tierheimnews on tour

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Nach einem noch vollgepackten Vormittag machten wir uns am 02. April mit einem pickepacke vollgeladenen Auto auf den Weg nach Rovinari, um dort Hunde für die erste dort stattfindende Kastrationsaktion einzufangen. Wir hatten unsere beiden großen Fallen im Gepäck, einiges an Ausrüstung, um die Hunde zu händeln und jede Menge Futter und Leckerlies.

Erst einmal fuhren wir nach Targu Jiu, wo unsere Unterkunft für die nächste Woche lag. Kaum in der Stadt angekommen, sahen wir schon die erste Hündin, die wir am liebsten direkt mitgenommen hätten, doch wohin mit ihr? Die Hündin humpelte über eine große Kreuzung inmitten der Stadt. Unser Plan stand fest: Wir würden in der Woche nochmal zu Fuß hier vorbeischauen um nach ihr zu sehen, da es an diesem Abend schon recht spät war und wir auch erstmal unsere Unterkunft finden mussten. Leider haben wir diese Hündin im Laufe der Woche nicht mehr wiederfinden können.

Am nächsten Morgen fuhren wir ins 20 Minuten entfernte Rovinari, wo es dann nach einer kurzen Begrüßung im Tierheim direkt zu unserem ersten Einsatzort ging, dem Gelände des Kohlekraftwerks von Rovinari. Schnell wurde klar, das Gelände ist sehr weitläufig und überall wo man hinschaut, sind Hunde zu sehen. Wir hätten uns dort die ganze Woche aufhalten können und hätten vermutlich immer noch nicht alles gesehen. Doch durften wir die anderen Orte in Rovinari, an denen auch überall Hunde unterwegs sind, nicht vernachlässigen, damit sich niemand benachteiligt fühlen würde. Also waren wir nur die ersten drei Tage im Kraftwerk.

Auch wenn es scheinbar nicht gut kommuniziert wurde, was genau wir dort machen wollten,waren die Mitarbeiter dort glücklicherweise sehr kooperativ und hatten auch ein super Verhältnis zu den Hunden, sie wurden gefüttert und manche Hunde haben auch Namen. Ein paar Mitarbeitern mussten wir erstmal aufgrund der Sprachbarrieren mit Händen, Füßen und einem Onlinetranslater erklären, dass die Hunde nach der Kastration wieder zurück kommen und wir sie ihnen nicht wegnehmen werden. Das Lächeln auf dem verheultem Gesicht einer Mitarbeiterin machte klar: Sie hat es verstanden und wird uns unterstützen. Die Hilfe der Mitarbeiter des Kraftwerks und auch die Unterstützung in Form eines Autos mit Fahrer durch das städtische Tierheim, um die Hunde ins Tierheim zu fahren, machten es uns möglich, dort sehr viele Hunde einzufangen, sodass man inzwischen dort ein Meer aus gelben und pinken Ohrmarken vorfindet. Gelb für die Jungs, pink für die Mädels. Ein sehr schönes Bild, dass einem nochmal zeigt, was man innerhalb ein paar Tagen geschafft hat.

An unserem zweiten Tag im Kraftwerk hatten wir zwischendurch eine kleine Mittagspause, denn die Falle war bereits belegt und das Tierheimauto gerade unterwegs um Hunde weg- und auf dem Rückweg leere Transportboxen mitzubringen. Diese Pause nutzten wir, um uns auf dem Gelände noch ein wenig umzusehen. Hierbei lief mir Betty über den Weg. Sie hatte schlimme Hautprobleme. Ich wollte sie am liebsten direkt mitnehmen, wusste jedoch nicht wie sie reagiert und dann war da auch noch das Problem: Wohin mit ihr? Wir hatten ja keine freien Boxen mehr. Doch Betty lief mir auf meinem Weg zurück zu unserem Auto einfach hinterher, sodass ich mich dann doch dazu entschloss, sie einfach unter den Arm zu packen und mitzunehmen. Sabine richtete ihr dann im Auto erstmal ein schönes Plätzchen mit ein paar Decken auf dem sie warten konnte, bis eine Box ankam. Nach der Untersuchung von Nina stand fest, wir würden sie mit nach MC nehmen, damit dort ihre Haut heilen kann. Jedoch mussten wir sie erst einmal wieder zurück bringen, da wir sie nicht in dem überfüllten Tierheim in Rovinari lassen wollten und das Gelände des Kraftwerks doch recht schön für die Hunde ist. Es gibt dort zwischen den Gebäuden immer wieder Grasflächen und auch kleine Nischen und Ecken, in denen die Hunde wettergeschützt sind.

