Ich wünschte, ich könnte schreiben, es war ein sonniger Tag, an dem Allegra friedlich auf der Terasse liegend eingeschlafen ist. So war es aber leider nicht. Es war eine nüchterne Entscheidung an einem finstergrauen Wintertag.
Allegra lebte irgendwie schon immer in diesem Tierheim, mindestens aber 12 Jahre lang. Was ne lange Zeit und in dieser hat Allegra alle Entwicklungen miterlebt. Viele Jahre lebte sie im ersten Zwinger der Zone 2 und war dort bekannt für ihre Kletterkünste. Oft verschaffte sie sich einen Überblick, in dem sie den Zaun hochkletterte und von oben schaute was vor sich ging. Immer kamen Besucher aufgeregt angerannt um dies zu melden, immer nickte ich wissend und beruhigend, denn Allegra ist nie raus oder in den Nachbarzwinger gesprungen.
Allegra war ein sehr eigenständiges Persönchen, unter Hunden eine Persönlichkeit, die respektiert wurde, sie kam auch nie in Schwierigkeiten. Hündinnen, die ihren Führungsstatus streitig machen wollten, hatten keine Chance. Wenn es darauf ankam wusste Allegra sich durchzusetzen.
Schon zu Beginn, als wir Allegra kennenlernten trafen wir auch auf Nico und er blieb ihr treuer Gefährte bis zum letzten Tag. Sie lebten die erste Zeit in einer relativ beständigen Gruppe, später eine Zeit lang nur zu zweit bis sie zusammen in einen weitläufigen Zwinger zu zwei weiteren Senioren zogen. Ja, inzwischen waren sie doch alt geworden. Das war vor mehr als 3 Jahren. Doch irgendwie rosteten die beiden in der beschaulichen Ecke ein, sodass wir sie wieder in belebteres Gebiet ziehen ließen und schließlich in den Freilauf.
Das war ein sehr aufregender Tag für Allegra, war sie doch schon recht klapprig geworden. Ich weiß noch, wie Sabine mich sorgenvoll ansah, weil Allegra überhaupt nicht aufhörte zu marschieren und ihr scheinbar langsam die Puste ausging. Sie marschiere gerne, täglich lief sie einmal das ganze Gelände ab, stets begleitet von Nico und immer kam sie einem freudig entgegen, wenn sie einen bemerkte, wusste sie doch man hat bestimmt ein Leckerchen in der Tasche. Sie bekam täglich ihre Extramahlzeit, die sie sehr schätzte.
Menschen mit Essbarem in der Hand fand Allegra gut, aber all die Jahre konnte sie dem sich streichen lassen nichts abgewinnen. Wenn man unbedingt wollte war das schon möglich, aber es war ihr höchst unangenehm und suspekt. Im letzten halben Jahr wurde Allegra zunehmend weniger und in den letzten Wochen kraftloser. Sie fiel öfter hin und es wurde für sie zunehmend schwieriger wieder auf die Beine zu kommen. Die Kälte setzte ihr zu und manchmal lag sie fast den ganzen Tag in der Hütte.
Wir haben sehr kalten, grauen Winter, in uns wuchs zunehmend die Sorge, dass sie hinfällt und nicht mehr hochkommt und keiner merkt es. Auf keinen Fall wollten wir sie eines morgens erfroren auf der Wiese finden. Es schien zwar keine Sonne, dennoch ist sie friedlich in unserem Beisein auf der Terasse eingeschlafen.
Es war mir eine Ehre dich all die Zeit begleiten zu dürfen, wir werden auf deinen treuen Freund Nico aufpassen.
Man kann nicht so viel sehen, ich hatte aus der Quarantäne heraus gefilmt. Es zeigt ein Teil von Allegras täglicher Runde durch ihr Revier.
Petra Martin
Komm gut rüber, Allegra. Nico wird dich sicherlich vermissen. Wie geht’s ihm denn? Wie geht er mit dem Verlust um?