsequenten Erziehung bedarf, um ihn zu einem entspannten Begleiter zu machen. Selbstredend vergessen wir auch nicht darauf hinzuweisen, dass wir nicht wissen, welchen Hundetypen die Vorfahren des Vermittlungshundes angehören und verweisen auf die Wahrscheinlichkeit, dass evtl. ein mehr oder weniger großes Maß an Schutz- und Wachinstinkt in die richtigen Bahnen gelenkt werden möchte, da dieser in den meisten osteuropäischen Hundetypen angelegt ist.

Kein Kuscheltier?!

Man sollte meinen, eine derart umfassende Aufklärung müsse dazu führen, dass Menschen sich ausreichend Gedanken darüber machen, ob sie dem Leben mit einem Hund an ihrer Seite gewachsen sind. Habe ich die Zeit, einen Hund ausreichend zu erziehen? Habe ich die Geduld, einen Hund an das Leben an meiner Seite zu gewöhnen? Bin ich nervenfest genug, auch auftretende Schwierigkeiten anzupacken? Habe ich die nötige Ausdauer, wenn sich ein Problem nicht von heute auf morgen lösen lässt? Komme ich damit zurecht, dass ein Hund ein Lebewesen mit einem eigenen Charakter ist und sich vielleicht nie völlig in das Bild pressen lässt, das ich mir in meiner Fantasie ausgemalt habe? Diese Fragen werden im Vorgespräch meist überzeugend mit einem klaren Ja beantwortet. Ob sich Interessenten aber wirklich mit diesen Fragen auseinandergesetzt haben, können wir letztendlich nur hoffen. Leider jedoch scheint das immer öfter nicht! der Fall gewesen zu sein. Nachdem erst in höchsten Tönen vom Hundchen geschwärmt wurde, erreichen uns dann plötzlich Anrufe oder Nachrichten mit verschiedensten Beschwerden. Der Hund hat schon wieder auf den Teppich gepinkelt. Oder: Der (4 Monate alte) Junghund lässt niemanden mehr auf das Sofa. Oder: Das halbstarke Pubertier bellt den Besuch an. Oder: An der Leine werden andere Hunde angepöbelt. Oder: Er findet es lustig, die Katze zu ärgern und durch das Haus zu jagen oder Fahrradfahren hinterher zu sprinten. Oder oder oder. Das anfangs noch über den grünen Klee gelobte Fellnäschen wird plötzlich zum unbequemen Störenfried, die Nachrichten werden übellauniger, Ratschläge werden in den Wind geschossen und schließlich heißt es: Die Situation ist für alle untragbar, vor allem für den Hund, es wäre besser, er bekäme einen passenderen Platz. Klar…natürlich…es geht natürlich vor allem um den Hund. Er hat endlich ein Zuhause gefunden und Menschen, an die er sich gebunden hat und da ist es auf jeden Fall toll für den Hund, wenn er da wieder herausgerissen wird. Schuld haben an der Misere sowieso alle anderen. Entweder der Hund oder der Verein oder am besten beide. Natürlich niemals die Halter! Klingt zynisch? Ja, das gebe ich zu, aber das hat seine Gründe. Auch der Austausch mit anderen Tierschutzvereinen bestätigt unsere Erfahrungen. Das Thema Konsumgesellschaft bekommen nicht selten auch unsere Vermittlungstiere zu spüren. In immer mehr Fällen wird dem Wunsch nach einem Haustier allzu schnell nachgegeben und ebenso schnell möchte man es wieder loswerden, wenn es anstrengend wird.

Bitte nicht falsch verstehen:

Es geht hier nicht um die Menschen, die sich mit Tränen in den Augen aus wirklich unverschuldeten Gründen von ihrem geliebten Tier trennen müssen. Das Schicksal meint es manchmal nicht gut, das kann uns alle treffen. Solche Situationen sind nicht gemeint! Gemeint sind vielmehr all die Fälle, in denen der Hund schon nach kurzer Zeit wieder weg soll, weil man sich das alles etwas einfacher vorgestellt hat. Die Fälle, in denen Menschen einfach nicht bereit sind, die Menge an Nerven, Zeit und Energie für ein Lebewesen aufzuwenden, die es braucht, um sich in einem neuen Leben zurechtzufinden. Die Fälle, in denen Menschen einfach nur zu bequem sind, sich auch über einen evtl. längeren Zeitraum die Mühe zu machen, mit ihrem Hund vernünftig zu trainieren und auch die eigenen Kompetenzen schulen zu lassen. Stattdessen soll der Verein dann sofort alle Hebel in Bewegung setzen und möglichst gestern eine Lösung für das Problem, sprich eine Unterbringung für den Hund aus dem Hut zaubern.

