ein thema, das ich schon länger vor mir herschiebe, ohne daß es dadurch einfacher würde – der traurige abschied von martinez –
martinez kam im januar diesen jahres aus deutschland zurück zu uns ins tierheim – er kam im deutschen leben nicht zurecht, kam aus zwei vermittlungen zurück, weil er mehrfach gebissen + sich damit alle weiteren möglichkeiten verbaut hat –
wir konnten uns das absolut nicht erklären, kannten wir martinez doch nur so – anhänglich, verschmust, witzig, agil + uns gegenüber immer völligst ergeben –
es tat sich hier auch gut an in den ersten wochen – martinez hat sich recht schnell wieder eingefunden, war zwar eher freundlich-distanziert + nicht so unbeschwert wie damals, aber er war umgänglich + ging gern spazieren –
martinez ist nach einiger zeit in den großen freilauf gezogen + hat dort richtig spaß gehabt – leider hatten die anderen hunde nach kurzer zeit nicht mehr soviel spaß, weil martinez sich in stresssituationen auf den nächstbesten hund gestürzt hat, der in der nähe war – so mußte er dort leider wieder ausziehen + zog in einen großzügigen zwinger mit netter + selbstbewußter gesellschaft –
das war eine zeitlang okay, man sah die beiden ab + an sogar spielen –
leider kippte es dann bei martinez + es kam zu ersten attacken gegenüber den arbeitern, die völlig überrascht waren davon, weil sie so unvorhersehbar waren –
letztendlich konnte ihn nur noch bestimmte leute händeln + dann brauchten selbst wir tricks, ihn zur essenszeit überhaupt noch an die leine bekommen –
all das hätten wir hingenommen – wir haben hier ja ein paar kandidaten, die nur mit bestimmten leuten können –
dann, völlig aus dem nichts, verbiss sich martinez nachhaltig in das bein eines menschen, den er recht gut kannte + konnte nur mit list + tücke dazu gebracht werden, wieder abzulassen – die verletzung war nicht von schlechten eltern –
leider hat martinez damit sein todesurteil gefällt – wir haben ihn am nächsten tag einschläfern lassen –
ich haben martinez an die leine genommen, bin mit ihm nach draußen auf die wiese gegangen, arpi hat ihn mit dem blasrohr einen betäubungspfeil in den oberschenkel geschossen, wir sind weiter spazieren gegangen, martinez merkte, daß ihm schummerig wurde, er hat sich hingelegt + ich habe ihm wie früher die ohren gekrault, bis er fest eingeschlafen ist –
ich hadere immer noch damit –
martinez kam verändert aus deutschland zurück – irgendwie verständlich, hatte er ja viel erlebt + war insgesamt ein jahr + 3 monate dort, vielviel länger als er vorher bei uns gewesen ist –
vielleicht haben wir ihn hier damals auch gar nicht richtig kennen gelernt – vielleicht hatte er, entgegen der aussagen deutscher ärzte, doch einen gehirntumor – vielleicht sind in den beiden vermittlungen sachen passiert, die ihn so unberechenbar gemacht haben? wir wissen es nicht + mußten uns nun hier so entscheiden, um die sicherheit unserer mitarbeiter nicht weiter aufs spiel zu setzen –
es war eine chance für martinez, hier nochmal den dreh zu bekommen + in akzeptabler umgebung seinen lebensabend zu verbringen – ich bedaure zutiefst, daß es nicht möglich war –
behalten wir martinez so in erinnerung –
rest in peace :*
4 thoughts on “tierheimnews 30.5.22”
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Was für ein trauriges Schicksal! RIP Martinez!
Es ist mir absolut bewußt, daß das Einschläfern eines Tieres immer eine schwere Entscheidung ist, finde es aber sehr verantwortlich Euren Mitarbeitern gegenüber und ich bin der Meinung, daß das im Vordergrund stehen sollte! Ich würde mir wünschen, daß mehr Tierheime Eurem Beispiel folgen würden und nicht jeden bissigen Hund auf Teufel komm heraus weiter „betreuen“ und Ihre Mitarbeiter den Gefahren aussetzen. An eine Vermittlung ist bei einigen da eh nicht mehr zu denken… und meist (in vielen Tierheimen ist auch nicht so viel Platz wie bei Euch) finde ich es auch für die Tiere kein lebenswertes Leben.
Wer weiß was er hier ertragen musste. Es gibt genug Menschen die absolut keinen Plan haben wie man mit selbstbewussten Herden..oder Straßenhunden umgeht. Auf Augenhöhe und mit viel Geduld. Traurig macht mich das….ich gebe den Menschen in Deutschland eher die Schuld. Ich habe Silja von euch vor Jahren übernommen. Auch ein Herdenschutzhund….die brauchen auch Arbeit und dass heißt absolutes Aufpassen auf Haus und Hof….nur das macht den Hund zufrieden. Sie hat sich so toll entwickeln dürfen und hat selbst entschieden dass das LEBEN im Haus nicht übel ist. Anfangs ist sie sogar aus dem Fenster in die Natur gesprungen…aber sie kam wieder und ich habe mich darüber gefreut. Hin und wieder möchte sie Nachts in die Tenne in eine alte Hundehütte…..auch das ist für mich ok. Wenn man das nicht bieten kann und keine Geduld hat oder einen unterwürfigen Hund möchte dann sollte es kein imposanter Herdenschutzhund sein.
Wie leid es mir tut um ihn…Deutschland war die Hoffnung und nun war es sein Übel…..
Mit Umsicht und Verantwortung gehandelt. Liebevoll bis zum Ende. Danke. Alles richtig gemacht. Ich hoffe der verletzte Mensch ist wieder gesund geworden.