Abschied von Bertold, Harle-Chin, Nava und Sukey

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In den letzten Tagen mußten wir uns von vier alten Hunden verabschieden, deren Gesundheitszustand sich so rapide verschlechtert hatte, daß es anfing, eine Qual für sie zu werden – wir haben ihnen auf den Weg geholfen, bevor sie so richtig ins Leid gefallen wären:

Bertold hat immer mehr Zeit des Tages damit verbracht, nach Luft zu ringen, was ihm mal besser, meistens aber doch eher schlechter gelang – unsere Therapieversuche haben immer nur kurz geholfen + es war zu befürchten, daß es über kurz oder lang auf einen Erstickungstod hinaus gelaufen wäre

Harle-Chin lief schon seit geraumer Zeit sehr abenteuerlich; seine Hinterbeine haben so gar nicht mehr das gemacht, was er eigentlich wollte, trotzdem hatte er es bislang immer noch von a nach b geschafft – das war nun nicht mehr so, er kam nun zeitweise gar nicht mehr hoch – ein Zustand, der ihm Angst + Unbehagen bereitete

Bei Nava haben wir vor 4 Monaten einen schnell wachsenden Mamatumor, sowie weitere Knoten in beiden Milchleisten festgestellt, wir wollten sie nicht mehr operieren, da sie schon große Schwierigkeiten mit der letzten Narkose gehabt hat + mit ihren geschätzten 17 Jahren war so eine große Op auch einfach insgesamt keine Option mehr – in den letzten Tagen habe ich gemerkt, daß Nava alles schwerer fiel + sie insgesamt abbaute – dann wollte sie zum allererstenmal ihr Frühstück nicht essen + es gab keine Frage mehr

Sukey hat schon in den letzten Wochen + Monaten geschwächelt; Kreislaufprobleme, Verwirrtheit, Koordinationsstörungen – wir haben sie mit Infusionen mehrfach wieder auf die Beine bekommen + mehrfach ist sie auch wieder in ihren geliebten Freilauf der Zone 4 zurückgezogen – diesesmal kam alles zusammen, sie war zudem dünn geworden + mit 16 Jahren ist es irgendwann auch einfach gut gewesen

der Bertold hat ein Jahr bei uns gelebt, er war ein spezieller Typ, den man erstmal in Ruhe kennenlernen mußte, um den niedlichen kleinen Kerl in ihm zu entdecken, den er auf den ersten Blick so gut verstecken konnten – viele werden sich an das Video erinnern, das ihn bei seinem Einzug hier zeigt – er hat anfangs wirklich alles gegeben, um sich uns vom Hals zu halten – alte Gewohnheit, wie wir schnell merkten, denn in Wirklichkeit war Bertold anhänglich, verschmust + anlehnungsbedürftig

Bertold zog zum Glück recht schnell zu uns ans Haus, wo wir ihn gut kennenlernen konnten + er uns ebenso – er hat sich schnell hier eingefunden + sich seine Nischen eingerichtet, wir hatten unsere schönen Rituale – morgens das Frühstück, abends die Tabletten + oft eine knurrige Schmuserunde, immer öfter tatsächlich auch eine ohne Knurren!

Bertold war sicherlich erheblich älter, als unser Tierarzt ihn geschätzt hat – er hatte einfach gute Zähne, aber alles Andere hatte die vielen Jahre erheblich deutlicher auf dem Buckel; sein Altherrengang, seine Schwerhörigkeit, sein komatöser Schlaf, seine Augen

Bertold hat hier viele menschliche Freunde gewonnen + sein letztes Jahr noch richtig gut leben können

Lieber Bertold, es war uns eine richtige Ehre, dich letztendlich einen Freund nennen zu dürfen – rest in peace!

Der Harle-Chin war ein Langzeitbewohner dieses Tierheims – 2011 wurde er aufgenommen + wurde damals auf 8,5 Jahre geschätzt – demnach hätte er nun kurz vor seinem 20. Geburtstag gestanden…ob das alles so richtig ist, sei mal dahingestellt, Fakt ist, daß Harle-Chin nun ein sehr alter Hund war, sein jahrelanges Übergewicht hat nicht dazu beigetragen, daß er fitter oder jugendlicher wirkte – tatsächlich war es aber erstaunlich, wie schnell er werden konnte, wenn er flüchten mußte – flüchten vor uns, weil er mal wieder etwas geklaut hatte + dabei erwischt wurde – was er geklaut hat? Natürlich Essbares!