Mal ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit

Cadmasch kam halb verhungert als verängstigter Welpe ins Tierheim. Er ließ sich anfangs überhaupt nicht anfassen und machte nur langsam und zaghaft Fortschritte. All das war seiner Beschreibung eindeutig zu entnehmen. Es meldeten sich Menschen, die angaben, sich total in diesen Hund verliebt zu haben. Man hatte Hundeerfahrung, schwierige Hunde seien überhaupt kein Problem, Ängstlichkeit auch nicht, man hätte ausreichend Geduld, natürlich sei klar, dass es für einen solchen Hund nicht so schnell einen Plan B geben kann, wenn etwas nicht klappt, aber das sei auch gar nicht nötig, denn man sei sich seiner Sache ganz sicher und so weiter und so fort. Nach eingehender Beratung war man noch immer felsenfest vom Adoptionswunsch überzeugt. Der Vertrag wurde unterschrieben, Cadmasch zog ein und die Rückmeldungen der ersten beiden Tage waren prima. Er sei so ein toller Hund und wäre schon ganz entspannt! Bereits drei Tage später sollte Cadmasch plötzlich abgeholt werden. Der 4 Monate alte Junghund würde den ausgewachsenen Irish Wolfhound des Hauses attackieren, das ganze Rudel wäre dadurch durcheinander und man ließe sich die eigenen Hunde von sowas nicht verrückt machen. Von all der Hundeerfahrung mit schwierigen Hunden und der Geduld, die man für so ein Kerlchen würde aufbringen können, war nun plötzlich nichts mehr zu spüren. Das Problem sollte gelöst werden, sofort und auf der Stelle. Die Bitte, uns wie im Vorfeld besprochen die nötige Zeit zu geben, einen alternativen Platz zu finden, wurde mit unverschämten Drohungen und Beleidigungen quittiert. Dann würde man den Hund eben einfach an uns liefern lassen, den Firmenanwalt einschalten und außerdem hätten wir alle sowieso keine Ahnung von gar nichts. Eine längere Fahrtstrecke in Kauf nehmen, um Cadmasch auf einen Pflegeplatz zu bringen, wollte man natürlich auch nicht, dafür hätte doch bitteschön jemand vom Verein zu sorgen. Cadmasch befindet sich übrigens wohlbehalten auf einer Pflegestelle, versteht sich dort mit den anderen Hunden und geht auch schon an der Leine spazieren. Von dort aus sucht er Menschen, die nicht nur von Geduld und Einfühlungsvermögen sprechen, sondern diese Eigenschaften tatsächlich mitbringen. Das Verhalten seiner vorherigen „Adoptionsfamilie“ ruft nach wie vor Kopfschütteln hervor, ist aber leider kein Einzelfall. Wie sagt man so schön: Man kann den Leuten nur vor den Kopf gucken.

Daher hier nochmal ein Appell an alle, die einen Hund, insbesondere einen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen möchten:

Macht euch bitte vorher Gedanken darüber, ob ihr dieser Aufgabe gewachsen seid. Lest euch noch einmal die Fragen weiter oben durch und beantwortet sie euch selbst gegenüber ehrlich. Im Zweifel entscheidet euch lieber gegen eine Adoption zum jetzigen Zeitpunkt, vielleicht passt es ja später einmal besser.Als vermittelnder Verein betrachten wir es als unsere Aufgabe, den Menschen vor und auch nach einer Adoption beratend zur Seite zu stehen. Trotzdem ist ein Tierschutzverein kein Full-Service-Dienstleitungsunternehmen, das man rund um die Uhr für die eigenen Belange in Anspruch nehmen kann. Er besteht aus Menschen, die das ehrenamtlich in ihrer Freizeit machen, auch sie haben Familie, auch sie gehen einem Beruf nach, auch sie schlafen nachts. Wenn ihr einen Hund adoptiert, dann ist es euer Hund und ihr seid nun für ihn und sein Wohlbefinden verantwortlich. Es ist eure Aufgabe, für seine körperliche und psychische Gesunderhaltung zu sorgen. Es ist eure Aufgabe, für eine anständige Erziehung zu sorgen. Es ist eure Aufgabe, die notwenige Zeit und Energie in euren Schützling zu investieren, damit er sich in eurem Leben und den dazugehörigen Umständen zurechtfinden kann.

Es ist Euer Hund!

