tierheimnews 16.07.2018

er muß wohl morgens aus seiner hütte gestiefelt + dabei einfach tot umgefallen sein – wenn nicht im schlaf, dann möchte man doch so sterben, oder…?

wir fanden ihn äußerlich völlig unbeschadet an einem der lauschigen plätzchen, die er sich zum ruhen immer gern gesucht hat –

icarus war ein freidenker + hat sich in keine schublade stecken lassen; er gehörte keiner der bestehenden cliquen an, sondern war mal hier, mal da – ein durchweg akzeptierter + gern gesehener mitbewohner in den damals wilden freilaufzeiten wie auch in den gemächlichen heute –

mal war er gesellig + präsent, mal hatte er seine eremitentage + man mußte ihn suchen gehen, wenn man ihn mal treffen wollte –

genauso hielt er es mit uns menschen – er war nicht uninteressiert + hat auch streicheleinheiten genießen können – das mußte aber wahrlich nicht jeden tag so sein –

schon seit geraumer zeit haben wir icarus genau im auge gehabt; er bekam schon lange sein tägliches extraportiönchen, zusammen mit ein paar anderen rentnern aus dem freilauf, die altersbedingt sichtlich abbauen –

ein spielchen, wie icarus futtert nur mäkelig, dann nimmt man ihm den napf weg, stellt ihn wieder hin + er freut sich, als hätte man ihn grad zum erstenmal hingestellt, ist beispiel dafür, wie verpeilt er mittlerweile war…sein gangbild war oftmals so strange, daß man dachte, er hat sich hinterm pferdestall ein paar schnäpschen genehmigt… + ab + an, glaube ich, hatte er im gehen auch vergessen, wo er eigentlich hin wollte…

an den tagen vor seinem tod futterte er so mäkelig wie nie zuvor, einen tag vor seinem tod wollte er gar nichts essen –

somit waren wir hier insgesamt schon völlig vorbereitet auf seinen tag x –

es ist wirklich sehr schön, sich mit soviel zeit von einem hund zu verabschieden + den tag seines todes dann auch als friedlichen lauf der zeit empfinden zu können…