Kilian – oder manchmal handelt man einfach irrational…

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Besuch in der verlassenen Mine von Rovinari

Im Oktober begab es sich, dass ich zusammen mit weiteren Brunopetlern nach Rovinari fuhr um zu helfen, die Hunde in der verlassenen Mine zu kastrieren. Anhand von Bildern und Videos war mir schon klar, was eine Masse an Hunden dort lebte. Dennoch war es überwältigend dies live mit zu erleben. Als wir mit dem Auto dort auf abenteuerlichen Wegen durch die Mine fuhren hörte man uns schon und aus allen Ecken kamen Hunde angerannt, in der Hoffnung, auf ein bisschen Futter. Junge, alte, kranke, gesunde, fitte und Hunde, wo man schon wusste, dies wird ihr letzter Winter sein.

Man betrachtet das Geschehen aber dennoch relativ unemotional. Man weiß worauf man sich einläßt, was einem bevorsteht und weiß, dass man dort hingefahren ist, um den Hunden einfach ein wenig zu helfen. Kastrierten Hunden geht es auf der Straße deutlich besser. Das konnte man auch bei den Hunden in der Mine sehen. Hunde mit Ohrmarke waren kräftiger, das Fell war schöner, sie wirkten deutlich gesünder als die ausgemergelten, abgemagerten Unkastrierten. Vor allem die unkastrierten Hündinnen waren teilweise ein Bild des Jammers. Aber sie waren frei. Sie können sich bewegen, interagieren, ihr Leben leben. Wenn es auch nur ein kurzes Leben ist, es ist ein Leben in Freiheit.

 

 

 

Und da war er

In mitten von 60-80 Hunden saß dieses Häufchen Elend, das mich sofort triggerte. Ein 4 oder 5 Monate alter kleiner Kerl, der einfach dort herumsaß. Auf Grund der Kälte und der Unterernährtheit saß er dort kümmerlich immer verkrampft auf seinen Hinterläufen. Nichts an ihm erinnerte an einen 4 oder 5 Monate jungen Hund wie er sein sollte. Keine Fröhlichkeit war zu sehen, keine Tollpatschigkeit, nichts was das Leben eines Hundes in diesem Alter lebenswert macht. Ein Häufchen Elend voller Parasiten, Hunger und Leid.

Und naürlich arbeitet es sofort in einem. Er ist frei, er ist ein Straßenhund. Entwurmen, kastrieren und gut. Er kennt kein anderes Leben, er wird den Winter eh nicht überstehen, das ist hier in Rumänien – und vor allem in Rovinari einfach so. Hilf denen, die wirklich Hilfe benötigen. Die in diesem völlig überfüllten Tierheim um die Ecke leben. Die die zwar satt sind, aber ihr Leben in furchtbarer Enge vegetieren müssen. DENEN geht es wirklich schlecht. Die Hunde hier in der Mine sind frei und leben zwar ein kurzes, aber vielleicht erfüllteres Leben und jeder Junghund der es nicht schafft, ist einer mehr, der es überstanden hat. So schlimm das klingt, das ist die Realität.

 

So vergingen die wenigen Tage in Rovinari. Aus unserem Tierheim in Miercurea Ciuc, welches aktuell auch an seiner Kapazitätsgrenze angelangt war kam das Geschenk, dass jeder von uns vier Mitgereisten einen Hund aus der Mine aussuchen durfte, der nach MC fahren konnte. Logo, dass der Kleine mit sollte.

Als wir nun aber an Tag drei das Tierheim von Rovinari besuchten war gemeinschaftlich beschlossen schnell klar, hier müssen vier raus. Der Stress und das Leid dem die Hunde auf Grund der Enge dort ausgesetzt sind ist schlimmer als hungernd auf der Straße zu leben. Da war sie wieder, die Vernunft die man sich bei einem Besuch in Rumänien bewahren muss.

„Zu aller Vernunft brauchts auch immer etwas Unvernunft – fürs Gleichgewicht“

Nach ein paar Tagen fuhren wir wieder nach Hause. Die Rückfahrt verlief relativ ruhig. Voller Gedanken die im Kopf herumschwirrten. Und immer wieder erwischte ich mich beim Gedanken an diesen kleinen, halbverhungerten Junghund. Wie lange schafft er es noch? Der Winter kommt und er hat 0 Ressourcen. Kommt er bei den wöchentlichen Fütterungen (die übrigens teilweise durch den Freundeskreis Bruno Pet finanziert werden – ihr dürft uns gerne dabei unterstützen) überhaupt an Futter ran oder greift hier einzig das Gesetz des Stärkeren? Schläft er irgendwann einfach ein? Der Blick des kleinen Wesens hat sich einfach tief in meinen Kopf gebohrt.