Unser Vermittlungsvertrag beinhaltet eine Klausel, dass der betreffende Hund nicht einfach an irgendwen abgegeben werden darf, sondern man ihn an uns zurückgeben muss. Falsch ist jedoch die Annahme, dass sich dadurch der Anspruch ableitet, dass wir ihn sofort und auf der Stelle wieder bei euch abholen müssen. Es ist euer Hund und ihr seid auch im Falle eines Abgabewunschs dafür verantwortlich, den Hund so lange adäquat unterzubringen und zu versorgen, bis wir gemeinsam eine gute Lösung gefunden haben. Das kann auch mal ein paar Wochen dauern, denn wir haben kein eigenes Tierheim in Deutschland und sind auf einen freien Platz in einer unserer Pflegestellen angewiesen. Ihr müsst euren Hund bringen, wenn ihr ihn abgebt, der Verein muss ihn nicht bei euch abholen. Dass wir ausgerechnet eine Pflegestelle bei euch um die Ecke finden, ist dabei eher unwahrscheinlich. All diese Dinge sind in unserem Vermittlungsvertrag übrigens eindeutig geregelt, so dass es in diesen Punkten normalerweise keine Überraschungen geben dürfte.Wird ein Hund wieder an uns abgegeben, wird die Schutzgebühr nicht zurückerstattet. Auch das steht im Vertrag. Das Risiko, ob man die Geduld aufbringt, den neuen Hund an den Ersthund, die Katze, die Oma usw. zu gewöhnen, auch das Risiko, dass jemand vielleicht eine Allergie entwickelt o.ä., trägt derjenige, der sich entschieden hat, den Hund zu adoptieren, nicht der vermittelnde Verein. Eine Geld-Zurück-Garantie kann ein Tierschutzverein nicht bieten, weil die Vermittlungsgebühren in die laufende Tierschutzarbeit fließen und gebraucht werden, um alle Tiere ausreichend versorgen zu können. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Hundehalter sich nach 3 Jahren oder nach drei Tagen entschieden hat, sich wieder von seinem Hund zu trennen.

Das klingt ja alles so, als wollte der Verein gar keine Tiere vermitteln?

Doch, wir wünschen all unseren Schützlingen ein schönes Zuhause. Aber eines, wo man sie nicht leichtfertig aufnimmt und genauso leichtfertig wieder abschiebt, wenn es mal ungemütlich wird.

9 thoughts on “Der Hund muss wieder weg – jetzt! (18.08.2020)

  1. gut geschrieben und leider so wahr…….egal wo ein Tier herkommt, aber vor allem bei Tierschutz Hunden, muss man Geduld und Verständnis zu Tische bringen, Tiere sind keine Roboter die auf Knopfdruck funktionieren……was ist nur los mit der Menschheit? Sind sie selbst so perfekt? Sicherlich nicht!!!!! Meiner Meinung nach sollten sich viele Hundehalter Fische oder auch Stofftiere anschaffen, die machen ganz selten Ärger und gar keine Unannehmlichkeiten…..Ich selbst habe NUR Tiere aus dem Tierschutz, schon immer nehme ich die die keiner will, die Älteren, die nicht so Perfekten, die Schwierigen……Tierschutz bedeutet für mich auf die Bedürfnisse des Tieres einzugehen. Für das Tier zu existieren, der misshandelten Hündin Liebe und Glück zu geben…….sicher braucht man Geduld, Zeit, Nerven, Routine und manchmal hat ein Tier, dass die Hölle auf Erden mitgemacht, hat auch kleine Macken…..ist einfach so…….ABER genau diese Tiere sind die BESTEN auf der Welt!!!!!

  2. Sehr gut geschrieben und alles auf den Punkt getroffen. Wir haben unsere Mia- Joske jetzt fast ein Jahr. Sie ist mit 4 Monaten zu uns gekommen. Ich könnte jetzt einen Roman von ihr schreiben, mach ich aber nicht. Ich kann immer wieder, nur in höchsten Tönen von der ersten Minute des Kontaktes mit Euch, erzählen. Telefonat, Besuch…..Informationsfluss, Fragen welche beantwortet wurden, das Interesse wie geht es Mia als sie endlich bei uns eingezogen ist. Perfekt!!! Von den angeknabberten Möbelecken, den Teppichen mit Pipi, den ausgebudellten Blumen beim Nachbarn, Rasen müssen wir auch nicht mehr umpflügen ( eine Arbeit gespart😅), davon rede ich doch gar nicht. Geduld, Konsequenz, Liebe, Einfühlvermögen, Verständnis, Zeit, das brauchen diese kleinen und manchmal auch grossen Racker.
    Oftmals schaffen es Viele heute ja noch nicht einmal bei Kindern, dieses alles auf zubringen, es braucht ja Zeit und Nerven, Geduld, Worte….! Wie soll es da bei einem Hund mit Vorgeschichte funktionieren?!

