Vom Regen in die Traufe…..ins Glück

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Vom Regen in die Traufe…..ins Glück

Ich muss sagen, in all den Jahren Tierschutz in Rumänien hab ich ja schon viele Sachen gesehen oder erlebt, die mich sprachlos gemacht haben. Aber es gibt doch immer wieder Dinge, die einen überraschen und fassungslos mit offenem Mund dastehen lassen.

Mein Handy klingelt. Am anderen Ende ist Kirsten, eine Tierschutzkollegin, ebenfalls in Rumänien tätig. Man hilft sich immer mal wieder gegenseitig. Es handele sich um einen Notfall, erklärt sie mir und fragt, ob wie im Tierheim in Miercurea Ciuc Platz hätten um einige Hunde aufzunehmen. Tatsächlich ist zu diesem Zeitpunkt etwas Luft, doch diesen Raum habe ich wenige Stunden zuvor für 10 Hunde aus einem Tötungsshelter zugesagt. Also sage ich Kirsten schweren Herzens ab, bin aber doch neugierig und will wissen, was los ist. Ausführlich erklärt sie mir die komplizierte Geschichte. Um nicht zu weit auszuholen, breche ich sie auf die Fakten herunter, die notwendig sind, um sich ein genaues Bild zu machen. Doch ich fürchte, selbst dann wird dieser Text nicht kurz.

Eine Organisation „rettet“ Hunde aus Tötungsstationen in Rumänien. Die Anführungszeichen habe ich nicht versehentlich gesetzt. Fotos von Hunden in diesen Tötungen werden per Emailverteiler rundgeschickt, um Spender zu finden, mit deren finanzieller Hilfe diese Hunde freigekauft werden können. Ist dies erfolgt, werden die Hunde in eine Pension in „Sicherheit“ gebracht. Auch Paten werden zunächst gefunden, denn die Unterbringung in der Pension muss natürlich bezahlt werden. Man arbeitet mit mehreren Pensionen in Rumänien zusammen und betreibt außerdem noch ein eigenes kleines „Tierheim“. Insgesamt hat man ca. 300 Hunde in Rumänien verteilt, die aus Tötungsstationen stammen, um diese nach Deutschland zu vermitteln. Berichte und Fotos von den Hunden gibt es kaum bis gar nicht. Manche Paten springen dann vielleicht in Folge ab, aber die Pensionen möchten natürlich trotzdem ihr Geld sehen. Das Geld wird knapp und irgendwann kann man die Hunde in mindestens einer der Pensionen nicht mehr zahlen.
Der Betreiber mahnt die Zahlung mehrfach an. Da er aber kein Mann mit Herz für Hunde, sondern ein Geschäftsmann ist, kündigt er schließlich an, die Hunde nicht mehr zu füttern und sie trotz des einbrechenden Winters nicht wie ausgemacht in den Innenbereich der Pension umzusiedeln.
Als nach Wochen schließlich jemand von der Organisation hinfährt und Bilder macht, sind die Hunde bereits bis auf die Knochen abgemagert und sitzen in diesem Zustand ohne jeglichen Wetterschutz im eingezäunten Außenbereich. Auf blankem verschneiten Boden bei teilweise tiefen Minusgraden, ohne eine einzige Hütte oder einen anderen Unterschlupf und ohne Futter, Tag und Nacht.

Die Organisation selber hat für einige der Hunde, aber nicht für alle, die Möglichkeit, sie in ihr „Tierheim“ zu übernehmen. Es wird ein Hilferuf rundgeschickt mit den Bildern der dürren Hunde. Man sucht händeringend andere Organisationen oder Privatleute, die Hunde übernehmen können und natürlich dringend Spender, um die Schulden zu bezahlen. Denn natürlich gestaltet sich die Rettung der Hunde schwierig, weil der Pensionsbetreiber sie nicht einfach rausgeben möchte. Er möchte erstmal Geld sehen. Kirsten und einige andere Tierschützer werden auf die Sache aufmerksam und können erreichen, dass die Hunde wieder gefüttert und nach drinnen verbracht werden, weil sie die Zahlung der laufenden Kosten zusichern. Besagte Organisation kann einen Teil ihrer Hunde schließlich abholen. Für die anderen herrscht Gefahr im Verzug, sie sollen innerhalb von drei Tagen aus der Pension verschwinden. Nebenbei stellt sich heraus, dass der Betreiber, im Übrigen ein Tierarzt, nicht nur die Hundepension betreibt. Zusätzlich bietet er für die umliegenden Gemeinden auch einen Tötungs- und Entsorgungsservice im Sinne der Streunerhundeverordnung an.