 

Unseren vierten Tag in Rovinari verbrachten wir auf einem Gelände, das zum Teil aus Privathaus und zum Teil zu einem Betrieb gehörte und ganz in der Nähe des Tierheims war. Dort angekommen, konnten wir die ersten drei Hündinnen direkt in die Transportboxen setzen, da diese sehr zutraulich waren. Allerdings hatte Nina an diesem Tag noch sehr viele Kastrationstermine mit den Privattieren aus der Stadt, die im Zuge der Kastrationsaktion auch gemacht werden konnten, sodass sie an diesem Tag nur fünf weitere Hunde kastrieren konnte. Zwei durften wir also an diesem Tag noch mit der Falle fangen. Es wurden eine weitere Hündin, womit wir dann alle Hündinnen von diesem Gelände kastrieren konnten, und ein Rüde, der aufgrund einer Verletzung am Bein humpelte, welche sich Nina bei der Kastration noch anschauen konnte. Den restlichen Tag nutzten wir, indem wir Nina und Gabriel zur Hand gingen und im Tierheim die ausreisebereiten Tiere für den anstehenden Deutschlandtransport vorzubereiten.

Die letzten beiden Tage verbrachten wir an einem anderen Betriebsgelände. Auch dort konnten wir bis auf ein paar wenige Unfangbare alle Hündinnen kastrieren. Hier fanden wir auch noch drei Hunde, bei denen wir beschlossen, sie mitzunehmen. Zum einen Flora, ein ca. 3 Monate alter Welpe, die allerdings in einer Gruppe erwachsener Hunde lebte und von diesen zum Teil nicht gerade freundlich behandelt wurde. Des weiteren nahmen wir noch Törött mit, ein super anhänglicher Rüde, der aufgrund eines alten, unverheilten Bruchs ein entzündetes Bein hatte. Der Bruch ist inzwischen von Arpi operiert und Törött hat sich hier gut eingelebt. Der dritte Hund war Jonella, eine ältere Hündin, die wie uns die Arbeiter der Firma berichteten, einen Autounfall hatte. Sie lag unter einem Maschinenteil vom Wetter geschützt, hatte aber offensichtlich schon länger nichts mehr getrunken und befand sich in einem sehr schlechten Zustand. Nach einer Untersuchung von Nina stellte sich heraus, sie hatte vermutlich keinen Unfall, aber einen übel riechenden, blutenden Ausfluss. Am nächsten Tag führte Nina eine Not-Op durch, nachdem Jonella etwas mehr stabilisiert war, mehrere tote und halb verweste Welpen hatten sich in der Gebärmutter befunden, da ein Welpe quer im Geburtskanal lag den Ausgang verstopft hatte. Jonella hat die Op den Umständen entsprechend gut überstanden und aus Mangel an Alternativen nahmen wir sie am übernächsten Tag bei uns im Auto in einer gut ausgepolsterten Box mit nach MC. Die Fahrt hatte sie ganz gut überstanden, später auch wieder getrunken und gegessen und war am liebsten draußen in der Sonne, interessiert an dem, was um sie herum geschah, das sie sich im Liegen von ihrem Platz aus anschauen konnte. Drei Tage nach unserer Ankunft in MC verschlechterte sich Jonellas Zustand leider rapide, sodass sie von Arpi eingeschläfert wurde. So konnte sie schmerzbefreit und gut versorgt ihre letzten Tage verbringen.

Wir blicken auf 7 sehr ereignisreiche Tage zurück, die uns vorkommen, wie eine andere Welt, wenn wir nun hier wieder aus unserem Tierheimalltag zurückblicken. Es war unser erster gemeinsamer Einsatz dieser Art, der wirklich sehr gut gelaufen ist.

 

One thought on “tierheimnews on tour

  1. Jeanine, danke für deinen ausführlichen Bericht, von dem meine Gefühle Achterbahn gefahren sind. Wie muss es euch erst ergangen sein…?!
    Danke für alles, was ihr, das KastraTeam, die Menschen und Bewohner vor Ort möglich gemacht haben. Ich ziehe meinen Hut und wünsche euch weiterhin viel Kraft, Erfolgserlebnisse und die Energie immer weiter zu machen. Passt gut auf euch auf

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