Harle-Chin lebte seit geraumer Zeit in dem Freilauf der Zone 2 + somit in Nachbarschaft zur Futterküche, in der täglich das Essen für das gesamte Tierheim zubereitet wird – ist klar, was da seine Hauptbeschäftigung war…Lauern + jede Gelegenheit nutzen…

Natürlich war es eigentlich extrem ungünstig, ausgerechnet diesen professionellen Dieb dort leben zu haben – aber andererseits war das Essenklauen mittlerweile Harle-Chins einzige Leidenschaft + er war alt – hätten wir ihn besser in einen Zwinger stecken sollen, damit er schlanker bleibt + noch älter wird…?

Harle-Chin war ein ganz spezieller Typ; mit Menschen nicht immer nur freundlich, mit Hunden auch nicht – er hatte seine Buddies unter beiden Arten, mit denen kam er gut aus, zu Anderen war er schäbig + das so richtig – muß man ehrlich sagen

ich hatte das Glück, zu den Buddies zu gehören + hatte viele Freiheiten bei ihm – alles konnte jedoch niemand mit ihm machen + irgendwie mag ich genau solche Hunde besonders

Folgendes steht in Harle-Chins Profil von April 2018 + beschreibt den Harle-Chin der letzten Jahre: Trägheit, auch Beharrungsvermögen, ist das Bestreben von physikalischen Körpern, in ihrem Bewegungszustand zu verharren, solange keine äußeren Kräfte oder Drehmomente auf sie einwirken. – Wikipedia mag vielleicht fies sein, aber es passt einfach zu Harle Chin. Ich mein, ist ja auch sein gutes Recht mit fast 16 Jahren. Es ist nicht so, dass er nicht könnte, aber er sieht nur wenig Veranlassung dazu. Die Besuchersaison geht los, da wird er wieder in Wallung kommen, Besucher findet er schick.“

Rest in peace, alter Haudegen!

Die Kamera nur auf Harle-Chin zu halten, war ein Ding der Unmöglichkeit – er fand das so suspekt, daß er immer umgehend das Weite gesucht hat – somit gibt es von Harle-Chin nur Videos in seinen diversen Gruppenzusammenhängen – derer gibt es natürlich aufgrund all der Jahre, die er hier war, viele –

In diesem Video sieht man viele Hunde, die mittlerweile schon gestorben sind – Agnetha + Annifried sind die Einzigen, die heute noch leben –

Die Nava hat 1 Jahr + 2 Monate bei uns gelebt, wir haben sie aus dem überfüllten Tierheim in Rovinari übernommen, in dem sie wohl schon etliche Jahre sehr beengt auf Beton gelebt hat – auch Nava war ein spezieller Typ Hund + hatte keinen Vertrag mit uns Menschen, dafür aber mit Artgenossen + es war eine wirkliche Freude, sie hier so richtig aufblühen zu sehen

Nava hat im Besuchercontainerbereich gelebt + sich Valcur + Trü angeschlossen, sie hat hier sehr schnell ihren Platz gefunden + die Annehmlichkeiten von Kissen, Decken, Sonnenplätzen + sozialem Leben umgehend angenommen – eine späte Liebe hat sie hier auch noch gefunden, den Valcur, der ihr vom ersten bis zum letzten Tag `den Hof gemacht hat´

Nava kam schon sehr wackelig auf den Beinen hier an; jahrelanger Bewegungsmangel, Übergewicht + ihr Alter konnten wir nicht wegradieren, aber mit Schmerzmitteln, etwas Training + Futterzusätzen war sie eigentlich doch ganz gut unterwegs hier

Ich könnte meinen Frieden mit all dem finden, hätten wir hier nicht feststellen müssen, daß Nava überhaupt nicht kastriert war…nach sovielen Jahren in dem anderen Tierheim ist das einfach ein Unding + vielleicht hätte sie früher kastriert diesen Mamatumor auch nicht bekommen müssen –

Aber ich will es mit Navas Augen sehen – es war ein richtig gutes Jahr hier + so ist sie auch gegangen – rest in peace, du fehlst uns hier sehr!

Die Sukey war eine Langzeitbewohnerin in diesem Tierheim – 2009 wurde sie hierher gebracht + damals auf knapp 3 Jahre geschätzt –

Mit Sukey war von Anfang an + auf lange Zeit nicht gut Kirschen essen; sie wollte weder mit uns Menschen noch mit Artgenossen etwas zu tun haben + tat alles, um sich beides vom Leib zu halten –