 

Ich schließe mich mit Meli im Tierheim kurz und melde mich schließlich wieder bei Kirsten. Fünf…fünf Hunde können wir trotz der 10 aus der Tötung noch aufnehmen. Hilft das wenigstens ein bisschen? Ich bin sehr erleichtert, als klar wird, dass es tatsächlich hilft. Nicht nur diesen fünf Hunden. Mit unserer und der Hilfe anderer Vereine plus natürlich ihres eigenen, schafft Kirsten es, alle verbleibenden Hunde aufzuteilen und unterzubringen.

Herzlich Willkommen Rune, Phineas, Cosmo, Titawin und Virginis. Jetzt wo ich das schreibe, seid ihr schon ein wenig angekommen in MC. Und unter der liebevollen Pflege von Meli und Sabine und endlich regelmäßigem Futter habt ihr mit Sicherheit schon wieder einige Gramm auf den Rippen. Ihr habt Hütten und Plätze, die euch vor der Witterung schützen und Decken und Stroh, um euch darin gemütlich zusammenzurollen. Ich hoffe, ihr vergesst ganz schnell, dass ihr zuvor eine lange Zeit ohne all dies in der eisigen Kälte ausharren musstet. Und davor im strömenden Herbstregen. Und davor in der glühenden Sommerhitze.

 

Im Sommer? Richtig gelesen. Diese Hunde haben seit Monaten in diesem Bereich „gelebt“. Lange bevor die Zustände aufgrund ausbleibender Gelder dramatisch und lebensbedrohlich wurden, waren diese Hunde bereits in mehr als fragwürdigen Zuständen untergebracht. Seit Monaten haben sie bereits mehr oder weniger vergessen in diesen Zwingern festgesessen. Unsere fünf waren übrigens alle unkastriert. War von der Organisation jemals jemand dort und hat sich angeschaut, wie die Hunde dort leben? Die Schuld wird ganz klar auf den Betreiber geschoben. Wie kann er so herzlos sein und die Hunde nicht mehr füttern, Geld hin oder her? Dass jemand, der dazu fähig ist, täglich an diesen Tieren vorbeizulaufen und sie nicht zu versorgen, ein Unmensch ist, darüber muss man nicht diskutieren. Aber was ist mit der Verantwortung, die die „Retter“ solcher Hunde zu tragen haben? Was ist mit den Hunden, die in weiteren Pensionen oder in dem sogenannten Tierheim untergebracht sind? Werden diese Hunde ordentlich versorgt? Wird das nachgehalten, wird das überprüft? Sind auch diese Hunde unkastriert? Wie viele Welpen sind wohl schon entstanden und ggf. rasch wieder verstorben? Bilder und konkrete Berichte zu den Hunden gibt es kaum.

Ohne Frage läuft bei mir jeder Mensch offene Türen ein, der den Hunden in Rumänien oder auch sonst wo in einem Tötungsshelter helfen möchte. Ohne Frage befürworte ich es, Hunde dort herauszuholen. Und ebenfalls ganz ohne Frage kann ich verstehen, wenn man mit einer Freikaufspende oder einer Patenschaft helfen möchte, ein solches Leben zu retten. Die Frage ist für mich nicht das „Ob“, sondern das „Wie“. Bitte schaut Euch genau an, wen Ihr unterstützt, wem Ihr Euer Geld gebt. In Zeiten von Facebook und Co ist Tierschutz teilweise ein echter Konsumartikel geworden. Für manche „Retter“ scheint es nur noch um den schnellen Kick zu gehen, das Geld für möglichst viele Freikäufe zusammenzubekommen. Doch in dem Moment, wo eine Organisation einen Hund übernommen hat, ist sie auch verantwortlich für seine Zukunft. Diese Verantwortung reicht bis zu dem Tag, an dem das Tier in ein Zuhause gezogen ist bzw. eigentlich darüber hinaus. Um diese Verantwortung zu tragen braucht es Zeit, Mühe und auch das nötige Geld.