  3. Wahre Worte, so viele Menschen unterschätzen die ganze Sache total und sind dazu beratungsresistent. Sie können sich das einfach nicht vorstellen, was da auf sie zukommen kann. Und nicht nur Tierschutzhund, es fängt ja schon bei Welpen an. Da halten viele schon nicht durch weil sie es unterschätzt haben und unbedingt einen niedlichen Welpen wollten. Es ist sehr schade, dass viele nicht die Geduld aufbringen, dem Hund die Zeit zum Ankommen im neuen Zuhause und Lernen im Alltag zurechtzukommen zugestehen. Es ist oft ein langer Prozess, der sich aber absolut lohnt. Sicherlich gibt es auch den ein oder anderen Fall, wo das Mensch-Hundeteam oder die Lebensumgebung einfach nicht passt, aber das sind ja eher die Ausnahmen. Ich verstehe nur nicht, warum die Menschen trotz Aufklärung keine vernünftige Entscheidung treffen und wieder Abstand davon nehmen, sich einen Hund zu holen. Aber das liegt wohl an ihrer maßlosen Selbstüberschätzung und Beratungsresistenz.

  4. Erst gestern ist mir auch mal wieder der Kragen geplatzt… schrieb Jemand auf Facebook “ wir sind seit 2 Wochen Eltern der 4 Monaten alten… nun müssen wir arbeiten gehen und suchen eine Betreuung…“. Ja gehts noch? Was ist bloß mit den Menschen los? Und ehrlich… zur Zeit werden VIELE Hunde vermittelt, und davon sind viele Welpen! Ich habe echt Befürchtungen, daß die in nächster Zeit zurück kommen, denn nun muß man entweder wieder „normal“ arbeiten, oder hat vielleicht bald keinen Job mehr und was dann…

  5. Das ist sehr gut geschrieben.
    Lebewesen sind Lebewesen kein Paket das man eben wieder zurückschickt bei nicht gefallen.Oder kleinen altersbedingten Schwirigkeiten loswerden will.
    Lebewesen sind Verantwortung ,Erziehung ,Spielen.Saubermachen,
    Spass .rausgehen. Auch bei schlechten Wetter auch wenn man lieber TV schauen will.

    Das gilt auch für Hunde 

    Nicht für Stofftiere und Puppen usw.und Alexa die kann sprechen

    Fisch haben auch ansprüche .
    Auch ich würde gerne einen Hund haben wollen.
    Aber wenn es nicht passt dann passt es nicht.

  6. Danke für diese klaren Worte!
    Hunde sind, wie ihr treffend schreibt, Lebewesen mit eigenem Charakter. Sie brauchen genau wie wir Zeit, um sich neuen Situationen anzupassen. Und das sollte einfach jeder und jedem zugestanden werden – erst recht einem Hund, der sich nicht mit Worten verständlich machen kann. Und meine Aufgabe als Halterin ist es doch dann um so mehr, ihn oder sie „lesen“ zu lernen und quasi „Übersetzerin“ und „Helferin“ zu sein, damit sie oder er sich einfinden kann in das neue – und hoffentlich zufriedene – Leben in einer sicheren Umgebung. Deshalb wünsche ich mir, dass ihr da weiter klare Worte findet und sowohl die InteressentInnen als auch ihr „nein“ sagt, wenn es nicht passt.
    Danke, für all die tolle Arbeit, die ihr leistet!

  7. Danke für die tollen Worte. Ich kann alles zu 100% nachvollziehen und bin komplett bei euch. Auf die Gefahr hin, dass meine Worte falsch aufgegriffen werden, eine kurze Zusammenfassung meiner Erfahrung:

    Ich habe meine Hündin von eurer Organisation, aus einem deutschen Tierheim. Ich habe mich 5 Jahre lang mit dem Wunsch auseinandergesetzt, einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren. Ich habe so ziemlich alles gelesen, was es über Tierheimhunde zu lesen gab, habe mir von erfahrenen Besitzern und Bekannten alle Sonnen- und Schattenseiten eines Hundes aus dem Tierschutz erklären lassen, um bestens vorbereitet zu sein. Nach mehreren Tierheimbesuchen und Reservieren unserer Maus holten wir sie dann endlich zu uns. Dann kamen die Dinge, von denen ich wusste, dass sie kommen können:

    Sie war nicht stubenrein, erledigte ihr Geschäft nahezu immer auf dem Sofa, lag in der Wohnung immer in anderen Zimmern, hatte Angst vor allem: Laub, Treppen, Fliesen, Gittern, Radios… Laufen an der Leine war undenkbar und der Versuch ihr „Sitz“ beizubringen war der Horror – für uns beide. Alleine sein wollte sie, auch wenn sie uns anscheinend nur mäßig nett fand, auch nicht. Sie hatte 4 Wochen keinen Namen aber bereits das erste Mal Flöhe. Jeden Tag lief ich mit ihr riesen Runden im Wald in der Hoffnung ihr Vertrauen zu gewinnen und sie glücklich zu sehen und irgendwie fühlte es sich immer so an, als würde ich sie zu einem Leben zwingen, das sie nicht will. Ihr Essen fand sie scheiße – vertragen hatte sie es eh nicht – und mit Leckerlies musste ich ihr gar nicht erst kommen. Kurz gefasst: es war für uns alle nicht schön.

    Wir waren oft am überlegen, ob Sie die richtige Entscheidung war, ob wir zueinander passen. und das OBWOHL es mein sehnlichster Wunsch war, seitdem ich denken kann. Trotz all meiner Vorarbeiten – ich war überfordert und hatte manchmal das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben. Endlich hatte ich einen Hund und irgendwie fühlte es sich so an, als hätte ich keinen. Sollten wir sie wieder weggeben? Wollen wir einfach ihre Pflegestelle werden?

    Ich glaube nicht, dass ich damit die einzige bin. Ich weiß nicht, ob keiner drüber spricht, oder ob es nur mir so geht. Korrigiert mich gerne, wenn es das in anderen Tierheimen gibt, aber: mir hätte es immens geholfen, nicht nur von den „klassischen Warnungen“ zu hören: „ein Hund bedeutet viel Verantwortung“, „ein Tierschutzbund trägt eine unbekannte Vergangenheit mit sich“ etc. Mir hätte es geholfen zu hören: „die Zweifel sind normal“, „halte durch, mach weiter es lohnt sich“, „Überfordert sein und zweifeln ist normal“, ich wäre evtl. anders mit der Situation umgegangen. Vielleicht geschieht das in anderen Tierheimen, mir fehlte das…

    Wie auch immer, wir haben die Kurve gekriegt und mein Schatz lebt seit über 5 Jahren bei uns. Sie war meine beste Entscheidung, das weiß ich jetzt. Für nichts gäbe ich sie her. Ich hätte mir da aber einfach mehr „Ehrlichkeit“ zum Thema „Überforderung“ gewünscht – im Vorfeld! Als jemand, der noch keinen Hund hatte, weiß man das nämlich nicht.

    Alles Liebe, danke für den tollen Job und die Rettung meiner Hündin!!

  8. ja ich sage dazu auch nur – wie wahr, wie wahr.
    Eigentlich kann der Hund froh sein, dass er bei solchen Leuten wieder ausziehen durfte. Lieber früher als zu spät!
    Wo bleibt das Herz und der Verstand bei diesen Menschen, gerade wenn man schon einen Ersthund hat und dann wissentlich einen Hund mit „besonderer Charakter“ aufnimmt? Da sollte man doch meinen, dass diese Menschen schon eine gewisse Lebenserfahrung mit bringen und sich im klaren sein sollten, dass da ein Ü-Ei einzieht.
    Ein Tier ist kein Gebrauchsgegenstand mit Bedienungsanleitung. Es ist ein Lebewesen mit Ecken und Kanten (so wie wir auch) und ganz viel Dankbarkeit und Liebe, wenn man sich allen eine Chance gibt und dran bleibt.

  9. Ich kann dem Verein nur zustimmen. Ich habe selber 2 Hunde aus dem Tierschutzverein. Die Hündin kam mit 5 Monaten zu mir. Sie war sehr ängstlich anfangs aber mochte Menschen. Sie braucht jemanden der sie führt und konsequent und dennoch sehr liebevoll zu ihr ist. Sie ist ein sehr schwieriger Hund gerade weil sie einen sehr starken Jagd und Beschützerinstinkt hat trotzdem ist sie mein absoluter Seelenhund und ich bin froh das sie bei mir ist. Mein Rüde kam knapp vor einem halben Jahr total verängstigt mag keine menschen und kinder . Er ist ein totaler Kämpfer und ich bin mir sicher das es noch locker 1 Jahr dauert bis er seine Angst überwunden hat. Hunde aus dem Tierschutzverein sind eine Überraschung aber gibt man ihnen die Zeit dann geben sie dir das dreifach zurück. Ich würde die beiden niemals wieder abgeben!!Die beiden sind mein Leben!!!

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