„Können wir ihn impfen lassen von den Tierheim Mitarbeitern?“ Irgendwann rutschte diese Frage aus mir raus. Die Idee, ihn vor Ort zu belassen, ihn durchimpfen und kastrieren zu lassen und ihn dann einzufangen und in den Transporter zu setzen erschien mir von ein auf die andere Sekunde realistisch. Vernünftig war es nicht, das war mir klar.

Erste Impfung war drin

Gesagt, getan. Völlig unvernünftiger Weise wurde der kleine Zwerg also im November geimpft. Entwurmt und entfloht hatten wir ihn damals schon, das einzige, das wir damals ausrichten konnten um ihm das Leben ein bisschen zu erleichtern.

Als die Nachricht aus Rumänien kam, dass Mona vom Tierheim ihn in der Mine ausfindig gemacht und hat impfen lassen hat mir einen solch großen Stein vom Herzen fallen lassen, kann man sich nicht denken.

Nun hieß es überleben bis zur zweiten Impfung.

Als Mona ein paar Wochen später wieder in der Mine war um ihn zu fangen für Impfung Nummer zwei war es so, wie wir schon befürchtet hatten. Der Knirps war nicht mehr auffindbar. Es war inzwischen Winter in Rumänien. Keine gute Zeit für abgemagerte Hunde, für abgemagerte Junghunde noch weniger.

Ich hatte die Info zur Kenntnis genommen. Auf der einen Seite traf es mich, auf der anderen Seite war es mir im Vorfeld fast schon klar. Wir hatten es probiert, es hat nicht sollen sein.

„El este“

Mitte Dezember bekamen wir dann diese Nachricht samt Bildern aus der Mine zugeschickt. Er war aufgetaucht. Ich war schon sehr glücklich darüber und ein leichter Gänsehautschauer machte sich bemerkbar.

Mona machte gleich Nägel mit Köpfen und kassierte den kleinen Bub ein. Das Tierheim ist zwar wirklich kein Ort an dem ein Hund leben möchte, der vorher frei war, aber die paar Tage zwischen letzter Impfung und legaler Ausreise würde er dort schon überstehen.

Es war unvernünftig, aber es fühlte sich gut an.

Nun ist er da

Da ich aktuell einen Pflegehund beherbergte machte ich mich nun auf die Suche nach einer Stelle für ihn. Der nächste Transport war seiner. Und die Verantwortung dafür, dass er nun auch tatsächlich reisen konnte und dass wir eine Stelle für ihn finden, lag bei mir. Aber da er ein Knirps war, relativ zutraulich und natürlich sozialkompatibel war es nicht schwer eine Pflegestelle zu finden. Und so konnte er tatsächlich Anfang Januar nach Deutschland reisen. Ich konnte es erst glauben, als ich die Bilder aus dem Auto und von seiner Pflegestelle bekam.

Ich bin dankbar dafür, dass Bruno Pet dies ermöglicht hat und noch dankbarer, dass keiner die Augen verdreht hat. Straßenhunde gehören kastriert und auf die Straße zurück. Wir müssen die rumänischen, völlig überfüllten Tierheime unterstützen und nicht noch Straßenhunde, die in einem relativ behüteten Habitat leben, einfangen.

Ja, das stimmt. Und manchmal muss man auch einfach mal unvernünfig sein. (-:

 

 

Kilian sucht noch sein Zuhause

Wir haben ihn Kilian genannt. Kilian heißt Kämpfer. 

Der Link unten führt auf seine Vermittlungsseite, denn der Bub sucht noch sein Für-Immer-Zuhause!

 

 

https://freundeskreis-bp.de/hund/kilian-2/

2 thoughts on “Kilian – oder manchmal handelt man einfach irrational…

  1. Die Unvernunft gibt Kraft und ja wenn man so ein Gutmensch ist und sich so für die Tierschutzhunde einsetzt dann ist die kleine Unvernunft, die alles für diesen kleinen Hund bedeuten und für dich die tiefe Freude einen kleinen Seelenverwandten gerettet zu haben nur so was von berechtigt.

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