Von verantwortungsvollem Tierschutz kann man nur sprechen, wenn der Wunsch, möglichst viele arme Seelen zu retten, immer auch begleitet wird von dem Bewusstsein der eigenen Grenzen und Möglichkeiten. Überschreitet man diese dauernd, werden letztendlich viele Spendengelder dafür genutzt, die Hunde von einer unerträglichen Situation in die nächste zu bringen. Die Bilder der Hunde aus den Tötungsstationen treffen uns alle immer wieder mitten ins Herz. Doch bitte informiert Euch, wie genau das ganze ablaufen soll. Wo genau wird der Hund hinkommen? Wer wird ihn betreuen? Sind die Retter tatsächlich regelmäßig vor Ort, um die Haltungsbedingungen zu überprüfen usw.? Ist dies der Fall, sollte ab und zu ein aktuelles Bild und eine kurze Rückmeldung zum Hund kein Problem sein. In Rumänien gibt es viele tolle einheimische Tierschützer, die meine volle Bewunderung haben. Aber es gibt in dem ganzen Tierschutzlabyrinth auch viele Menschen, denen es gar nicht um das Wohl der Hunde geht. Zu diesen gehört auch der hier involvierte Pensionsbetreiber. Leider gibt es immer mehr „Retter“, die aus unterschiedlichen Gründen solchen Menschen in die Karten spielen, die an der Verlagerung des Elends gutes Geld verdienen.

Vielleicht können wir aus dem Schicksal dieser Hunde wenigstens noch etwas Gutes ziehen, indem wir ihre Geschichte erzählen. Ich erhoffe mir davon, dass wir damit möglichst viele Menschen sensibilisieren können, genau hinzuschauen.

Rune, Phineas, Cosmo, Titawin und Virginis sind keine Junghunde. Sie sind außerdem weder klein, noch blond, noch puschelig. Es sind fünf Goldschätze, die uns normalerweise wohl lange erhalten bleiben würden… Ihr Glück, dass Melanie Weingart, die Tierheimleiterin der Tierhelfer Ingelheim ihre Geschichte gehört hat. Spontan hat sie sich dazu entschieden uns zu unterstützen und der ein oder andere darf dann später ins Tierheim Ingelheim weiterreisen und von dort sein Zuhause finden. Für diese Unterstützung sind wir den Tierhelfern sehr dankbar.

 

Die nächsten armen Seelchen stehen aber auch schon wieder fast vor der Tür. Sie befinden sich in der Tötung in Tecuci und werden in den nächsten Tagen eintreffen.

 

 

Wenn wir können, helfen wir immer wieder gerne Hunden aus anderen Städten und nehmen diese bis zur Ausreise im Tierheim in MC auf. Dabei muss nicht nur der Transport innerhalb Rumäniens finanziert werden. Hunde aus solchen Rettungsaktionen bringen meistens ein Päckchen an gesundheitlichen Problemen mit oder sind massiv unterversorgt. Es wäre sehr lieb, wenn Ihr uns dabei helfen könntet, immer mal wieder ein paar Rettungsschirmchen für solche Hunde aufzuspannen.

Conny

 

Spendenkonto:

Freundeskreis Bruno-Pet

Sparkasse Merzig-Wadern

BIC: MERZDE55XXX

IBAN: DE75 5935 1040 0007 1052 08

Verwendungszweck: Rettungsschirm

oder über Paypal: spenden@freundeskreis-bp.de

 

(oder der Paypal-Button auf dieser Seite)

8 thoughts on “Vom Regen in die Traufe…..ins Glück

  1. Danke Conny
    Für deine Sachlichkeit in einem solch emotionalen Thema
    Danke für eure Hilfe und Aufklärung, denn die scheint bitter nötig zu sein
    Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht

    Ich sitze hier, aufgewühlt, zwischen Wut und Traurigkeit, gleichzeitig berührt von eurem Umgang mit solchen Themen; mit tiefer Bewunderung für das, was tagtäglich hüben wie drüben für die Hunde getan wird; mit weitem Herzen voller Achtung und Zuneigung und Sympathie für euch und die Hunde…..

