Azra ist mit knapp 16 Jahren verstorben. Im Frühsommer 2009 wurden in einer brutalen Einfangaktion 100 Hunde in Gheorgheni in zu kleinen Wägen nach Brasov zur Einschläferung gebracht. Mutige Tierschützer dokumentierten das Verbrechen und konnten verhindern, dass die Hunde getötet wurden. 55 der armen Geschöpfe konnten wir übernehmen, Azra war eine davon.
Zu diesem Zeitpunkt hatte das Tierheim die Hälfte an Zwingern und fast doppelt so viele Hunde, zu der Zeit war noch so einiges anders und uns noch vieles nicht bekannt oder bewusst. Für so manchen war diese Rettung nicht wirklich Glück.
Ich kann mich noch sehr gut an sie erinnern, ängstlich, immer Deckung suchend, nur zu sehen, wenn man sie aktiv suchte und den Deckel der Hütte aufwuchtete. Einmal war sie für 2 Wochen verschwunden, einfach weg und plötzlich tauchte sie in einem anderen Zwinger sogar in einer anderen Zone auf. Dünn, wie immer, weil sie wenig abbekam.
Azra erlebte den ganzen Wandel des Tierheims mit und zeitverzögert wandelte auch sie sich. Sie war schon ne Marke, die Azra.
Azra lebte mit unterschiedlichen Hunden in unterschiedlichen Lebenssituationen, blieb aber immer ein scheuer Hund. Sie lernte aber sich zu behaupten und legte sich ein wirklich dickes Fell zu.
Azra zog irgendwann dann in den Hausbereich, das hatte ich mir schon lange gewünscht. Eigentlich hätte ich es gerne gehabt, wenn sie bei mir eingezogen wäre, aber das wollte Azra einfach nicht. Sie entdeckte aber schon das Leben im Haus für sich, sie mochte es gerne in der Futterküche. Als diese umzog in ein kleines Häuschen zog Azra problemlos mit, als einzige, der Rest machte erstmal große Augen. Wenn man als Mensch neben Azra sein wollte musste man sich sehr still verhalten und sich ganz langsam bewegen. Und als noch gesonderte Fütterungen bestanden mussten alle (Mensch und andere Hunde) mucksmäuschenstill sein, damit sie fressen konnte und dabei hat sie dann lautstark geschmatzt.
Azra hat sich über die Jahre immer weiter geöffnet und lief eigentlich dann wirklich überall locker herum. Im neuen Häuschen hatte sie dann ihre eigene Bude aus einem Schaumstoffhundehaus, das war ihrs, das fand sie toll. Einmal hatte sich Lola reingelegt, das machte sie fassungslos.
Im Hausbereich gibt es verschiedene Bereiche, die jeder Hund betreten kann, aber es hatten sich Grüppchen gebildet und Azra war im hinteren Hausbereich. Diese 4 Hunde gingen nie nach vorne, bis Azra das vor einem knappen Jahr änderte. Plötzlich stand sie da, wartete mit den anderen das es Futter gab. Azra war somit Vorreiter, denn die anderen taten es ihr nach. Was ne Wandlung über die Zeit. Nur das mit dem Filmen oder Fotografieren, das war einfach nicht ihrs, bis zum Schluss.
Thomas ist nun der letzte Hund, der von den 55 Hunden aus Gheorgheni noch bei uns ist. Wir haben uns in der Vergangenheit immer wieder an Rettungsaktionen beteiligt, diese ist nun 13 Jahre her. In dieser Anzahl ist es uns leider aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich. Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass man unter Umständen für sehr, sehr lange Zeit einspringt.
Azra gab mir eine wertvolle Lektion über den freien Willen, mach es gut meine sturköpfige Freundin.
One thought on “Tierheim News 18.03.2022”
Comments are closed.
liebe Azra, du weises altes Hundemädchen, komm gut über die Regenbogenbrücke….