Hätte Otto das mal gewusst.
Otto hatte schon das Ticket nach MC in der Tasche. Aus knapp 200 Hunden im völlig überfüllten Tierheim von Rovinari hat er uns mit seiner Art einfach das Herz erweicht.
Wir durchliefen die Zwinger um die Hunde aufzunehmen. Es war schon etwas frustrierend, da viele Hunde einfach unglaubliche Angst vor uns hatten. In Ottos Zwinger verschwanden alle in ihrer winzigen Hütte. Wir öffneten das Dach um die Hunde wenigstens einmal zu fotografieren und aufzunehmen. Mit dem Gedanken, bei allen fünfen „scheu“ in die Kartei schreiben zu müssen.
Da guckte uns Otto aus der Box an, schien zunächst scheu und nichts zu erwarten. Ein vorsichtiges Kraulen und schon war der Damm gebrochen. Ein schrulliger, absolut verschmuster und freundlicher Kerl. Gezeichnet von einem Leben – vermutlich auf der Straße, unsere Berührungen aufsaugend. DER darf mit. DER hat sonst keine Chance.
Am Abreisetag war schon alles klar, aber Otto wusste nicht, was auf ihn zukommt. Geschirr und Halsband anlegen, fand er einfach so gruselig, dass er – ohne Verletzungsabsichten oder ähnliches – aus Angst um sich schnappte. In der Hektik der Abreise blieb uns nichts anderes übrig, als schweren Herzens einen anderen – einfacheren Hund – auszuwählen. Wir waren nicht mit dem Sprinter in Rovinari sondern die Strecke nach MC musste mit dem PKW und nur halbgesicherten Hunden erfolgen – keine Chance für einen, der uns noch nicht so vertraut, dass das hätte klappen können.
Bitte, wo sind die Menschen, die sich hiervon nicht abschrecken lassen und diesem Original – der vielleicht erst auf den zweiten Blick auffällt – eine Chance geben. Eine Chance, die er in Rumänien niemals bekommen wird. In Rumänien erwartet ihn nur ein lebenlang eingesperrt auf 8qm mit vier Artgenossen. Stress und Leiden pur.