    Und jetzt hol ich mir n Taschentuch und guck dann mal in mein Sparschwein…

  2. Endlich einmal ein richtig guter und reflektierter Beitrag! Im Gegensatz sind die Kommentare zum Drama im Rainbow-Shelter überwiegend hochemotional und geben nur niedere Instinkte wieder. Mit Mordaufrufen gegen den Betreiber und Beschuldigungen ist es aber nicht getan. Tatsächlich muss sich jeder Spender fragen lassen wen er da unterstützt. Sonst schadet er den Tieren mehr als er hilft. Naive Spender ermöglichen dieses System überhaupt erst. Auch Radu Termure würde weniger Hunden schaden können wenn sich die Geldgeber ihre Verantwortung bewusst machen würden.

  3. Vielen Dank für diesen Beitrag, wie oft hab ich schon den Kopf geschüttelt über so manche Vorgehensweise im Auslandstierschutz. Gerade auf Facebook stolpere ich immer wieder über die ein oder andere Rettungsaktion verbunden mit rührseligem Spendenaufruf bei der ich mich frage ob das nicht alles in die falsche Richtung läuft. Nur hätte ich es niemals so sachlich und fundiert ausdrücken können. 1. hoffe ich das dieser Artikel von möglichst vielen Leuten gelesen wird und 2. werde ich in den nächsten Tagen etwas für den Rettungsschirm spenden.

  4. Ich danke für diesen Bericht, der mich tief getroffen hat. „Über Monate“ – mein Kopf begreift das, mein Herz wird es nie verstehen. Wie so oft sitzt man vor dem PC und „versteht die Welt, in der wir leben“ (und der Tiere mit uns) einfach nicht mehr. Und manchmal verfluche ich das Internet, das uns täglich das Leid so drastisch vor Augen führt, denn an manchen Tagen kann ich einfach keine flehenden, aufgebenden, hilflosen Augen hinter Gittern mehr sehen … Und ja, ich weiß, wovon ich spreche; waren selbst über Jahre Pflegestelle (wären fast ein Bruno Pet geworden – das Schicksal wollte es damals leider anders). 40 Hunde haben über uns die letzten Jahre ein Zuhause gefunden; und wir haben unsere Erfahrungen gemacht: mit den Vereinen und den Menschen dahinter – aber auch mit den Adoptanten. Und Behörden. Und, und, und … Meist sind es Menschen, die einfach helfen wollen – und am Schluss stehen Tragödien und neues Leid. Wunderbar, dass ihr (noch) „näher zusammengerückt“ seid und diese 5 aufnehmen konntet!

  5. Ich wäre auch jemand der alle Retten wollen würde und nicht in der Lage wäre 10 zu nehmen und die anderen töten zu lassen.Das das so nicht immer funktioniert oder fast nie
    funktioniert ist mir auch klar.Aber ich kann es verstehen man hofft das man damit Zeit gewinnt das zu noch hin zu bekommen.
    Das Gewerbe btw. die Hunde Industrie Rumänien ist eine EU geförderte Sache .
    Hunde fangen Geld ,Hunde Sammeln Geld, Hunde töten Geld, Hunde Kadaver entsorgung Geld.
    Eine leider legalen Machenschaften .
    Das Kastrieren von Hunden vor allem der Hundebesitzer löst das Problem .
    Auch dafür gibt es Gesetze.
    Aber eine sehr große Geldquell würde versiegen.Wenn die Eu nur Kastrieren unterstützen würde .Steht der tolle „Arzt“ bestimmt ganz vorne in der Kastrationsreihe.
    Ich Danke Euch ganz herzlich ich könnte das nicht.

  6. Liebe Connie, danke für deine ehrlichen Worte . Unverzeihlich, was sich der ärztliche Kollege dort geleistet hat . Die Leute aus dem Verein kann man irgendwie noch annähernd verstehen wenn man die Not einmal gesehen hat.
    Seit 15 Jahren weiß ich, dass ich mit meinen Spenden bei Euch an der richtigen Stelle bin.
    Danke für euren immer währenden Einsatz .
    Ganz herzliche Grüße aus Heidelberg von Annette

  7. Ich kann nicht mehr dazu „sagen“ wie schon in den vorherigen Kommentaren geschrieben wurde. Und schwafeln ist hier fehl am Platz. Nur eines: Ich bewundere Eure Arbeit, die Ihr aus Liebe zu diesen Hunden tagtäglich ohne große Rücksicht auf Eure Befindlichkeiten zuverlässig und mit so viel Sachverstand erledigt. Eine kleiner Beitrag zur „Rettungshilfe“ folgt. Ganz viele gute Wünsche, auch für Eure Gesundheit. Ulrike mit Elli und Roya

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