Tierheim-News 27.08.2020

Abschied von Cordy

Cordy kam zum Füttern angelaufen, wurde dann wackelig und musste sich hinlegen. Es war einer dieser schwül heißen Tage, wo es so manchen auf den Kreislauf ging. Abends lag er in der Bude, es hatte abgekühlt und er nahm einen Napf mit Dose an. Es zeigte sich, dass es nicht einfach das Wetter war, nach der Blutabnahme war klar, dass seine Nieren nicht mehr arbeiteten. Cordy hat 2 Tage Infusionen, Praxisaufenthalt und alles was dazu gehört ertragen. Die Kontrolle der Blutwerte machte uns klar, dass wir Cordy nicht mehr helfen können.

Über Cordy zu schreiben ist wie eine Reise in eine andere Zeit. Irgendwie war er schon immer da… irgendwie haben wir hier so viel zusammen herausgefunden und gelernt. Cordy tauchte 2 Monate nach mir hier auf, als 6 Monate alter, total verängstigter Kerl. Man hatte ihn mit einem Strick um den Hals über den Zaun geworfen, zu einer Zeit wo dies lässig hätte seinen Tod bedeuten können. Es war zur Zeit meiner ersten Kastrationsaktion, der Tierärzte-Pool war da, ich weiss noch wie Cordy auf der Decke lag zum Aufwachen, in der Sonne, mit gezogenen Milchzähnen, die noch neben den neuen Zähnen klemmten. Bei über 200 unkastrierten Hunden im Tierheim fackelte man nicht lange…

Ich hatte versucht ihm einen Platz zu schaffen, wo er sich nicht so fürchten muss und so landete er bei Welpen, aber auch das war ganz furchtbar für ihn. Er grub sich unter eine Terrasse und er „zerschredderte“ mir den Unterarm, als ich ihn da wieder raus zog.

Irgendwie ging es für ihn weiter, irgendwie lebte er sich ein und aus dem total verängstigten Junghund wurde ein mit Hunden geselliger Rüde, der sich von Menschen zwar nicht anfassen ließ, aber sich durchaus über Besuch seiner vertrauten Personen freute.

Ich kann mich nicht erinnern wie es dazu kam, dass er von mehreren Hunden dermaßen attackiert wurde und nur schwach, wie ich ihn aus dem Zwinger trug und er dadurch am Haus landete. Das war vor fast 8 Jahren. So lange lebte Cordy nun am Haus.

Cordy war ein Hund, der Phasen hatte. Er hatte Phasen, da war er richtig zutraulich und Phasen, da fand er einen nur ganz ok. Er hatte Phasen, da war er ein Morgenhund und begrüßte einen überschwänglich mit Tänzchen und einem fröhlichen Gesicht und es gab Phasen, da war er ein Abendhund und machte einen auf albernen Clown. Es gab Phasen da schloss er sich dieser oder jener Gruppe am Haus an, Phasen, wo er sich beim Füttern gebärdete und Phasen, wo man zusehen musste, dass er nicht zu kurz kam. Seine Liebelei mit Mendo war ja auch so ein Ding, plötzlich hatte es ihm gereicht und Mendo musste sich jemand Neues suchen, den er bewachen konnte. Genauso hatte Cordy Zeiten, da fand man ihn immer im Haus und dann war das rum und er lag immer in einem bestiummten Korb.

Um so ruhiger es am Haus wurde, um so entspannter wurde er und auch um so zutraulicher. Cordy hatte zwar immer noch starke Bedenken, wenn man ihn mal hoch nahm, mit in die Praxis nahm, aber er ließ es geschehen.

So unscheinbar er auch aussah, er ist jedem aufgefallen. Jeder Besucher wurde ein Cordy-Fan. Neulich hatte mich Laura, die ihn erst recht kurze Zeit kannte, gefragt, warum Cordy eigentlich noch hier ist, ja so zutraulich wurde er auf seine alten Tage noch. Meine Antwort war: „weil er hier Zuhause ist“