Als Sukey hier ankam, herrschten noch ganz andere Zustände in diesem Tierheim; niemand kümmerte sich wirklich um die Hunde, es gab kleine überfüllte Zwinger, die dreckig waren, Kastrationen waren grad durch Brunopet ins Leben gerufen worden, doch mit über 500 Hunden konnte man natürlich nicht ad hoc jeden einzelnen Hund kastrieren – Sukey wäre sogar auf dem Plan gewesen, da sie am letzten Tag der damaligen Kastrationsaktion ankam, doch sie zerbiss dem Operateur dermaßen die Hand, daß dieser seinen letzten Tag frühzeitig beenden mußte – so kam es, daß Sukey kurze Zeit später + lange Zeit unbemerkt einen Welpen gebar, den Sultan, der heute immer noch bei uns lebt – lange Zeit unbemerkt heißt, daß Sultan entsprechend behütet – oder nennen wir es versteckt + bewacht? – aufwuchs + uns Menschen, ganz nach der Mama, furchtbar fand –

Sukey hat in verschiedenen Gruppen gelebt, klar wurde schnell, daß es mit Hündinnen am allerschwierigsten war – irgendwann gab es eine Gruppe mit zwei Jungs, in der Sukey gut zurecht kam, einer davon war Dervis, mit dem sie bis zu ihrem letzten Tag zusammen lebte – Sukey hat erst im Alter eine gewisse Milde gegenüber uns Menschen entwickelt, sie fand es nie toll, angefasst zu werden, hat unsere Gesellschaft aber nicht mehr nur Scheiße gefunden – in den letzten Jahren wurde sie immer tüdeliger, da konnte man ihr auch einfach die Augen putzen, ihr Tabletten verabreichen oder sie zum impfen festhalten –

Sehrsehr schön ist für uns, daß Sukey seit dem letzten Winter endlich in den Freilauf der Zone 4 gezogen ist – schon lange lebte sie dort in einem Zwinger, fand es auch immer toll, den stundenweise zum Freilauf zu verlassen, doch am End wollte sie immer wieder zurück – so kam es, daß wir wochenlang – oder waren es sogar Monate – ihre Zwingertür offenstehen ließen, damit sie rein + raus konnte, wie sie wollte – als das Wetter es zuließ, habe ich irgendwann einfach die Tür zugemacht + dann war es auch gut – im Gepäck hatte Sukey ihren Dervis, der sich ähnlich schwergetan hatte – zusammen haben sie es gemeistert + dann auch richtig genossen –

Sukey, du schöne Unnahbare, rest in peace!

Von Sukey gibt es traurig wenig Bildmaterial für die lange Zeit, die sie bei uns war – das liegt zum Einen an Sukeys extrem großer Abneigung gegen Kameras bzw. menschlicher Aufmerksamkeit, die in ihre Richtung geht, zum Anderen aber auch eindeutig an uns, die wir einfach mittlerweile zu so wenig kommen wie zb Hundeprofile zu aktualisieren – das merkt man dann schmerzhaft, wenn Hunde sterben + man immer vorhatte, neue Fotos zu machen, es dann aber doch nicht getan hat –

Obwohl alle vier Hunde für sich sehr speziell + sehr unterschiedliche Charaktere waren, hatten sie etwas gemeinsam – das Mißtrauen gegenüber uns Menschen, ob das in schlechter oder schlichtweg gar keiner Erfahrung mit unserer Spezie begründet lag, wissen wir nicht – was wir bei allen erlebt haben, ist, daß wir einen gemeinsamen Weg gefunden haben, miteinander umzugehen + im Laufe der Zeit ein gegenseitiges Vertrauen entstanden ist –

Wir betrachten Hunde – wie auch alle anderen Tiere – nicht als menschliche Anhängsel, die funktionieren oder einen Zweck erfüllen müssen – wir respektieren jede einzelne Persönlichkeit, wie wir das auch bei Menschen tun würden –

Das macht den Verein Brunopet + unsere Arbeit in diesem Tierheim aus – ihr als UnterstützerInnen macht dies möglich – unvermittelbaren Hunden bis ins hohe Alter ein akzeptables Leben zu bieten, muß man sich erstmal leisten können – ist vielleicht irgendwie schräg, das hier in diesem Nachruf anzumerken, ist aber andererseits einfach auch Fakt – besonders in den Videos von Sukey + Harle-Chin seht ihr Bereiche, die für solche Hunde entstanden sind –

In der folgenden Galerie findet ihr Fotos von allen vier Hunden – einfach im Foto rechts auf den Pfeil klicken, dann kommt das Nächste

One thought on “Abschied von Bertold, Harle-Chin, Nava und Sukey

  1. Liebe Sabine,
    ich hatte mich so über Bertolds Entwicklung vom Brumm- zum Schmusebär gefreut und deine Videos sehr genossen!
    Vielen Dank, dass du ihm so verständnisvoll gezeigt hast, wie toll Menschen auch sein können.
    Viele Grüße
    Gaby

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